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Rabattverträge

Kleiner Gewinner, großer Verlierer

09.12.2008  16:00 Uhr

Rabattverträge

Kleiner Gewinner, großer Verlierer

Von Daniela Biermann

 

Die AOK hat fast alle vorläufigen Zusagen für die neue Runde der Rabattverträge erteilt. Während Ratiopharm leer ausgeht, hat KSK-Pharma den Hauptpreis an Land gezogen.

 

»Nun können wir unter weitere 19 Wirkstoffe einen Haken machen«, sagte Dr. Christopher Hermann, Verhandlungsführer der AOK. Damit sind 63 der 64 ausgeschriebenen Arzneistoffe abgedeckt. Für einen Wirkstoff steht die Zuteilung noch aus. Um welchen es sich handelt, wollte die AOK nicht verraten, es gebe noch Patentstreitigkeiten um den Wirkstoff.

 

Generell gelten die Zusagen als vorläufig, bis die Vergabekammern die Rechtmäßigkeit geprüft haben. Außerdem rechnet die AOK mit Beschwerden von Herstellern, die nicht zum Zuge kamen. »Einigen Pharmaunternehmen werden unsere Entscheidungen wieder mal nicht schmecken, das hat die Vergangenheit ja bereits gezeigt«, sagte Hermann.

 

Der vorläufige Zuschlag für den begehrtesten Arzneistoff, Omeprazol, ging für alle fünf ausgeschriebenen Gebietslose an KSK-Pharma. Der Mittelständler machte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 7 Millionen Euro. Durch den exklusiven Zuschlag habe man diesmal besser kalkulieren können, sagte Vorstand Peter Krcmar gegenüber der PZ. Daher werde es nicht zu Lieferschwierigkeiten kommen. »Wir haben einen großen Lieferanten im Rücken. Würden wir die gegebene Liefergarantie nicht einhalten, wären wir aufgrund der hohen Strafen weg vom Fenster.« Der Protonenpumpenhemmer macht nach Angaben Krcmars rund 10 Prozent des 2,3 Milliarden Umsatzvolumens der rabattierten Medikamente aus. Bei der ersten Runde der Rabattverträge im Frühjahr 2007 hatte die AOK auch einigen sehr kleinen und bis dahin völlig unbekannten Generika-Herstellern vertraut. In der Folge kam es auch zu großen Lieferproblemen.

 

Doch nicht nur kleine Unternehmen wurden von der AOK bedacht. Mit Stada zeigte sich auch einer der Branchenführer zufrieden. Der Arzneimittelhersteller aus Bad Vilbel rechnet mit 40 neuen Rabattverträgen für 11 Wirkstoffe. Damit würde sich das Unternehmen etwa 18 Prozent des von der AOK ausgeschriebenen Umsatzes sichern. Kommt es zum Vertrag, erwartet das Unternehmen laut Pressemitteilung »sehr deutliche Absatz- und Umsatzsteigerung, allerdings mit reduzierten Margen«.

 

Ratiopharm ging dagegen bislang leer aus. Allerdings liege ein Teil der Unterlagen noch nicht vor, sagte ein Unternehmenssprecher am Montag gegenüber der Deutschen Presseagentur. Die Ausschreibungen der AOK habe nur auf rund 2 Prozent des Gesamtumsatzes des Unternehmens Einfluss, heißt es bei Ratiopharm. Der Ulmer Generikahersteller geht davon aus, mit anderen Kostenträgern Verträge abschließen zu können.

 

Phagro will einbezogen werden

 

Die AOK geht von einem pünktlichen Start der nächsten Rabattvertragsrunde am 1. März 2009 aus. Die Hersteller hätten so genügend Zeit, die geforderte Lieferfähigkeit sicherzustellen.

 

Der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels Phagro hat bereits alle an der Ausschreibung teilnehmenden Hersteller aufgefordert, die Großhändler mit in die Planung einzubeziehen. So soll eine rechtzeitige und ausreichende Versorgung gewährleistet werden.

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