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Glaukom

Früh erkennen, Erblindung vermeiden

Das Glaukom ist die häufigste Erblindungsursache weltweit, bleibt aber häufig lange Zeit unerkannt. Früherkennung und rechtzeitige Therapie sind essenziell, um bleibende Sehnervenschäden zu vermeiden.
Sandor Blümle
Fritz Hengerer
08.06.2025  08:00 Uhr

Erst Mono-, dann Kombitherapie

Nach den Richtlinien der Europäischen Glaukomgesellschaft (EGS) soll das Glaukom initial mit einer medikamentösen Monotherapie behandelt werden. Wenn der Patient unter Monotherapie trotz eines Wechsels der Substanzklasse nicht den Zieldruck erreicht, sind fixe Kombinationstherapien angezeigt.

Wird dadurch das gewünschte Druckniveau immer noch nicht erreicht, sollten operative Methoden in Betracht gezogen werden – zumal durch eine höhere Anzahl von Antiglaukomatosa die Compliance der Patienten deutlich sinkt (1).

Wirkstoffe

Der derzeitige Standard in der Behandlung des Offenwinkelglaukoms ist die medikamentöse Senkung des Augeninnendrucks. Es stehen verschiedene Substanzklassen zur Verfügung.

Cholinergika wie Pilocarpin sind die älteste eingesetzte Substanzklasse. Pilocarpin lähmt den Ziliarmuskel, wodurch sich das Trabekelmaschenwerk aufweitet und sich der Abfluss des Kammerwassers verbessert. Da Cholinergika relativ starke opthalmologische und systemische Nebenwirkungen verursachen können, haben sie heute keine große Bedeutung mehr. Beispielsweise kann Pilocarpin bei einigen Patienten eine Zunahme der Kurzsichtigkeit (Myopisierung) bewirken, da es die Pupillen verengt und somit die Fähigkeit des Auges, weiter entfernte Objekte scharf zu sehen, einschränkt.

Lokal angewendete Betablocker, zu denen Timolol gehört, reduzieren die Sekretion des Kammerwassers im Ziliarepithel. Sie begünstigen allerdings ein trockenes Auge, da sie die Tränenproduktion herabsetzen. Dies kann auch zu vorübergehenden Sehstörungen führen. Das drucksenkende Potenzial liegt bei circa 20 bis 25 Prozent. Kontraindikationen sind unter anderem Bronchialasthma und chronisch-obstruktive Atemwegserkrankungen.

Lokale Carboanhydrasehemmer, mit Dorzolamid als wichtigstem Vertreter, senken die Kammerwassersekretion, indem sie das Enzym Carboanhydrase im Ziliarkörper hemmen. Carboanhydrasen wandeln Kohlendioxid und Wasser in Bicarbonat und Protonen um – und Bicarbonat ist ein wichtiger Bestandteil des Kammerwassers. Bereits seit 1955 wird Acetazolamid systemisch bei extrem hohen Druckwerten angewendet.

Alpha-2-Agonisten wie Clonidin und Brimonidin reduzieren die Kammerwassersekretion im Ziliarkörper und verbessern gleichzeitig den trabekulären und uveoskleralen Abfluss. Brimonidin wird außerdem eine neuroprotektive Wirkung am Auge zugeschrieben. Die Substanzen müssen mehrmals täglich appliziert werden. Da sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden, sind sie bei Kindern kontraindiziert.

Prostaglandin-Analoga können den IOD um bis zu 35 Prozent senken und zählen damit zu den effektivsten – und zu den am häufigsten verordneten – Antiglaukomatosa. Sie sind das Mittel der Wahl zur Behandlung des Glaukoms. Zu den wichtigsten Vertretern gehören Latanoprost, Travoprost und Bimatoprost. Sie müssen nur einmal täglich appliziert werden und verbessern den uveoskleralen und trabekulären Abfluss des Kammerwassers. Lokale Nebenwirkungen sind eine vermehrte Durchblutung (Hyperämie) und Entzündungsreaktionen des Auges. Häufig kommt es zu einer Braunfärbung der Iris und zu einem vermehrten Wimpernwachstum.

Rho-Kinase-Hemmer wie Netarsudil sind die neuste Klasse von IOD-senkenden Wirkstoffen. Die Wirksamkeit liegt im Bereich der Prostaglandin-Analoga. Das Enzym Rho-Kinase ist an der Regulation verschiedener Zellfunktionen, unter anderem der Kontraktion der glatten Muskelzellen, beteiligt. Netarsudil senkt den Druck auf drei Arten: Es reduziert die Produktion des Kammerwassers und erhöht dessen trabekulären Abfluss, außerdem senkt es den episkleralen Venendruck. Die häufigste okuläre Nebenwirkung ist eine verstärkte Durchblutung der Bindehaut (konjunktivale Hyperämie), was zu einer Rötung führt. In Deutschland ist Netarsudil in Augentropfen nur in einer fixen Kombination mit Latanoprost erhältlich.

Um Wechselwirkungen mit anderen – auch nicht verschreibungspflichtigen – Augentropfen zu vermeiden, sind zeitliche Abstände zwischen den Anwendungen einzuhalten. Diese liegen meist im Minutenbereich, sind im Beipackzettel zu finden und sollten auch mit dem Arzt besprochen werden.

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