Unerfüllter Kinderwunsch ist neben Schmerzen ein Leitsymptom einer Endometriose. / © Shutterstock/Lopolo
Die Endometriose wird oft als Chamäleon der Gynäkologie bezeichnet, da es nicht die eine Symptomatik gibt, sondern die Vielfalt der Symptome zunehmend eine individuelle Behandlungsstrategie erfordert. Die nicht heilbare, chronisch entzündliche Erkrankung ist mit 40.000 Neuerkrankungen pro Jahr eine der häufigsten benignen gynäkologischen Pathologien mit hoher Dunkelziffer. Sie kann mit der Pubertät oder jederzeit später beginnen. Dabei ist das Risiko einer Infertilität deutlich erhöht. Bisher haben sich viele Frauen hilflos und alleingelassen gefühlt.
Das Konzept der aktualisierten S2k-Leitlinie (AWMF-Reg.Nr. 015-045; Version 5.1.; Stand März 2025) verbindet konservative hormonelle und operative Therapien mit komplementären multimodalen Ansätzen.
Bei einer Endometriose siedeln sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb des Endometriums im Beckenperitoneum (Bauchfell), an den Eierstöcken, am Bandapparat der Gebärmutter, an Rektum oder Harnblase, seltener im Zwerchfell, an Operationsnarben oder am Blinddarm an. Unter dem Einfluss von Estrogen wachsen die Endometriumzellen während eines Menstruationszyklus außerhalb der Gebärmutter ebenso wie innerhalb.
Endometriose-Herde werden mit dem Menstruationszyklus abwechselnd aufgebaut und wieder abgestoßen mit einer kleineren Blutung, können den Körper jedoch nicht verlassen. Es bilden sich Blutzysten mit der Folge von Vernarbungen und Entzündungen. Es kommt zu infiltrativem, teilweise organübergreifendem Wachstum. Der Körper reagiert lokal mit chronischer Inflammation, die das Gesamtrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schlaganfall erhöht.
Eine kausale Therapie ist aufgrund der unklaren Ätiologie der Erkrankung nicht möglich. Verschiedene Theorien zur Pathogenese sind noch nicht wissenschaftlich belegt.
Neben genetischen Ursachen spielen die Hyperperistaltik der Gebärmutter, ein Estrogen-Überschuss im Körper der Frau, inflammatorische Prozesse, die Angiogenese oder der Prostaglandin-Stoffwechsel eine Rolle. Das Risiko scheint erhöht zu sein bei Komorbiditäten wie Allergien oder Autoimmunerkrankungen sowie bei einem verkürzten oder verlängerten Menstruationszyklus, früher Menarche oder später Schwangerschaft.
Wenige Patientinnen sind beschwerdefrei. Die Diagnose Endometriose wird dann als Zufallsbefund gestellt, wenn ein Kinderwunsch lange Zeit unerfüllt bleibt oder aus anderen Gründen eine Sonografie gemacht wird.
Leitsymptom der Endometriose sind Schmerzen. Betroffene geben eine Intensität von mehr als sechs an, gemessen auf der Schmerzskala von eins bis zehn, bis hin zum Gefühl, vor Schmerzen in Ohnmacht zu fallen (Tabelle). Nach dem biopsychosozialen Modell soll der Schmerz nicht nur rein körperlich verstanden werden, sondern es sind psychologische (Stress, Ängste) und soziale (soziales Umfeld, Arbeit) Faktoren miteinzubeziehen, die schmerzverstärkend wirken.
