Ergebnisse zur Evaluation liegen vor |
Eine verbesserte Therapietreue und ein verringertes Mortalitätsrisiko sind unter anderem die Ergebnisse einer externen wissenschaftlichen Evaluation des ARMIN-Modellprojekts. / Foto: ABDA
Das Modellvorhaben Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) wurde von 2014 bis 2022 gemeinsam von den Landesapothekerverbänden (LAV) Sachsen und Thüringen, den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) in Sachsen und Thüringen sowie der AOK PLUS durchgeführt. Die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) waren in beratender Funktion eingebunden. Die externe Evaluation wurde 2019 an die Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie des Universitätsklinikums Heidelberg vergeben, die diese in Kooperation mit dem aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH durchführte.
Für die Auswertung des Modellvorhabens stellte die AOK PLUS den Evaluatoren verschiedene Datenpakete zur Verfügung:
Zusätzlich wurde im Rahmen der Evaluation zwischen November 2020 und April 2021 eine schriftliche Befragung aller am interprofessionellen Medikationsmanagement teilnehmenden Ärzte, Apotheker und Patienten durchgeführt.
Formal war ARMIN ein Modellvorhaben nach § 63 SGB V, in dem das ABDA-KBV-Modell erstmalig in zwei Bundesländern umgesetzt wurde. Ziel war es, die Arzneimittelversorgung zu optimieren – sowohl durch eine Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) als auch der Therapietreue (Medikamentenadhärenz). Im Vordergrund stand dabei das Ziel einer besseren Versorgung von multimorbiden Patienten mit Polymedikation (≥ fünf Wirkstoffen in der Dauermedikation).
Von entscheidender Bedeutung für die erfolgreiche Umsetzung waren die klar abgestimmten Verantwortlichkeiten zwischen Ärzten und Apothekern, die vorab definierten Prozesse, eine angemessene Vergütung und eine unterstützende technische Infrastruktur. Die Infrastruktur bestand unter anderem aus einem eigens für das Projekt entwickelten Server (Medikationsplanserver, MPS), an den die Apotheken und Ärzte über das sichere Netz der KVen angeschlossen waren. Dadurch wurde ein digitaler Kommunikationskanal zum sicheren Austausch der Medikationsdaten zwischen den Heilberuflern ermöglicht. Die teilnehmenden Praxis- und Apothekenverwaltungssysteme (PVS, AVS) entwickelten entsprechende Softwaremodule, um ein Arbeiten aus der Standardsoftware von Apotheken und Arztpraxen zu realisieren. Weiterhin entscheidend war, dass mit der AOK PLUS eine kooperierende Krankenkasse gewonnen wurde, bei der etwa die Hälfte aller gesetzlich Versicherten in Sachsen und Thüringen versichert war und die zudem bereit war, nicht nur die Honorare für die Heilberufler zu finanzieren, sondern auch beträchtliche Investitionen für den Aufbau der beschriebenen technischen Infrastruktur zu tätigen.
ARMIN umfasste die nachfolgend erläuterten drei Module, die ab 2014 konsekutiv implementiert wurden. Die beteiligten Ärzte und Apotheker erklärten ihre Teilnahme für alle drei Module durch Beitritt zum ARMIN-Vertrag bei ihrer KV beziehungsweise ihrem LAV. Die Patienten konnten ihren Beitritt für das Medikationsmanagement bei den Leistungserbringern erklären.