Die Behandlung der Endometriose mit kombinierten oralen Kontrazeptiva erfolgt außerhalb der Zulassung (off Label). Die Therapie reduziert effektiv eine Dysmenorrhö. Ideal ist die Kombination von Dienogest/Ethinylestradiol; andere Gestagene wie Drospirenon sind individuell möglich.
Favorisiert wird eine kontinuierliche Einnahme (Langzyklus), um schmerzhafte Zwischenblutungen zu vermeiden. Die Estrogen-Spiegel sollten keine proliferativ aktiven Konzentrationen von 50 pg/nl überschreiten. Das erhöhte Risiko einer venösen Thromboembolie ist in den ersten Monaten zu beachten. Weitere Nebenwirkungen sind Stimmungsschwankungen, Brustspannen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Gewichtszunahme und Zwischenblutungen.
Bei Versagen konventioneller Therapieoptionen erwähnt die Leitlinie die Möglichkeit einer Behandlung mit Aromatase-Hemmern wie Letrozol oder Progesteron-Rezeptor-Modulatoren. Die Aromatase ist ein Enzym des ektopen Endometriums, das dort zu steigenden Estrogen-Spiegeln führt. Progesteron-Rezeptor-Modulatoren wie Mifepriston haben einen antiproliferativen Effekt auf das Endometrium. Für beide Optionen ist die Datenlage dürftig und das Risiko für schwere Nebenwirkungen hoch.
Die individuelle Schmerztherapie ist ein zentrales Anliegen der Leitlinienautoren. Ist eine Laparoskopie oder eine hormonelle Behandlung nicht möglich oder bessert sich die Schmerzsituation damit nicht ausreichend, raten sie zu einer multimodalen Behandlung. Damit ist ein ganzheitliches Konzept gemeint, das Ansätze verschiedener Fachbereiche kombiniert.
Studien beschreiben, dass NSAR effektiver als Paracetamol bei einem nozizeptiven Schmerzmechanismus wirken. Studien zufolge haben Tiaprofen- und Mefenaminsäure das günstigste Nebenwirkungsprofil (sind aber in Deutschland nicht zugelassen) und Flurbiprofen wäre die wirksamste Option. NSAR wie Diclofenac und Indometacin oder Celecoxib sind ebenfalls geeignet.

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Ein Teufelskreis aus Schmerz, Ängsten, Stress, sozialem Rückzug und Chronifizierung belastet Frauen mit Endometriose stark. Die S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Endometriose legt den Fokus auf eine effektive Schmerztherapie, regelmäßige körperliche Bewegung sowie physiotherapeutische und psychologische Behandlungen. Dazu gehören kognitive Verhaltenstherapie, achtsamkeitsbasierte Trainings (MBM, Mind-Body-Medizin), Yoga und Progressive Muskelentspannung.
Die Selbstmassage mit Aroma-Ölen (Lavendel-, Rosmarin-, Rosenöl) lindert Schmerzen. Weitere mögliche Maßnahmen sind die Injektion von Lokalanästhetika in Schmerz-Triggerpunkte, die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) oder die Akupunktur. Physio- oder Osteopathie eignen sich bei starken Muskelanspannungen.
Die Leitlinie betont, dass es keine spezielle Diät zur Behandlung der Endometriose gibt. Die allgemeine Empfehlung richtet sich nach dem Ernährungskonzept der DGE mit wenig Fleisch, gesättigten Fettsäuren und raffiniertem Zucker, dafür mit Schwerpunkt auf Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Fisch, Omega-3-Fettensäuren sowie Oliven-, Raps- oder Leinöl.
Diese Ernährungsform ist reich an Antioxidanzien; kleinere Studien belegen eine deutliche Schmerzreduktion, allerdings aufgrund der Selbstauskunft und kurzen Studiendauer mit begrenzter Evidenz.
Da viele Endometriose-Erkrankte einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel haben, kann die Apotheke hierzu beraten.
Die Leitlinie unterscheidet zwischen primärer Dysmenorrhö und Endometriose-bedingter, also sekundärer Dysmenorrhö. Kleinere Studien lassen vermuten, dass die Einnahme von Antioxidanzien (Vitamin E, C jeweils 100 mg/Tag) die Schmerzintensität einer Endometriose verringert, ebenso wie die Ergänzung mit Magnesiumcitrat (200 mg/d). Ein Ernährungstagebuch hilft, individuelle Trigger festzustellen.
Stehen neuropathische oder noziplastische Schmerzen im Vordergrund, werden selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI), trizyklische Antidepressiva, Cannabinoide, Opioide, Metamizol, Paracetamol oder Gabapentinoide eingesetzt.
Für Metamizol oder Paracetamol liegen keine kontrollierten Studien zur Therapie der Endometriose vor. Metamizol mit analgetischer, antipyretischer und spasmolytischer Wirkung kann effektiv die Schmerzen lindern. In der Apotheke muss über das Risiko einer Agranulozytose aufgeklärt werden. Paracetamol sollten Frauen nur verwenden, wenn es ihnen erwiesenermaßen hilft. Das Apothekenteam muss auf die maximale Tagesdosis (60 mg/kg KG, täglich maximal 4 g) und die Lebertoxizität hinweisen.
Die Leitlinie betont, dass Schmerzmittel auch kombiniert, aber immer so niedrig dosiert und so kurzzeitig wie möglich eingesetzt werden. Hier kann das Apothekenteam wertvolle Unterstützung leisten. Für den postoperativen Schmerz wird die Kombination Ibuprofen (200 ± 50 mg) mit Paracetamol (500 mg) favorisiert.
Angelehnt an die S2k-Leitlinie »Chronischer Unterbauchschmerz der Frau« sollten Opioide nur bei unzureichender Wirkung von Nicht-Opioid-Analgetika verordnet werden. Dabei sind die Empfehlungen der S3-Leitlinie »Langzeitanwendung von Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen« zu berücksichtigen: niedrige Startdosis, regelmäßige Überprüfung der Therapie und nach biopsychosozialen Gesichtspunkten nicht als Monotherapie.