| Symptom | normal | pathologisch |
|---|---|---|
| Schmerzstärke | <5 | >6 |
| Arbeitsfähigkeit, Schulbesuch, Ausbildung | normal | nicht möglich |
| Schmerzmitteleinnahme | selten | erforderlich |
| vegetative Reaktionen wie Übelkeit, Erbrechen, zyklische Diarrhö | selten | sehr oft |
| schmerzhafte Abbruchblutung unter kombinierten oralen Kontrazeptiva | nein | ja |
| starke zyklische Unterbauchbeschwerden vor der Blutung | selten | 5 bis 7 Tage |
| Schmerzen zur Zeit des Eisprungs | nein | häufig |
| Schmerzen beim Geschlechtsverkehr | nein | möglich |
Die Autoren der Leitlinie betonen, dass bei Endometriose-bedingten Schmerzen nozizeptive, neuropathische und noziplastische Mechanismen oder eine Kombination davon auftreten können. Neben zyklischen oder azyklischen Beschwerden im Unterbauch (sekundäre Dysmenorrhö) kommen mögliche zyklische Blutungen aus Darm und/oder Blase, Übelkeit und Durchfall, vor allem während der Menstruation, sowie Rückenprobleme und muskuläre Dysbalancen hinzu. Die Symptomatik wird ergänzt durch Störungen der Harnblasenentleerung und der Defäkation (Dysurie, Dyschezie). Unzureichend behandelt können die Schmerzen chronifizieren.
Auch Fertilitätsprobleme sind ein Leitsymptom der Endometriose. Die Lebensqualität der Patientinnen ist stark eingeschränkt. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) belasten eine Partnerschaft. Da Beschwerden rund um die Menstruation nach wie vor ein Tabuthema sind, suchen Frauen oft ersten Rat in der Apotheke oder versorgen sich selbst.
In der Beratung sollte das Apothekenteam den Schmerzmittelbedarf einer Frau empathisch hinterfragen (Gesprächsleitfaden Apotheke, Seite 30). Fragt sie zusätzlich nach muskelrelaxierenden Medikamenten oder Mitteln zur Unterstützung bei unerfülltem Kinderwunsch oder berichtet über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, sollte das Apothekenpersonal alarmiert sein und den Arztbesuch empfehlen.
Grafik: Möglicher Leitfaden für eine strukturierte Beratung in der Apotheke, wenn eine Kundin ein Schmerzmittel gegen Menstruationsbeschwerden wünscht. Wichtig ist es, die Eigendiagnose zu hinterfragen und die Grenzen der Selbstmedikation sicher zu erkennen. / © PZ/Stephan Spitzer
Zur Einteilung der Endometriose sind verschiedene Klassifikationen möglich.
Die von der Leitlinie favorisierte #Enzian-Klassifikation zeigt nach der Diagnostik (Ultraschall, Magnetresonanztomografie, MRT, Operation) ein reproduzierbares Bild der Erkrankung, eingeteilt in drei Stufen. Der rASRM-Score der American Society for Reproductive Medicine vergibt Punkte je nach abbildbarer Ausdehnung und teilt die Endometriose in minimal, gering, mäßig und schwer ein. Es fehlt die Reproduzierbarkeit der Befunde.
Der Endometriosis Fertility Index (EFI) bemisst anhand eines Punktesystems die Chance der Patientin, innerhalb der nächsten 38 Monate schwanger zu werden. Nach dem ICD-10-GM-2025-Score wird die Endometriose gemäß ihrer Lokalisation in zehn Klassen eingeteilt.

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Die Adenomyose ist eine häufige gynäkologische Erkrankung und wird oft mit der Endometriose verwechselt. Bei einer Adenomyose dringt Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe in die Muskelschicht der Gebärmutter ein, bei einer Endometriose siedelt sich das Gewebe außerhalb der Gebärmutter an. Beide Erkrankungen können gemeinsam oder einzeln auftreten.
Die Ursachen der Adenomyose sind noch nicht abschließend geklärt; man vermutet chronische Entzündungen, mechanische Reize oder hormonelle Störungen. Besonders häufig betrifft die Adenomyose Frauen mit diagnostizierter Endometriose oder starken Regelbeschwerden. Viele Fälle bleiben unentdeckt oder werden mit anderen Ursachen, zum Beispiel Myomen, verwechselt.
Eine Adenomyose kann diffus (großflächig in der Gebärmutterwand verteilt), fokal (ähnlich einem Knoten, zum Beispiel als Adenomyom) oder als Mischform auftreten. Vergrößerungen der Gebärmutter und Störungen der Junktionalzone (zwischen Gebärmuttermuskel und Gebärmutterschleimhaut) sind die Folge.
