Pharmazeutische Zeitung online
Interview

Eingefahrene Wege kritisch hinterfragen

09.12.2011  12:16 Uhr

Von Sven Siebenand / Daniel Mädler von der Uni Greifswald ist der neue Präsident des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD). Im Interview mit der PZ stellt sich der 23-jährige Sachse vor und kündigt neue Projekte an.

PZ: Herr Mädler seit wenigen Tagen stehen Sie an der Spitze des BPhD. Wie fühlt man sich so als Präsident?

 

Mädler: Ich freue mich immer sehr, wenn mich meine Freunde jetzt manchmal scherzhaft mit »Mr. President« grüßen. Außerdem habe ich viel Spaß dabei, mich für die Belange meiner Kommilitonen einzusetzen. Das habe ich hier in Greifswald bereits im Fachschaftsrat getan.

 

Manchmal denke ich aber auch: »Daniel, wie um alles in der Welt willst du das schaffen?«. Dann kommt so ein kurzer Moment, indem ich mir nicht sicher bin, ob ich alle Pharmaziestudierenden Deutschlands wirklich würdig vertreten kann. Aber ich habe mir fest vorgenommen, die Wünsche und Interessen aller zu hören und weiterzugeben.

 

PZ: Was haben Sie sich für Ihre Präsidentschaft vorgenommen?

 

Mädler: Diese Frage wird mir in der letzten Zeit ziemlich häufig gestellt. Und wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, dass ich nicht das EINE große Ziel habe. Eine Beobachtung während meines Studiums ist aber, dass viele Pharmaziestudenten eher zurückhaltend und etwas ängstlich sind; besonders im Bezug auf Veränderung. Und genau an dieser Stelle möchte ich Akzente setzten. Ich werde Vorschläge anbringen, welche vielleicht nicht jedem gleich gefallen werden. Ich bin der Auffassung, dass positive Veränderungen nur möglich sind, wenn wir den Mut haben, auch eingefahrene Wege auf eine konstruktive Art und Weise neu zu diskutieren.

 

PZ: Welche neuen Projekte des BPhD sind in Planung und an welchen »Baustellen« ihrer Vorgängerin Maria-Christina Scherzberg werden Sie weiterarbeiten?

 

Mädler: Mir schwirren bereits so einige mögliche Projekte im Kopf herum, jedoch ist bisher noch keines Spruchreif. Dies wird sich aber nach unserem nächsten Vorstandstreffen im Januar ändern. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass wir als Verband momentan noch einige »Projekte« bearbeiten, die wir zunächst einmal zu einem Abschluss bringen wollen. Zum einen verfolgen wir weiterhin die Entwicklungen rund um das Thema Praktisches Jahr, angefangen bei der Anregung eines Ausbildungsausweises bis hin zu unserem Antrag auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf, in dem wir für die Einführung eines Akkreditierungssystems für Ausbildungsapotheken erfolgreich geworben haben. Des Weiteren werde ich wie Maria-Christina Scherzberg versuchen, den Kontakt zu den Berufsverbänden weiter auszubauen und zu vertiefen.

 

PZ: Was sollte man im Pharmaziestudium dringend ändern?

 

Mädler: Wenn ich jetzt ganz einfach und ohne große Worte sage: »Die Belastung der Studenten sollte reduziert werden.«, weiß ich, dass einige denken: »Diese faulen Studenten wollen nur mehr Freizeit.« Dies ist allerdings nicht meine Intention hinter dieser Aussage. Mir geht es hierbei vielmehr um zwei Gruppen unter meinen Kommilitonen. Auf der einen Seite diejenigen, deren Leistungsstärke nicht ausreicht, um acht Stunden am Tag in der Uni zu verbringen und danach noch zu lernen. Keine Frage, dass es einige Studenten gibt, welche dies mit Leichtigkeit absolvieren können, aber eben nicht alle. Und genau hier finde ich, sollte bis zu einem gewissen Grad mehr Rücksicht genommen werden.

