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Neuer Gerinnungshemmer

Faktor-XIa-Inhibitor Asundexian ist sicher und wirksam

Faktor-XIa-Inhibitoren werden derzeit als potenzielle Alternative zu Faktor-Xa-Inhibitoren entwickelt. Von ihnen verspricht man sich ein besseres Sicherheitsprofil bei ähnlich guter Wirksamkeit. Der Faktor-XIa-Inhibitor-Kandidat Asundexian wurde nun in einer Phase-II-Studie mit Apixaban verglichen.
Theo Dingermann
11.04.2022  07:00 Uhr

Faktor-Xa-Inhibitoren (Xabane) wie Apixaban (Eliquis®), Edoxaban (Lixiana®) und Rivaroxaban (Xarelto®) zählen zusammen mit dem Thrombin-Inhibitor Dabigatran (Pradaxa®) zu den direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK). Die Xabane blockieren die Umwandlung von Prothrombin zu Thrombin und hemmen so sehr zuverlässig die Blutgerinnung. Sie werden zur Prophylaxe von Thromboembolien, Schlaganfällen und zur Behandlung von Venenthrombosen sowie einer Lungenembolie angewendet. Nicht zu vernachlässigen ist beim Einsatz von DOAK jedoch die Gefahr von Blutungen.

Als Alternative zu den Faktor-Xa-Hemmern könnten sich Faktor-XIa-Inhibitoren eignen. Der Faktor XI ist stark an der Thrombusbildung beteiligt, hat aber nur eine vergleichsweise geringe Bedeutung für die Hämostase. Deswegen könnten sich Inhibitoren des aktivierten Faktors XI (Faktor XIa) als Wirkstoffe zur Thromboembolie-Prophylaxe mit einem eher geringen Blutungsrisiko erweisen.

Nachdem bereits im vergangenen Jahr Ergebnisse einer Phase-II-Studie für den oral verfügbarer Faktor-XIa-Hemmer Milvexian publiziert wurden, geschah das nun auch für den Konkurrenten Asundexian, und zwar im Fachjournal »The Lancet«. Dieser wurde in der Studie bei Patienten mit Vorhofflimmern mit dem Faktor-Xa-Hemmer Apixaban verglichen. Asundexian wurde dabei in den Dosierungen einmal täglich 20 mg (n = 249) oder 50 mg (n = 254) gegeben, Apixaban mit zweimal täglich 5 mg (n = 250). Alle Probanden hatten aufgrund ihres Vorhofflimmerns ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall, zudem bestand ein erhöhtes Blutungsrisiko.

Asundexian bewirkte in der 20-mg-Dosierung bei Talspiegelkonzentrationen eine 81-prozentige Hemmung der Faktor-XIa-Aktivität (92 Prozent in der Dosierung 50 mg) und bei Peak-Konzentrationen eine 90-prozentige Hemmung (94 Prozent in der Dosierung 50 mg). Blutungsereignisse wurden in der Gruppe der Probanden, die 20 mg Asundexian erhalten hatten, dreimal und in der Gruppe der Probanden, die 50 mg Asundexian erhalten hatten, einmal beobachtet. Demgegenüber traten bei den Patienten, die mit Apixaban behandelt worden waren, sechs Blutungsereignisse auf. Unerwünschte Ereignisse waren in den drei Behandlungsgruppen ähnlich häufig: 118 bei Asundexian 20 mg (47 Prozent), 120 bei Asundexian 50 mg (47 Prozent) und 122 bei Apixaban (49 Prozent).

Aus diesen Daten leiten die Studienautoren den Schluss ab, dass Asundexian in einer Dosierung von einmal täglich 20 mg oder 50 mg bei Patienten mit Vorhofflimmern zu einer geringeren Blutungsrate führt als Apixaban in Standarddosierung, wobei der Faktor-XIa in vivo durch Asundexian nahezu vollständig gehemmt wird.

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