Die Symptomatik beider Erkrankungen von Schmerzsituation bis Infertilität ähnelt sich sehr. Diagnose, Therapie und komplementäre Behandlung sind vergleichbar, wobei Dienogest bei einer Adenomyose keine Präferenz hat. Ist kein Kinderwunsch vorhanden, wird meist die Gebärmutter entfernt (Hysterektomie).
Zur Anamnese können Ärzte verschiedene Fragebögen heranziehen, zum Beispiel den Basis-Fragebogen der Arbeitsgemeinschaft Endometriose oder den Fragebogen Patientin IEEP 1 aus der S2k-Leitlinie.
Neu ist die Empfehlung, dass eine strukturierte Schmerzanamnese verschiedene Schmerzmechanismen, das Risiko der Chronifizierung und psychosomatische Komorbiditäten berücksichtigen sollte. Erstmalig widmet sich die Leitlinie den psychischen Belastungen der Frau mit einem Screening auf Angst und Depressionen. Die Symptomatik einer Dysmenorrhö, Dyschezie, Dysurie und Dyspareunie sowie unerfüllter Kinderwunsch sind zu untersuchen.
Im Fokus steht eine schonende Diagnostik, zunächst mit gynäkologischer Untersuchung und transvaginaler Sonografie (TVS) als primäres Bildgebungsverfahren. Ergänzend wird bei unklarer Symptomatik und zur Operationsplanung die MRT eingesetzt. Die Bauchspiegelung (Laparoskopie), früher Goldstandard der Diagnostik, liefert eindeutige Ergebnisse. Sie gilt nun als Mittel der Wahl bei unklarem Befund, zur histologischen Abklärung, bei Versagen der konservativen Therapie oder ohnehin geplanter Operation.
Aufgrund der geringen Spezifität wird von vielen Selbsttests abgeraten. Die Leitlinienautoren erwähnen mit Zurückhaltung einen Speicheltest mit Mikro-RNA, der Anfang 2025 auf den Markt gekommen ist. Dieser ist keine Krankenkassenleistung, da noch keine multizentrischen, unabhängigen, randomisierten Bestätigungsstudien vorlägen und viele Fragen zur zugrunde liegenden Studie offen seien. Mit dem Test werden in einer Speichelprobe 109 verschiedene Mikro-RNA-Moleküle bestimmt, aus deren Konzentrationsverhältnis die Diagnose Endometriose ermittelt werden soll.
Eine Adenomyose ist ebenfalls eine häufige gynäkologische Erkrankung und wird oft mit der Endometriose verwechselt (Kasten).
Endometriose ist eine chronische Erkrankung, die eine langfristige Therapie erfordert mit dem Ziel der Verbesserung der Lebensqualität. Da Estrogene die Zellproliferation, Angiogenese und Ausschüttung proinflammatorischer Mediatoren und damit das Zellwachstum der ek- und normotopischen Endometriumzellen fördern, ist das Absenken des Estrogen-Spiegels bis zur Amenorrhö effektiv.
Systemisch wirksame Therapeutika beeinflussen die Hypothalamus-Hypophysen-Achse, während Lokaltherapeutika zur Endometriumatrophie führen. Es sollten keine schmerzhaften Zwischenblutungen auftreten, da diese die Adhärenz gefährden. In der Apotheke ist darauf hinzuweisen, dass es gut auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmte Therapiemöglichkeiten gibt und es immer besser ist, den Gynäkologen aufzusuchen als die Therapie abzubrechen. Letzteres führt zur Zunahme der Läsionen und Progression der Erkrankung.
Zur Erstlinientherapie empfiehlt die Leitlinie
Zur Zweitlinientherapie stehen an erster Stelle
Die Leitlinie empfiehlt als Mittel der Wahl die Gestagene Dienogest, Medroxyprogesteronacetat und Norethisteron zur symptomatischen Hormontherapie. In Deutschland werden vor allem Dienogest, Desogestrel und Drospirenon eingesetzt. Für Dienogest (2 mg) liegt eine Zulassung für die Indikation Endometriose vor, die Frauen altersunabhängig, also auch in der Menopause umfasst.
