Blick in die Pipeline |
Ein Meilenstein in der Behandlung der TB war die Zulassung von Bedaquilin im Jahr 2014, welches durch Hemmung der F-ATP-Synthase die ATP-Synthese unterbindet und damit keine DNA- beziehungsweise Proteinsynthese mehr möglich ist und auch der Stickstoffmetabolismus gestört wird. Bedaquilin zeigt sowohl bei MDR-TB und XDR-TB eine starke Wirksamkeit. In klinischen Studien wurde Bedaquilin in Kombination mit einem Standardregime bei Patienten mit MDR-TB erprobt: Die einmal tägliche Gabe über zwei Wochen und die anschließende dreimal wöchentliche Gabe über 22 Wochen führte bei signifikant mehr Patienten in der Bedaquilin-Gruppe zu einer Sputumkonversion bereits nach 24 Wochen, die bis zu 120 Wochen anhielt, als bei Patienten, die nur die Standardbehandlung erhielten (13). Im direkten Vergleich zeigte eine Kombination von Bedaquilin mit Pretomanid und 600mg Linezolid eine bessere Verträglichkeit bei vergleichbarer Wirksamkeit wie dieselbe Kombination jedoch mit der doppelten Dosis Linezolid bei XDR-TB über einen 26-wöchigen Behandlungszeitraum (14).
Die WHO empfiehlt, Bedaquilin in allen MDR- und XR-TB-Behandlungskombinationen zu verwenden, da die Mortalität bei resistenter TB stark reduziert wird (4).
Generell ist Bedaquilin relativ gut verträglich. Häufige Nebenwirkungen, die bei circa 10Prozent der Patienten auftreten, sind Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Arthralgie. QT-Zeit-Verlängerungen werden durch einen Metaboliten verursacht (13).
Seit Anfang 2021 ist Bedaquilin auch zugelassen für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen ab fünf Jahren. Das Nebenwirkungsprofil ist bei pädiatrischen Patienten vergleichbar mit dem von Erwachsenen, zusätzlich wurden Leberenzymerhöhungen bei circa einem Drittel beobachtet (15).
Die BCG-Impfung hinterlässt ähnlich wie die Pockenimpfung eine charakteristische Narbe. / Foto: Adobe Stock/Pannarai
Analoga von Bedaquilin, TBAJ-876 und TBAJ-587, befinden sich in der frühen Entwicklung. In vitro zeigten sie eine stärkere Wirksamkeit als Bedaquilin, auch wird eine bessere Verträglichkeit erwartet (6).
Sudapyridin, ein weiteres Analogon von Bedaquilin, zeigt in vitro eine vergleichbare Wirksamkeit wie Bedaquilin. Durch die geringere Lipophilie des Moleküls hat Sudapyridin ein verbessertes pharmakokinetisches Profil. Vor allem das Risiko einer QT-Zeit-Verlängerung soll dadurch verringert sein. Derzeit läuft eine Phase-II-Studie mit Patienten mit DS-TB und DR-TB. Mit Ergebnissen ist noch dieses Jahr zu rechnen (6).