Unerfüllter Kinderwunsch ist neben Schmerzen ein Leitsymptom einer Endometriose. / © Shutterstock/Lopolo
Die Endometriose wird oft als Chamäleon der Gynäkologie bezeichnet, da es nicht die eine Symptomatik gibt, sondern die Vielfalt der Symptome zunehmend eine individuelle Behandlungsstrategie erfordert. Die nicht heilbare, chronisch entzündliche Erkrankung ist mit 40.000 Neuerkrankungen pro Jahr eine der häufigsten benignen gynäkologischen Pathologien mit hoher Dunkelziffer. Sie kann mit der Pubertät oder jederzeit später beginnen. Dabei ist das Risiko einer Infertilität deutlich erhöht. Bisher haben sich viele Frauen hilflos und alleingelassen gefühlt.
Das Konzept der aktualisierten S2k-Leitlinie (AWMF-Reg.Nr. 015-045; Version 5.1.; Stand März 2025) verbindet konservative hormonelle und operative Therapien mit komplementären multimodalen Ansätzen.
Bei einer Endometriose siedeln sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb des Endometriums im Beckenperitoneum (Bauchfell), an den Eierstöcken, am Bandapparat der Gebärmutter, an Rektum oder Harnblase, seltener im Zwerchfell, an Operationsnarben oder am Blinddarm an. Unter dem Einfluss von Estrogen wachsen die Endometriumzellen während eines Menstruationszyklus außerhalb der Gebärmutter ebenso wie innerhalb.
Endometriose-Herde werden mit dem Menstruationszyklus abwechselnd aufgebaut und wieder abgestoßen mit einer kleineren Blutung, können den Körper jedoch nicht verlassen. Es bilden sich Blutzysten mit der Folge von Vernarbungen und Entzündungen. Es kommt zu infiltrativem, teilweise organübergreifendem Wachstum. Der Körper reagiert lokal mit chronischer Inflammation, die das Gesamtrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schlaganfall erhöht.
Eine kausale Therapie ist aufgrund der unklaren Ätiologie der Erkrankung nicht möglich. Verschiedene Theorien zur Pathogenese sind noch nicht wissenschaftlich belegt.
Neben genetischen Ursachen spielen die Hyperperistaltik der Gebärmutter, ein Estrogen-Überschuss im Körper der Frau, inflammatorische Prozesse, die Angiogenese oder der Prostaglandin-Stoffwechsel eine Rolle. Das Risiko scheint erhöht zu sein bei Komorbiditäten wie Allergien oder Autoimmunerkrankungen sowie bei einem verkürzten oder verlängerten Menstruationszyklus, früher Menarche oder später Schwangerschaft.