Gestagene reduzieren die Schmerzen, verringern postoperativ Rezidive und sind gut verträglich. Das Spektrum an Nebenwirkungen umfasst unter anderem Kopfschmerzen, Gewichtszunahme und Adhärenz gefährdende Zwischenblutungen. Lokal wird Levonorgestrel als Intrauterinpessar eingesetzt.

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Die Perimenopause ist gekennzeichnet durch schwankende Hormonspiegel mit möglichen Estrogen-Spitzen bei gleichzeitig niedrigen Progesteron-Werten. Dies löst einen Endometriose-Schub mit starken Schmerzen aus, die auch während des Monatszyklus auftreten. Zusätzlich kommt es zu beginnenden Wechseljahresbeschwerden wie unregelmäßigen oder stärkeren Periodenblutungen, Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen.
Therapeutisch kann man diese Estrogen-Spitzen mit einem synthetischen Gestagen (Dienogest) abfangen. Verstärkt sich hierbei die Wechseljahressymptomatik, stabilisiert eine geringe Menge Estrogen, zum Beispiel als Gel über die Haut appliziert. In der Postmenopause nehmen die Endometriose-bedingten Beschwerden aufgrund sinkender Estrogen-Spiegel deutlich ab. Allerdings können bleibende Zysten, Vernarbungen oder Verklebungen weiterhin Probleme hervorrufen.
Eine Hormonersatztherapie (HRT) in der Postmenopause ist möglich, hängt aber sehr individuell vom gesamten Krankheitsverlauf der Endometriose und vom Vorhandensein der Eierstöcke und der Gebärmutter ab. Die Wirkung der HRT auf Endometriose-Herde muss immer im Einzelfall abgewogen werden.
Die Leitlinie fasst im Kapitel Gonadotropin-Releasing-Hormon-(GnRH-)Analoga Agonisten und Antagonisten zusammen; beide wirken über eine Blockade von GnRH-Rezeptoren im Hypophysenvorderlappen. GnRH-Agonisten erfordern eine parenterale Gabe, GnRH-Antagonisten sind peroral verfügbar. Dienogest und GnRH-Analoga sind gleich effektiv bei Dysmenorrhö, Unterbauchschmerzen und Rezidiven nach einer Laparoskopie.
GnRH-Agonisten stehen schon länger zur Therapie der Endometriose zur Verfügung. Neu ist, dass sie zur Zweitlinientherapie empfohlen werden. Verschiedene Wirkstoffe sind zur Therapie der Endometriose zugelassen (Buserelin, Goserelin, Leuprorelin, Nafarelin, Triptorelin).
Bei einmaliger Applikation kommt es zu einem LH- und FSH-Anstieg und letztlich zu einer Erhöhung des Estrogen-Spiegels. Bei einer längerfristigen Anwendung sinkt dieser durch Down-Regulation der Rezeptoren. Anfangs kann es zu stärkeren Nebenwirkungen wie Hitzewallungen (Flare-up-Effekt) kommen. Darüber sollte das Apothekenteam informieren.
Nebenwirkungen wie Osteoporose oder klimakterische Beschwerden sind Folge des niedrigen Estrogen-Spiegels. Daher ist die Anwendung auf maximal sechs Monate begrenzt. Bei Verlängerung verringert die Add-back-Therapie mit einem Gestagen, einer Estrogen-Gestagen-Kombination oder Tibolon (ein synthetisches Steroidhormon) die Nebenwirkungen.
Die GnRH-Agonisten sind Peptide und müssen subkutan, intramuskulär oder nasal appliziert werden. Depotinjektionen (Implantat, Depot-Injektionssuspension) sind gut verträglich. Die Anwendung des Nasensprays erfordert eine zuverlässige Adhärenz. Das Apothekenpersonal sollte die Patientin beraten, dass sie die Sprühvorrichtung bei der erstmaligen Applikation des Sprays zur Befüllung des Systems einige Male betätigen muss. Nach der Reinigung der Nase wird der Sprühstoß in jeweils ein Nasenloch mit vorgeneigtem Kopf und gleichzeitiger Einatmung ausgelöst. Die Anzahl der Sprühdosen richtet sich nach der Indikation.
