Advent, Advent |
13.12.2011 15:37 Uhr |
Die SPD und die Adventszeit haben offenbar mehr gemeinsam als bislang gedacht. So veranstalteten die Sozialdemokraten ihren diesjährigen Bundesparteitag nicht nur rund um den Nikolaustag. Sie machten auch der vorweihnachtlichen »Zeit der Besinnung« alle Ehre. Dies jedoch im negativen Sinne. Denn was in einem Beschluss des Parteitags zur Gesundheitspolitik steht, ist eher als bedenklich denn als besinnlich zu interpretieren. Dort schreiben die Sozialdemokraten: »Den Arzneimittelvertrieb werden wir liberalisieren, um Preisvorteile von größeren Vertriebsstrukturen zu erreichen.« Konkreter wird die Partei an dieser Stelle nicht. Zu befürchten ist aber, dass damit eine Aufweichung des Fremd- und Mehrbesitzverbots gemeint ist (lesen Sie dazu SPD-Beschluss: Niemand will es gewesen sein). Das wäre dann die Rute für die inhabergeführte Apotheke und ein Nikolausgeschenk für Apothekenketten.
Aber wie ist dieser Satz überhaupt in den Beschluss hineingekommen? Bei den Sozialdemokraten will es nun niemand gewesen sein. Nur wenige Tage, nachdem der Beschluss zur Gesundheitspolitik gefallen ist, will sich niemand aus der Partei dazu äußern Dann waren es vielleicht die Adventswichtel, die sich einen Scherz erlaubt haben? Schwer vorstellbar. Noch schwerer zu begreifen ist allerdings, warum nun kein Sozialdemokrat Stellung beziehen will. Der Satz ist sicher nicht aus Versehen in den Beschluss geraten, doch offenbar wollen sich die Verantwortlichen lieber nicht zu ihrer Meinung bekennen. Steckt vielleicht Karl Lauterbach im Knecht-Ruprecht-Kostüm dahinter? Immerhin hatte der gesundheitspolitische Sprecher der SPD schon vor einigen Jahren mit dem Gedanken geliebäugelt, das Fremd- und Mehrbesitzverbot für Apotheken aufzuweichen.
Nicht nur die Redakteure der PZ schütteln darüber verwundert den Kopf, dass eine Stellungnahme offenbar nicht gewünscht ist. Auch die Apothekeninhaber und ihre Mitarbeiter dürfte das große Schweigen der Partei erst mal ratlos zurücklassen. Schließlich hätten Fremd- und Mehrbesitz erhebliche Konsequenzen für die Arbeitsplätze in den Apotheken. Da sollten doch gerade Sozialdemokraten wenigstens eine gute Begründung für ihren Beschluss liefern können.
Liebe Genossinnen und Genossen: Advent, Advent, erst drei Lichtlein brennen! Für »Stille Nacht« ist es noch zu früh. Sagt offen und ehrlich, wo Ihr mit uns Apothekern zukünftig hinwollt!
Sven Siebenand
Stellvertretender Chefredakteur