Wenige Patientinnen sind beschwerdefrei. Die Diagnose Endometriose wird dann als Zufallsbefund gestellt, wenn ein Kinderwunsch lange Zeit unerfüllt bleibt oder aus anderen Gründen eine Sonografie gemacht wird.
Leitsymptom der Endometriose sind Schmerzen. Betroffene geben eine Intensität von mehr als sechs an, gemessen auf der Schmerzskala von eins bis zehn, bis hin zum Gefühl, vor Schmerzen in Ohnmacht zu fallen (Tabelle). Nach dem biopsychosozialen Modell soll der Schmerz nicht nur rein körperlich verstanden werden, sondern es sind psychologische (Stress, Ängste) und soziale (soziales Umfeld, Arbeit) Faktoren miteinzubeziehen, die schmerzverstärkend wirken.
| Symptom | normal | pathologisch |
|---|---|---|
| Schmerzstärke | <5 | >6 |
| Arbeitsfähigkeit, Schulbesuch, Ausbildung | normal | nicht möglich |
| Schmerzmitteleinnahme | selten | erforderlich |
| vegetative Reaktionen wie Übelkeit, Erbrechen, zyklische Diarrhö | selten | sehr oft |
| schmerzhafte Abbruchblutung unter kombinierten oralen Kontrazeptiva | nein | ja |
| starke zyklische Unterbauchbeschwerden vor der Blutung | selten | 5 bis 7 Tage |
| Schmerzen zur Zeit des Eisprungs | nein | häufig |
| Schmerzen beim Geschlechtsverkehr | nein | möglich |
Die Autoren der Leitlinie betonen, dass bei Endometriose-bedingten Schmerzen nozizeptive, neuropathische und noziplastische Mechanismen oder eine Kombination davon auftreten können. Neben zyklischen oder azyklischen Beschwerden im Unterbauch (sekundäre Dysmenorrhö) kommen mögliche zyklische Blutungen aus Darm und/oder Blase, Übelkeit und Durchfall, vor allem während der Menstruation, sowie Rückenprobleme und muskuläre Dysbalancen hinzu. Die Symptomatik wird ergänzt durch Störungen der Harnblasenentleerung und der Defäkation (Dysurie, Dyschezie). Unzureichend behandelt können die Schmerzen chronifizieren.
Auch Fertilitätsprobleme sind ein Leitsymptom der Endometriose. Die Lebensqualität der Patientinnen ist stark eingeschränkt. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) belasten eine Partnerschaft. Da Beschwerden rund um die Menstruation nach wie vor ein Tabuthema sind, suchen Frauen oft ersten Rat in der Apotheke oder versorgen sich selbst.
In der Beratung sollte das Apothekenteam den Schmerzmittelbedarf einer Frau empathisch hinterfragen (Gesprächsleitfaden Apotheke, Seite 30). Fragt sie zusätzlich nach muskelrelaxierenden Medikamenten oder Mitteln zur Unterstützung bei unerfülltem Kinderwunsch oder berichtet über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, sollte das Apothekenpersonal alarmiert sein und den Arztbesuch empfehlen.
Grafik: Möglicher Leitfaden für eine strukturierte Beratung in der Apotheke, wenn eine Kundin ein Schmerzmittel gegen Menstruationsbeschwerden wünscht. Wichtig ist es, die Eigendiagnose zu hinterfragen und die Grenzen der Selbstmedikation sicher zu erkennen. / © PZ/Stephan Spitzer