Bulevirtid bei Hepatitis D |
Verschiedene Arzneimittel können die NTCP-Zielstruktur von Bulvirtid hemmen. Daher wird es nicht empfohlen, sie mit dem neuen Arzneistoff zu kombinieren. Zu diesen Arzneistoffen zählen zum Beispiel Sulfasalazin, Irbesartan, Ezetimib, Ritonavir und Ciclosporin A. Zudem ist die gleichzeitige Anwendung von NTCP-Substraten nach Möglichkeit zu vermeiden. Dazu zählen zum Beispiel verschiedene Statine sowie Schilddrüsenhormone und Estron-3-sulfat.
Als Vorsichtsmaßnahme sollten Schwangere und Frauen im gebärfähigen Alter, die keine Verhütungsmethode anwenden, nicht mit Bulevirtid behandelt werden. In der Stillzeit muss überlegt werden, ob das Stillen unterbrochen oder auf die Arzneistoff-Therapie verzichtet wird.
Hepcludex wird im Gefrierschrank aufbewahrt (- 20 Grad Celsius). Vor der Rekonstitution kann das Mittel bis zu drei Monate im Kühlschrank bei 2 bis 8 Grad Celsius aufbewahrt werden. Danach ist es für zwei Stunden bei Raumtemperatur stabil. Aus mikrobiologischer Sicht wird jedoch dazu geraten, es nach Rekonstitution sofort zu verwenden.
Eine Chronifizierung der Hepatitis-D-Infektion verschlechtert die Prognose der Betroffenen drastisch. Nicht umsonst gilt die chronische Hepatitis D als schwerste Form der Virushepatitis. Off label wurde in der Vergangenheit mit Interferon-Präparaten behandelt, die aber längst nicht bei allen Patienten ansprachen oder für diese geeignet sind. Somit ist es ein relevanter Fortschritt, dass es nun endlich auch eine zugelassene Therapie gibt. Bulevirtid ist eindeutig als Sprunginnovation einzugruppieren.
Die Ergebnisse der MYR202-Studie zeigen, dass der neue Arzneistoff wirksam und sicher ist. Daten aus der MYR203-Studie zeigen, dass auch eine Kombination mit PEG-Interferon-α sinnvoll sein kann. Sehr wahrscheinlich wird man von Bulevirtid in der Zukunft noch mehr hören. Das Wirkprinzip der Entry-Inhibition funktioniert auch bei Hepatitis B. Studienergebnisse belegen auch hier einen Nutzen. Gut möglich, dass darüber hinaus noch ganz andere Indikationen möglich sind. Lebererkrankungen wie nicht alkoholische Steatohepatitis oder primär biliäre Cholangitis könnten – basierend auf der Blockade des NTCP-Cotransporters durch Bulevirtid – ebenfalls ein Einsatzgebiet werden.
Sven Siebenand, Chefredakteur