»Das Apotheken-A muss auch digital ein Markenzeichen bleiben« |
Im Interview mit der PZ plädiert Gottfried Ludewig dafür, dass die Apotheken in der digitalen Welt ein starkes, gebündeltes Angebot machen. / Foto: PZ/Philipp Külker
PZ: Herr Ludewig, seit dem Frühjahr dieses Jahres sind Sie bei der Telekom-Tochter T-Systems tätig. Was sind Ihre neuen Aufgaben?
Ludewig: T-Systems hat das Unternehmen nach Fokus-Industrien aufgestellt. Dazu zählt der wachsende Bereich Healthcare mit 700 Expertinnen und Experten, den ich nun leiten darf. Wir sind führender IT-Dienstleister etwa für die Kassen und machen B2B-Geschäft mit der gesamten Gesundheitsbranche. Man hat oft mit uns zu tun, ohne es zu wissen. Wir machen Netz, IT, Software, Anwendungen. Klingt erstmal langweilig. Aber: Wir versorgen Kliniken mit schnellem 5G, bringen Röntgenbilder oder auch Behandlungsdaten per Ärzte-iPad ans Patientenbett. Kliniken weltweit nutzen unsere Krankenhaus-Informationssysteme. Und wir schützen diese gegen Hacker. Für die Barmer bringen wir nun die Gesundheitskarte aufs Smartphone. Alles spannende neue Aufgaben.
PZ: In Ihrer alten Funktion als Abteilungsleiter für Digitalisierungsthemen im BMG hat das Ministerium Geschäftsbeziehungen zu T-Systems neu etabliert, es ging beispielsweise um die Corona-Warn-App und eine E-Rezept-Hotline. Ihr Wechsel wurde in der Gesundheitsbranche daher teils auch kritisch beäugt. Wie kommentieren Sie diese Kritik?
Ludewig: Die Öffentlichkeit schaut bei solchen Wechseln völlig berechtigt genau hin. Reflexartige Fragen sind daher nicht überraschend und auch richtig. Zugleich gibt es für diese Wechsel Gesetze. Diese wurden beachtet. Meine persönliche Sicht ist im Übrigen: Dem Gesundheitssystem würde es guttun, wenn wir eher mehr Wechsel zwischen Gesundheitswirtschaft und Politik hätten. Selbstverständlich mit klaren Regeln und Vorgaben.
PZ: Zuletzt traten Sie als Keynote-Speaker beim Pharmacon auf – auch in Ihrer BMG-Zeit äußerten Sie sich mehrfach zur Digitalisierung im Apothekenmarkt. Haben Sie bei der T-Systems noch Berührungspunkte mit den Apotheken?
Ludewig: Apotheken und Arztpraxen bieten wir ein Gesamt-Paket für die TI. Das besteht aus eigenen Leistungen wie VPN-Zugang oder Karten. Hinzu kommt Hardware von Konnektor- oder Lesegerät-Partnern. Abgesehen davon stehen wir mit Themen wie Digitalen Identitäten, sicheren und effektiven Cloud-Diensten und einem breiten Portfolio im Cybersecurity-Bereich als innovativer und zuverlässiger Partner an der Seite unserer Kundinnen und Kunden auf dem Weg der digitalen Transformation, auch und gerne im Apothekenbereich.
PZ: Will die Telekom etwa als eigener Plattform-Betreiber im Apothekenmarkt aktiv werden?
Ludewig: Wir sehen uns als Dienstleister, um die Apotheken in der digitalen Transformation zu unterstützen. Das erfolgreiche Apotheken-A sollte auch in der digitalen Welt ein Markenzeichen sein. Gern unterstützen wir diesen Weg mit leistungsfähigen, sicheren und innovativen digitalen Lösungen. Gesundheitsdaten von Arzneimittelkäufen und -Verordnungen etwa sind sensibel und besonders schützenswert. Bei der Entwicklung von Lösungen brauchen die Apotheken einen vertrauenswürdigen und starken Partner, um eine erfolgreiche Versorgung ihrer Kundinnen und Kunden auch auf einer digitalen Plattform zu ermöglichen.
PZ: Es gibt ja auch schon einige Player, die allesamt gegeneinander konkurrieren…
Ludewig: … und das ist die große Herausforderung. Apothekerinnen und Apotheker haben nur eine Chance: Wenn sie im zunehmend international umkämpften Markt gegen wirklich große Plattformen bestehen wollen, müssen sie ein gebündeltes Angebot entwickeln: eine zentrale, sichere und vertrauenswürdige digitale Plattform mit dem roten Apotheken-A.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.