Neu ist die Empfehlung, GnRH-Antagonisten als Erstlinientherapie einzusetzen, allerdings nur nach operativer Diagnosesicherung. Diese blockieren die GnRH-Rezeptoren in der Hypophyse. Damit ist eine schnelle Wirkung, aber auch eine schnellere Rückkehr zum normalen Zyklus nach Therapieende möglich. Dies ist für Frauen mit Kinderwunsch relevant.
Zugelassen zur Therapie der Endometriose sind die beiden Antagonisten Relugolix und Linzagolix, die oral mit einer Add-back-Therapie kombiniert werden. Seit Oktober 2023 wird Relugolix in fixer Kombination mit Estradiol und Norethisteronacetat (NETA) eingesetzt und seit November 2024 Linzagolix zusammen mit einer Tablette NETA und Estradiol. Da bei Linzagolix die Add-back-Therapie nicht fix ist, kann der Arzt eine individuelle Kombination verschreiben.
Kombinierte orale Kontrazeptiva werden auch zur Behandlung der Endometriose eingesetzt, allerdings off Label. / © Adobe Stock/nenetus
Die Einnahme der GnRH-Antagonisten sollte vorzugsweise in der ersten Woche des Menstruationszyklus beginnen. Die Dauer der Behandlung soll unbegrenzt sein.
Beide Substanzen waren bereits zur Behandlung von Uterusmyomen (gutartige Gewebewucherungen der Gebärmutter) zugelassen. In randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Studien (Linzagolix: Edelweiss, Relugolix: SPIRIT-1 und -2) wurde die Wirksamkeit bei Endometriose über einen Zeitraum von einem Jahr nachgewiesen.
Bei der Medikationsanalyse müssen Apotheker beachten: Relugolix wechselwirkt mit starken CYP3A4- und/oder P-gp-Induktoren. Ebenso sollte die gleichzeitige Anwendung von Linzagolix und Arzneimitteln, die hauptsächlich über den CYP2C8-Metabolismus abgebaut werden und eine geringe therapeutische Breite haben (Paclitaxel, Sorafenib), vermieden werden.
Die Behandlung der Endometriose mit kombinierten oralen Kontrazeptiva erfolgt außerhalb der Zulassung (off Label). Die Therapie reduziert effektiv eine Dysmenorrhö. Ideal ist die Kombination von Dienogest/Ethinylestradiol; andere Gestagene wie Drospirenon sind individuell möglich.
Favorisiert wird eine kontinuierliche Einnahme (Langzyklus), um schmerzhafte Zwischenblutungen zu vermeiden. Die Estrogen-Spiegel sollten keine proliferativ aktiven Konzentrationen von 50 pg/nl überschreiten. Das erhöhte Risiko einer venösen Thromboembolie ist in den ersten Monaten zu beachten. Weitere Nebenwirkungen sind Stimmungsschwankungen, Brustspannen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Gewichtszunahme und Zwischenblutungen.
Bei Versagen konventioneller Therapieoptionen erwähnt die Leitlinie die Möglichkeit einer Behandlung mit Aromatase-Hemmern wie Letrozol oder Progesteron-Rezeptor-Modulatoren. Die Aromatase ist ein Enzym des ektopen Endometriums, das dort zu steigenden Estrogen-Spiegeln führt. Progesteron-Rezeptor-Modulatoren wie Mifepriston haben einen antiproliferativen Effekt auf das Endometrium. Für beide Optionen ist die Datenlage dürftig und das Risiko für schwere Nebenwirkungen hoch.
Die individuelle Schmerztherapie ist ein zentrales Anliegen der Leitlinienautoren. Ist eine Laparoskopie oder eine hormonelle Behandlung nicht möglich oder bessert sich die Schmerzsituation damit nicht ausreichend, raten sie zu einer multimodalen Behandlung. Damit ist ein ganzheitliches Konzept gemeint, das Ansätze verschiedener Fachbereiche kombiniert.
Studien beschreiben, dass NSAR effektiver als Paracetamol bei einem nozizeptiven Schmerzmechanismus wirken. Studien zufolge haben Tiaprofen- und Mefenaminsäure das günstigste Nebenwirkungsprofil (sind aber in Deutschland nicht zugelassen) und Flurbiprofen wäre die wirksamste Option. NSAR wie Diclofenac und Indometacin oder Celecoxib sind ebenfalls geeignet.

