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Noweda

Gute Zahlen in schwierigen Zeiten

27.11.2012  18:54 Uhr

Von Daniel Rücker / In seinem Geschäftsbericht sprach der Noweda-Vorstandsvorsitzende Wilfried Hollmann von »unverändert dunklen Wolken am Pharmahimmel«. Das mag grundsätzlich stimmen, die Lage des eigenen Unternehmens kann er damit aber nicht beschreiben.

Hollmann hätte auf der Noweda-Generalversammlung am 24. November in Essen allen Grund zum Jubeln gehabt: Mehr Umsatz, mehr Ertrag, mehr Mitglieder und eine ordentliche Dividende für die Anteilseigner. Das ist verkürzt die Bilanz des Pharmagroßhändlers. Der Vorstandsvorsitzende jubelte aber nicht, das hätte nicht in die Zeit gepasst. Der Branche insgesamt, Apotheken wie Großhändlern, geht es längst nicht so gut.

Deshalb ging Hollmann auch ausführlich auf die Marktlage ein. Dort stehen auf der einen Seite der Gesundheitsfonds und die Krankenkassen mit »übervollen Kassen«. Auf der anderen Seite stehen unter anderem die Apotheker, denen die Politik mit dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) die wirtschaftliche Basis entzogen hat. Hollmann hält dies für inakzeptabel: »In einer solchen Überschuss-Position muss es eine politische Selbstverständlichkeit sein, dass die Zwangsenteignung aufhört, denn nichts anderes sind die Maßnahmen des AMNOG.«

 

Kein Großabnehmerrabatt

 

Der Noweda-Chef fordert eine Anhebung der Großhandelsspanne auf das Niveau vor dem AMNOG. Außerdem müsse das Apothekenhonorar steigen. Die geplante Einführung einer Notdienstpauschale sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, die Erhöhung der Packungspauschale um 25 Cent jedoch keinesfalls angemessen.

 

Zudem müsse der Apothekenabschlag deutlich sinken. Ein Betrag oberhalb von einem Euro sei laut Hollmann »mit keinem Argument begründbar«. Der Betrag von einem Euro lasse sich noch unter Skonto abbuchen. Die Kassen beriefen sich jedoch auf einen deutlich höheren Großabnehmerrabatt, der ihnen keinesfalls zustehe. Hollmann: »Das ist ökonomisch nicht nachvollziehbar.«

 

Ein Großabnehmerrabatt wäre begründbar, wenn die Apotheker durch die kollektive Versorgung von Versicherten einer Kasse ihren Aufwand reduzieren könnten. Tatsächlich träten die Versicherten aber nicht als Vertreter eines Großabnehmers in den Apotheken auf, sondern jeder als einzelner Patient, der individuell versorgt werden müsse. Hollmanns Fazit: »Das Argument des Großabnehmers gehört schlicht und einfach in den Papierkorb.«

 

Es sind aber nicht nur die Politik und die Krankenkassen, die den Apothekern das Leben schwer machen. Auch in der Branche gibt es unerfreuliche Entwicklungen. Wenig Verständnis zeigte Hollmann für Marktbeteiligte, deren Vertriebskonzepte »den Berufsstand des Apothekers berufsethisch angreifbar machen und andererseits bei Politik und Krankenkassen den Eindruck eines ausreichenden Honorars vermitteln«. Gemeint waren damit Discount-Apotheken, Bonusmodelle und Lieferdienste, bei denen der Apotheker für die Vermittlung von Kunden bezahlt. Dies schade den Apotheken und schwäche deren Position gegenüber der Politik.

 

Deutlich erfreulicher verlief der zweite Teil von Hollmanns Bericht. Hier konnte der Noweda-Chef wirklich erfreuliche Zahlen präsentieren. So stieg der Umsatz des zum 30. Juni 2012 abgelaufenen Geschäftsjahres um 17,7 Prozent auf 4,33 Milliarden Euro. Angesichts der Stagnation im gesamten deutschen Großhandelsmarkt ist dies ein durchaus bemerkenswertes Ergebnis. Von dem Mehrumsatz entfallen 110 Millionen Euro auf die Luxemburger Noweda-Tochter CPL. Der Bilanzgewinn stieg im selben Zeitraum um 4 Millionen Euro auf 25,9 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote liegt jetzt bei 34 Prozent.

 

Zahl der Mitglieder steigt

 

Weiter aufwärts geht es auch bei der Zahl der Mitglieder. Sie stieg um 220 auf nunmehr 8408. Besonders stolz ist Hollmann dabei auf die hohe Zahl von Apothekern, die ausschließlich bei Noweda einkaufen und auf einen Zweitlieferanten verzichten.

 

Freuen dürften sich die Anteilseigner der Noweda über die Rendite des Unternehmens. Für die Grundanteile gibt es eine Dividende von 9,4 Prozent, für die freiwilligen Anteile sogar 11,2 Prozent. Damit liegt die Ausschüttung laut Noweda auf Vorjahresniveau. Das aktuelle Geschäftsjahr gestaltet sich nach Hollmanns Angaben auch recht erfreulich. Konkrete Zahlen nannte er zwar nicht, sprach aber von einer positiven Umsatzentwicklung und steigenden Mitgliederzahlen.

 

Neben den ökonomischen Zielen für 2012 habe die Noweda aber noch weitere Prioritäten in diesem Jahr. Hollmann: »Es ist unser ausgemachtes Ziel, die Apothekenbetriebe aus dem ökonomischen Jammertal herauszuholen.« Apotheken, die sich vollständig zur Zusammenarbeit mit der Noweda bekennen, würden eine maximale Unterstützung erhalten. Soll heißen: Die Noweda setzt vor allem auf Apotheken, die ihr Einkaufsvolumen erhöhen oder sogar nur noch bei Noweda einkaufen. Wer dagegen auch an anderer Stelle auf Schnäppchenjagd geht, der wird womöglich weniger gut behandelt. So soll es im Januar 2013 eine Sonderausschüttung für »engagierte Mitglieder« geben. Dadurch könnte die Zahl der Apotheker, die ausschließlich bei der Noweda einkaufen weiter steigen. /

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