Früh erkennen, Erblindung vermeiden |
Da es verschiedene Formen gibt, spricht man beim Glaukom auch von einer Gruppe von Erkrankungen. Glaukome können nach der Konfiguration des Kammerwinkels in Offen- und Engwinkelglaukome eingeteilt werden. Beim primären Offenwinkelglaukom (POWG) ist der Kammerwinkel makroskopisch offen (Grafik). Ablagerungen im Bereich des Trabekelmaschenwerks erhöhen den Abflusswiderstand und damit den Augeninnendruck.
Das POWG ist die häufigste Form des Glaukoms in der westlichen Welt. Mit zunehmendem Alter steigen seine Prävalenz und Inzidenz. Circa 2 Prozent aller Menschen ab 40 Jahren haben ein Offenwinkelglaukom, bei den Über-75-jährigen sind es bereits 7 bis 8 Prozent.
Die Konfiguration des Kammerwinkels unterscheidet sich je nach Glaukomform. / © PZ/Stephan Spitzer
Eine Sonderform des POWG ist das Normaldruckglaukom. Dabei entwickelt sich trotz Druckwerten im Normbereich ein Schaden des Sehnervs. Bei der Entstehung spielen Unregelmäßigkeiten der Augendurchblutung eine Rolle, insbesondere Fehlregulationen der Blutgefäße (vaskuläre Dysfunktion). Die Pathogenese ist jedoch nicht vollständig geklärt.
Bei einem Engwinkelglaukom verengen periphere Anteile der Iris den Kammerwinkel, wodurch der Abfluss des Kammerwassers behindert wird und der IOD steigt.
Bei Sekundärglaukomen sind andere Augenerkrankungen, -verletzungen und -entzündungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten, beispielsweise von Glucocorticoiden, die Ursache für den IOD-Anstieg. Die häufigsten sekundären Offenwinkelglaukome sind das Pseudoexfoliations- und das Pigmentdispersionsglaukom. Hier erhöhen Protein- oder Pigmentablagerungen den Abflusswiderstand.
Ein Glaukom entwickelt sich meist beidseitig. Warum nur ein Auge oder beide betroffen sind, ist nicht abschließend geklärt. Vermutlich spielt die genetische Disposition dabei eine Rolle.
Bei einem akuten Glaukomanfall steigt der Intraokulardruck drastisch an, auf bis zu 70 mmHg. Die Ursache kann eine Pupillenerweiterung sein, entweder in emotionalen Stresssituationen oder durch Medikamente wie Psychopharmaka. Die Iris verlagert sich nach vorne vor das Trabekelmaschenwerk und blockiert den Abfluss des Kammerwassers (»Winkelblock«). Man spricht auch von einem Winkelblockglaukom (Grafik oben rechts).
Ein Glaukomanfall geht meist mit heftigen Schmerzen, plötzlich auftretenden Sehstörungen und Übelkeit einher. Das Auge ist stark gerötet. Es handelt sich um einen Notfall, der sofort augenärztlich behandelt werden muss.
Initial erfolgt die Therapie medikamentös. Zum Einsatz kommen dabei unter anderem lokale Parasympathomimetika wie Pilocarpin sowie intravenös verabreichte hyperosmolare Lösungen – beispielsweise Mannitol –, um das Glaskörpervolumen osmotisch zu reduzieren. Es können auch Carboanhydrasehemmer wie Azetazolamid oral oder intravenös gegeben werden. Ebenso ist die intravenöse Verabreichung von Betablockern möglich.
Je nach Befund wird zur Wiederherstellung des Kammerwasserflusses auch mit einem Laser eine kleine Öffnung in die Iris gemacht (Laser-Iridotomie) oder ein kleiner Teil der Iris chirurgisch entfernt (Iridektomie).