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Ein Teufelskreis aus Schmerz, Ängsten, Stress, sozialem Rückzug und Chronifizierung belastet Frauen mit Endometriose stark. Die S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Endometriose legt den Fokus auf eine effektive Schmerztherapie, regelmäßige körperliche Bewegung sowie physiotherapeutische und psychologische Behandlungen. Dazu gehören kognitive Verhaltenstherapie, achtsamkeitsbasierte Trainings (MBM, Mind-Body-Medizin), Yoga und Progressive Muskelentspannung.
Die Selbstmassage mit Aroma-Ölen (Lavendel-, Rosmarin-, Rosenöl) lindert Schmerzen. Weitere mögliche Maßnahmen sind die Injektion von Lokalanästhetika in Schmerz-Triggerpunkte, die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) oder die Akupunktur. Physio- oder Osteopathie eignen sich bei starken Muskelanspannungen.
Die Leitlinie betont, dass es keine spezielle Diät zur Behandlung der Endometriose gibt. Die allgemeine Empfehlung richtet sich nach dem Ernährungskonzept der DGE mit wenig Fleisch, gesättigten Fettsäuren und raffiniertem Zucker, dafür mit Schwerpunkt auf Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Fisch, Omega-3-Fettensäuren sowie Oliven-, Raps- oder Leinöl.
Diese Ernährungsform ist reich an Antioxidanzien; kleinere Studien belegen eine deutliche Schmerzreduktion, allerdings aufgrund der Selbstauskunft und kurzen Studiendauer mit begrenzter Evidenz.
Da viele Endometriose-Erkrankte einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel haben, kann die Apotheke hierzu beraten.
Die Leitlinie unterscheidet zwischen primärer Dysmenorrhö und Endometriose-bedingter, also sekundärer Dysmenorrhö. Kleinere Studien lassen vermuten, dass die Einnahme von Antioxidanzien (Vitamin E, C jeweils 100 mg/Tag) die Schmerzintensität einer Endometriose verringert, ebenso wie die Ergänzung mit Magnesiumcitrat (200 mg/d). Ein Ernährungstagebuch hilft, individuelle Trigger festzustellen.
Stehen neuropathische oder noziplastische Schmerzen im Vordergrund, werden selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI), trizyklische Antidepressiva, Cannabinoide, Opioide, Metamizol, Paracetamol oder Gabapentinoide eingesetzt.
Für Metamizol oder Paracetamol liegen keine kontrollierten Studien zur Therapie der Endometriose vor. Metamizol mit analgetischer, antipyretischer und spasmolytischer Wirkung kann effektiv die Schmerzen lindern. In der Apotheke muss über das Risiko einer Agranulozytose aufgeklärt werden. Paracetamol sollten Frauen nur verwenden, wenn es ihnen erwiesenermaßen hilft. Das Apothekenteam muss auf die maximale Tagesdosis (60 mg/kg KG, täglich maximal 4 g) und die Lebertoxizität hinweisen.
Die Leitlinie betont, dass Schmerzmittel auch kombiniert, aber immer so niedrig dosiert und so kurzzeitig wie möglich eingesetzt werden. Hier kann das Apothekenteam wertvolle Unterstützung leisten. Für den postoperativen Schmerz wird die Kombination Ibuprofen (200 ± 50 mg) mit Paracetamol (500 mg) favorisiert.
Angelehnt an die S2k-Leitlinie »Chronischer Unterbauchschmerz der Frau« sollten Opioide nur bei unzureichender Wirkung von Nicht-Opioid-Analgetika verordnet werden. Dabei sind die Empfehlungen der S3-Leitlinie »Langzeitanwendung von Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen« zu berücksichtigen: niedrige Startdosis, regelmäßige Überprüfung der Therapie und nach biopsychosozialen Gesichtspunkten nicht als Monotherapie.
Ziele einer Laparoskopie, vor allem auch bei tief infiltrierender Endometriose, sind die Schmerzreduktion, die Beseitigung von Verwachsungen und Verhinderung weiterer Organzerstörung. Dabei gilt es, mögliche Operationsfolgen wie Beeinträchtigungen der Sexualfunktion oder der Blasen- oder Darmmotorik zu vermeiden.
