Gefahr für Mensch und Tier |
12.11.2012 13:40 Uhr |
Von Patrick L. Scheid / Auf unsere Haustiere lauern zahlreiche Parasiten, die nicht selten zu schweren Erkrankungen führen. Sie vermehren sich meist stark und bedeuten für Haustiere, aber auch ihre Halter ein oft unterschätztes Risiko. Importierte Parasiten als »Reisesouvenirs« stellen eine weitere Gefahr dar.
Der Parasitismus ist eines der Erfolgsmodelle der Natur. Parasiten entwickelten faszinierende Strategien, um den Gegenmaßnahmen des Immunsystems der Wirte zu entgehen. Meist haben sich Wirt und Parasit im Lauf der Zeit aneinander angepasst, was dann nicht (mehr) zum Tod des Wirts, wohl aber (per definitionem) zu dessen Schädigung führt. Zahlreiche Parasiten können sowohl Haustiere als auch den Menschen befallen. Insbesondere Kinder sind durch den intensiven Kontakt zu ihren Vierbeinern einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt.
Auch Kaninchen und Kleinnager können von Parasiten befallen sein.
Foto: TK
Als Zoonose-Erreger bezeichnet man generell solche Infektionserreger, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können; darunter sind neben Bakterien, Viren und Pilzen auch Parasiten. Durch Parasiten bedingte Zoonosen entstehen durch Einzeller (Protozoen), Würmer (Helminthen) und Arthropoden (Insekten und Spinnentiere). Über 60 Parasitenarten bedrohen allein die Gesundheit von Hunden (1). Mit zunehmendem Kontakt des Menschen mit seinen Haustieren steigt auch das Risiko von Zoonosen. Die beste Strategie zum Schutz von Menschen, vor allem von Kindern, ist es, das Haustier vor einer Infektion zu schützen und es gegebenenfalls rasch zu behandeln (Kasten).
Zecken, Milben und Flöhe als Überträger
Zecken gehören zu den bekanntesten Parasiten, die sowohl Haustiere als auch den Menschen befallen können. Der in Deutschland prädominante »Holzbock« Ixodes ricinus ist ein wichtiger Überträger (Vektor) für Infektionserreger bei Tier und Mensch. Auch andere Arten wie die braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) oder die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) werden immer häufiger in Deutschland gefunden. Bei Hunden befallen Zecken vor allem Kopf, Hals und Brust.
Oft reichen schon einfache Maßnahmen, um eine Infektion mit Parasiten zu vermeiden:
Aufklärung ist nötig, Panik nicht angebracht
Hundekot stets entfernen
pädagogisches Lehrpersonal (als Multiplikatoren) sensibilisieren und »Ökopädagogik« um das Thema Zoonosen erweitern
Präventions-, Erkennungs- und Bekämpfungsmaßnahmen kennen
einfache Hygienemaßnahmen anwenden (vor allem Kinder)
kontaminierte Umgebung meiden (Minimierung des Expositionsrisikos)
Zecken übertragen etliche Krankheitserreger, zum Beispiel Anaplasmen, die bakteriellen Erreger der granulozytären Ehrlichiose bei Hund und Mensch, sowie Borrelien, Babesien, die Erreger der »Hundemalaria«, und FSME-Viren. Die Übertragung von Anaplasma phagocytophilum beispielsweise findet beim Saugakt statt, die Inkubationszeit beträgt eine bis zwei Wochen. Der Hund zeigt schwere, aber meist unspezifische Erkrankungszeichen wie Fieber, Lethargie, Müdigkeit, Apathie, Lahmheiten und Anorexie. Weniger als 10 Prozent der infizierten Hunde erkranken an klinisch manifester Anaplasmose. Die Seroprävalenzen für Anaplasma phagocytophilum beim Hund liegen in Deutschland, regional sehr unterschiedlich, bei 3 bis 50 Prozent. Der Mensch kann an Grippe-ähnlichen Symptomen mit Fieber erkranken.
Sarcoptes-Milben spielen bei Haustieren eine wichtige Rolle, da sie heftig juckende erythematöse Hauteffloreszenzen hervorrufen. Diese Grabmilben können bei engem Kontakt mit einem an Sarcoptes-Räude erkrankten Hund auch auf den Menschen übergehen und dort juckende Papeln hervorrufen.
Cheyletiella-Milben kommen bei Hunden, Katzen und Kaninchen vor. Da auch diese Milben wirtsunspezifisch sind, kann sich der Mensch bei engem Kontakt – wie es gerade bei Kindern oft der Fall ist – leicht infizieren. Beim Menschen zeigt sich eine papulöse Dermatitis.
