Tocilizumab auch firstline? |
13.12.2011 15:41 Uhr |
Von Elke Wolf, Frankfurt am Main / Die klassischen Basismedikamente gelten nach wie vor als Grundstock der Therapie einer rheumatoiden Arthritis. Erst bei unzureichender Wirksamkeit wird mit einem Biologikum kombiniert oder dieses als Monotherapie eingesetzt. Neue Daten geben Hinweise darauf, dass hier hinsichtlich des Therapiealgorithmus ein Umdenken erforderlich ist.
Ziel der Behandlung einer rheumatoiden Arthritis (RA) ist es, schnellstmöglich eine Remission zu erreichen – im ersten Schritt mit einem Basismedikament (DMARD) wie Methotrexat oder Leflunomid und bei unzureichender Wirksamkeit durch die Kombination mit einem Biologikum. »Dies entspricht jedoch nicht der klinischen Realität«, konstatierte Professor Dr. Klaus Krüger, München, auf einer Pressekonferenz von Roche Pharma und Chugai Pharma. Denn in etwa 30 Prozent der Fälle entwickeln die Patienten Unverträglichkeiten auf ein oder mehrere DMARDs und benötigen dann eine Biologika-Monotherapie. »Fakt ist, dass etwa ein Drittel aller Biologika-Patienten eine Monotherapie ohne begleitendes DMARD erhält. Dies belegen Statistiken nationaler sowie internationaler Patientenregister«, sagte Krüger. Die Erfahrung zeige, dass Mediziner Biologika auch dann als Monotherapie einsetzen, wenn diese dafür nicht zugelassen sind. Dies habe in der Vergangenheit zu Regressen geführt, so Krüger.
Nur vier der derzeit auf dem Markt befindlichen Biologika sind in der Zweitlinientherapie für die Monotherapie zugelassen: Etanercept, Adalimumab, Certolizumab und Tocilizumab. Infliximab, Anakinra, Golimumab, Abatacept oder Rituximab dürfen dagegen nur in Kombination mit Methotrexat verordnet werden.
Der Interleukin-6-Rezeptorantagonist Tocilizumab als Monotherapie gegeben, hemmte in einer Phase-III-Studie das Fortschreiten der Erkrankung in den Hand- und Fußgelenken ebenso effektiv wie in Kombination mit Methotrexat. Experten fordern daher den Einsatz des Antikörpers als Monotherapie zur Erstlinienbehandlung.
Foto: Fotolia/wildworx
Neuere Studienauswertungen lassen vermuten, dass Tocilizumab (RoActemra®) unter den zur Monotherapie zugelassenen Biologika als einziger Interleukin-6-Rezeptorenblocker einen besonderen Stellenwert einzunehmen scheint. In der doppelblinden, randomisierten Phase-III-Studie ACT-RAY wurden insgesamt 556 Patienten mit unzureichendem Ansprechen auf Methotrexat über zwei Jahre entweder mit Tocilizumab plus Methotrexat oder Tocilizumab plus Placebo behandelt. Dass der Interleukin-6-Rezeptorblocker hinsichtlich der klinischen Wirksamkeit der Kombination mit Methotrexat ebenbürtig ist, war bereits bekannt. Aktuelle Auswertungen zeigen nun auch bezüglich der radiologischen Progression Gleichwertigkeit der beiden Therapiearme. Dazu wurden radiographische Daten von Hand und Fuß zu Therapiebeginn und nach 24 Wochen ausgewertet. Das Fortschreiten der strukturellen Schädigung der Hand- und Fußgelenke wurde in beiden Studienarmen fast vollständig gehemmt, und zwar zeigten 73,9 Prozent der Patienten unter Mono- und 80,1 Prozent der Patienten unter Kombinationstherapie keine Progression bis zur Woche 24.
Weniger überzeugend sind die Daten für die drei anderen Biologika in Monotherapie. »Es gibt genügend Daten, die besagen, dass TNF-α-Blocker wie Adalimumab oder Etanercept in der Monotherapie kein tragfähiges Konzept darstellen«, informierte Krüger. Zwar seien diese Substanzen auch schwach wirksam, aber der wirklich durchschlagende Effekt komme erst durch die Kombination mit Methotrexat. »Grundsätzlich sollte deshalb der Therapiealgorithmus in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis neu überdacht werden. Tocilizumab erfüllt die Voraussetzungen für ein First-Line-Biologikum in der Monotherapie«, forderte Krüger. /