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Omikron-Variante

Drosten dämpft Hoffnung auf baldiges Ende der Pandemie

Die Omikron-Variante des Coronavirus breitet sich sehr rasch aus. Professor Dr. Christian Drosten zufolge wird die Variante ab Januar auch in Deutschland ein Problem werden – und noch bis in den Sommer bleiben. Ungeimpfte dürften wohl nicht mit milderen Verläufen rechnen. 
dpa
PZ
08.12.2021  12:30 Uhr
Drosten dämpft Hoffnung auf baldiges Ende der Pandemie

Die Coronapandemie könnte sich nach Einschätzung des Berliner Virologen Professor Dr. Christian Drosten noch länger hinziehen. Der weitere Verlauf hängt aus seiner Sicht stark von der Ausbreitung der Virusvariante Omikron ab. In Südafrika seien die Zuwachsraten trotz des dort einsetzenden Sommers hoch. »Und darum würde ich im Moment auch nicht sagen, bis Ostern ist in Deutschland die Pandemie vorbei, wenn Omikron übernimmt«, sagte der Wissenschaftler von der Berliner Charité im aktuellen »Coronavirus-Update« bei NDR-Info.

Die zuerst im südlichen Afrika nachgewiesene Variante mit dem systematischen Namen B.1.1.529 ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als »besorgniserregend« eingestuft worden (VOC). Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC spricht von ernsthaften Sorgen, dass die Variante die Wirksamkeit der Impfstoffe erheblich verringern und das Risiko von erneuten Infektionen erhöhen könnte. Welche genauen Auswirkungen die Variante hat, steht noch nicht fest.

»Ich denke, ab Januar werden wir mit Omikron in Deutschland ein Problem haben«, sagte Drosten. Die Variante werde wahrscheinlich die Anpassung der vorhandenen Coronaimpfstoffe nötig machen. Bisher seien ihm hierzulande aus dem Austausch mit Kollegen ungefähr 25 bis 30 Omikron-Fälle bekannt. Die Zahl sei nicht vollständig und werde rasch zunehmen. Das Virus scheine »extrem verbreitungsfähig« zu sein. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte vergangenen Donnerstag von vier bisher bestätigten Fällen gesprochen.

Verdoppelung der Neuinfektionen alle drei bis vier Tage

Daten aus Südafrika zufolge verdoppelten sich die Infektionszahlen bei Omikron alle drei bis vier Tage – und dies im dortigen Sommer und bei einer fast vollständig durch natürliche Infektionen immunisierten Bevölkerung. Der R-Wert von Omikron sei dort derzeit um den Faktor 3 höher als der der Delta-Variante. »Das ist besorgniserregend«, sagte Drosten. Auch in Großbritannien sei ersten Daten zufolge von einer Wachstumsrate von 25 Prozent pro Tag auszugehen. Dort wäre Omikron bei diesem Wachstum schon vor Weihnachten mindestens genauso stark vorhanden wie Delta.

Nach Einschätzung des Coronavirus-Experten könnte ab dem zweiten Quartal 2022 womöglich eine neue Generation angepasster Impfstoffe verwendet werden. Hersteller hatten Arbeiten zur Anpassung an Omikron angekündigt. Die Variante weist zahlreiche Mutationen an kritischen Stellen auf.

Die Impfwirksamkeit könnte dadurch deutlich sinken, fürchtet Drosten. »Ich rechne damit, dass es einen Neutralisationsverlust gibt, wie man ihn bisher noch bei keiner anderen Virusvariante gesehen hat.« Erste Labordaten bestätigen seine Einschätzung. Nicht nur Geimpfte seien gegen Omikron weniger gut geschützt, auch Genesene hätten bei der Variante ein erhöhtes Risiko für eine weitere Coronainfektion. Südafrikanische Daten deuteten darauf hin, dass die Reinfektionsrate sich durch Omikron verdoppelt habe.

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