Bei der Laparoskopie wird minimal invasiv mittels Schere Endometriose-Gewebe entfernt und anschließend histologisch untersucht (Exzision). Hochfrequenzstrom, Hitze oder Laser (Ablation) reduzieren viel, aber nicht alles Gewebe. Dies lindert die Schmerzen bei den meisten Frauen erheblich. Allerdings kann es zu Rezidiven kommen. Eine erneute Operation bedarf der besonderen Indikation.
Postoperativ ist eine Hormontherapie indiziert. In der Apotheke sollten die Frauen ausführlich beraten werden, um die Akzeptanz und damit die Adhärenz der dauerhaften Hormontherapie zu gewährleisten.
Endometriose ist nicht gleichbedeutend mit Unfruchtbarkeit, aber es kann zu anatomischen Veränderungen wie Zysten, Verwachsungen und/oder Verklebungen der Eileiter oder Eierstöcke kommen. Infertilität oder erhöhte Abortrate sind die Folge. Die Inzidenz wird mit 50 Prozent angegeben – bei hoher Dunkelziffer.
Der Schweregrad der Endometriose korreliert nicht mit der Infertilität. Daher wird vermutet, dass die latente Inflammation mit vermehrt ausgeschütteten Entzündungsfaktoren (Zytokine, Prostaglandine, Chemokine) die Fruchtbarkeit (Einnistung des befruchteten Eis, Spermienaktivität, Qualität der Eizelle) auch bei geringgradiger Endometriose beeinträchtigt.
Die Leitlinie empfiehlt aufgrund der hohen psychischen Belastung, Frauen und ihren Partnern psychotherapeutische Unterstützung anzubieten. Studien bestätigen hierdurch eine verbesserte Schwangerschaftsrate. Zudem sollte eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit die verschiedenen Therapien (Operation, Hormontherapie und assistierte Reproduktionsmedizin, ART) optimal aufeinander abstimmen (Endometriose-Zentren).
Bei unerfülltem Kinderwunsch sollte das Paar ärztlichen Rat suchen. Die Leitlinie empfiehlt eine psychotherapeutische Unterstützung. / © Shutterstock/Studio Romantic
Für keine hormonelle Therapieform wurde bislang eine verbesserte Fertilität nachgewiesen. Die Laparoskopie, besonders der tief infiltrierten Endometriose, erhöht die Schwangerschaftsrate signifikant. Anschließend kann bis zu zwölf Monate auf eine spontane Empfängnis gewartet (watchful waiting) werden, bevor verschiedene Formen der ART (intrauterine Insemination, In-vitro-Fertilisation oder intrazytoplasmatische Spermien-Injektion) zum Zuge kommen. Bei Kinderwunsch wird von einer postoperativen Hormontherapie abgeraten.
Schwangerschaft und Geburt können mit einem erhöhten Risiko für Abort, Frühgeburt, Plazentalösung oder Gestationsdiabetes verbunden sein. Der erhöhte Progesteron-Spiegel während Schwangerschaft und Stillzeit führt zum Austrocknen von Endometriose-Herden, sodass sich die Symptomatik deutlich bessern kann.
Im Jahr 2024 wurde eine Petition »EndEndosilence – für eine nationale Endometriose-Strategie« initiiert, die viel Aufmerksamkeit erhielt und der Krankheit zu mehr Öffentlichkeit auch in der Politik verhalf. Heute finden Frauen vielfältige Unterstützung in seriösen Podcasts, durch eine Endometriose-App, in Selbsthilfegruppen, durch kostenlose Beratung der Endometriose-Vereinigung und durch die kompetente Beratung in der Apotheke.
Barbara Staufenbiel studierte Pharmazie in Münster. 16 Jahre lang leitete sie die Rabenfels-Apotheke in Rheinfelden. Seit ihrer Rückkehr nach Münster arbeitet sie in einer öffentlichen Apotheke und engagiert sich für die Fortbildung als Referentin und Autorin mit Schwerpunkt Apothekenpraxis.