 

Eine weitere Gruppe sind diejenigen Studenten, welche gerne auch mal etwas mehr wissen oder lernen wollen. Egal, ob es sich dabei um Pharmazie-bezogene Weiterbildung handelt, oder darum, sich einfach kulturell zu bilden. Auch hierfür fehlt, wenn das Studium in der Regelstudienzeit von acht Semestern absolviert werden soll, die Zeit. Ist der Blick über den Tellerrand hinaus denn nicht wünschenswert?

 

PZ: Wie ließe sich die Ausbildung im Praktischen Jahr verbessern?

 

Mädler: Wir brauchen eine einheitlichere Ausbildung während des Praktischen Jahres.

 

In vielen Apotheken ist es bereits angekommen, dass wir an der Uni nicht darin unterrichtet werden, wie wir einen Patienten beraten. Meiner Auffassung nach soll uns die Universität befähigen, den Nutzen und die Risiken von Arzneimitteln richtig zu bewerten. In dem halben oder ganzen Jahr in der öffentlichen Apotheke sollen wir dann lernen, wie wir dieses theoretische Wissen zum Wohle unserer Patienten einsetzten können. Das ist auch der Grund dafür, dass wir als Pharmazeut im Praktikum nicht die Vergütung eines approbierten Apothekers erhalten.

 

PZ: Wo können sich Pharmaziestudierende über Aktivitäten des BPhD informieren?

 

Mädler: Als Erstes natürlich auf unserer Homepage www.bphd.de oder interaktiver auf unseren Bundesverbandstagungen (BVT) einmal im Semester. Das ist quasi BPhD live.

 

Für diejenigen Studenten, die an Verbandsarbeit weniger Interessiert sind, bietet sich das Pharmaweekend mit Vorträgen zu einem bestimmten Thema an. Im kommenden Jahr dreht sich alles um das Thema »Haut«. Wer Fragen hat, kann auch zur Fachschaft am Ort gehen, uns bei Facebook suchen oder einfach mir eine E-Mail an president(at)bphd.de schicken.

 

PZ: Welches Fach an der Uni macht Ihnen am meisten Spaß?

 

Mädler: Ich habe jetzt nicht das eine Lieblingsfach, da ich in jedem Teilgebiet bisher Punkte entdeckt habe, die mich sehr interessieren und einige, die ich absolut nicht mag. Eine Sache, die mir besonders viel Freude bereitet, ist die Pharmazeutische Biotechnologie.

 

PZ: Sie studieren in Greifswald. Bleibt neben Studium und BPhD noch Zeit für die Ostsee oder andere Hobbys?

 

Mädler: Ich gehöre zu den Leuten, die sich die Frage nach dem Zeit haben nicht stellen. Entweder ich nehme mir Zeit für etwas, oder ich tue es nicht. Das ist jedoch oft von meiner Tagesform abhängig. So handhabe ich es auch mit meinen Hobbys. Dazu gehören diverse Sportarten von Schwimmen über Fußball bis hin zu Rugby. Ein weiteres »Hobby« von mir ist es, mit meinen Freunden abends wegzugehen. Das aber nur unter dem Motto: »Wer feiern kann, der muss auch arbeiten können.«

 

PZ: Sie sind bereits im siebten Semester. Das Staatsexamen ist nicht mehr so weit weg. Wissen Sie schon, wie es nach dem Studium und dem PJ weitergehen soll?

 

Mädler: Mein bisheriger Plan sieht so aus, dass ich nach meinem Studium noch gerne promovieren möchte. Langfristig habe ich allerdings vor, in der öffentlichen Apotheke zu arbeiten, da es mir einfach Spaß macht, mich mit anderen Menschen zu unterhalten. Dazu kommt, dass sich mein Vater schon auf die Unterstützung in seiner Apotheke freut. /

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