Die Tropischen Rattenmilben (Ornithonyssus bacoti) stammen eigentlich aus deutlich wärmeren Gefilden, werden aber auch hierzulande auf Kleinnagern beobachtet. In Deutschland befallen sie vor allem Wildnager, aber auch Wüstenrennmäuse oder Hamster. Urtikarielle, heftig juckende Hautreaktionen sind die Folge bei Tier und Mensch.
Etwa die Hälfte aller Otitisfälle der Katze geht auf das Konto der Milbe Otodectes cynotis. Besonders häufig sind junge Katzen (Freigänger) betroffen, aber auch Hunde. Die stationär-permanent auf dem Wirt lebenden Ektoparasiten besiedeln die Hautoberfläche der äußeren Gehörgänge und der inneren Ohrmuscheln. Die feline Ohrräude wird in der Regel durch Kontaktinfektionen von Tier zu Tier weitergegeben. Bedingt durch den Juckreiz kratzen sich die Tiere immer wieder an den Ohren und schütteln den Kopf. Sekundärinfektionen sind die Folge des Kratzens bei einer Otitis externa parasitaria. Werden die Milben auf den Menschen übertragen, zeigen sich ebenfalls juckende papulöse Hauteffloreszenzen.
Auch Hunde- oder Katzenflöhe verbreiten zahlreiche Infektionserreger, darunter Rickettsien (Beispiel: Rickettsia felis) oder Bartonellen (Beispiel: Bartonella henselae). Mehr als 15 Flohspezies sind allein bei Hunden beschrieben; daher fungieren neben Katzen gerade Hunde als Brückenwirte für die Übertragung zum Menschen (2).
Würmer bei Hund und Katze
Haustiere nehmen Würmer meist aus der Umgebung auf (Tabelle). Bei 13 bis 17 Prozent der Hunde mit respiratorischen und kardialen Krankheitszeichen wurden Lungenwürmer nachgewiesen (hier Angiostrongylus vasorum). Die Befallshäufigkeit ist regional unterschiedlich, wobei junge Hunde häufiger befallen sind als ältere Tiere (3).
Übertragungsweg | Beispiel |
---|---|
Oral: Auflecken von Wurmeiern oder Larven aus der Umgebung, z. B. über Hundkot | Spul- und Hakenwürmer |
Oral: Fressen infizierter Zwischenwirte wie Mäuse | Bandwürmer |
Perkutan durch die Haut | Hakenwürmer |
Ansteckung über das Muttertier, intrauterin oder laktogen | Hundespulwurm |
Hakenwürmer leben im Dünndarm von Hunden und Katzen. Werden die Eier dieser Helminthen mit dem Kot ausgeschieden, schlüpfen daraus Larven, die den nächsten Wirt aktiv durch Penetration der Haut befallen können. Unter günstigen Umweltbedingungen können die Larven Monate überleben (4). Sie können auch den Menschen bei Kontakt mit der Haut befallen, bleiben jedoch auf ihrer Wanderung in der Epidermis stecken und bewegen sich meist gut sichtbar als kutane »Larva migrans« in der Haut weiter.
Hundewelpen sind häufig schon früh mit Larven des Hundespulwurms (Gattung Toxocara) infiziert, die über die Gebärmutter (intrauterin) oder über die Muttermilch (laktogen) auf den Nachwuchs übertragen werden (Tabelle). Aufgrund hormoneller Einflüsse während der Trächtigkeit der Hündin werden abgekapselte Larven wieder aktiv. Die Durchseuchung kurz nach der Geburt liegt in Westeuropa bei 70 bis 100 Prozent. Menschenkinder stecken sich via Hände oder Mund schnell an; typische Symptome sind Fieber, Husten, gastrointestinale Störungen, Hautveränderungen bis zu Augenschäden sowie der Befall weiterer Organe durch die Larva migrans visceralis.
Die Prävalenz der Toxocara-Infektion nimmt mit dem Alter der Hunde sukzessive ab und beträgt im Mittel durchschnittlich 4 bis 7 Prozent bei Hunden, ebenso bei Katzen. In deutschen Tierheimen wurden Spulwürmer hingegen bei mehr als einem Viertel der Katzen gefunden. Nicht zu vernachlässigen sind die Gefahren, die von einer Fellkontamination von Hunden mit zoonotischen Helminthen ausgehen. Frei zugängliche Sand- und Spielkästen sind häufig durchseucht, Toxocara-Eier bleiben bis zu vier Jahre infektiös (5).
Dirofilaria ist ein Nematode, der im adulten Stadium bis zu 30 cm lang wird und als Herzwurm Hunde und Katzen infiziert. Stechmücken übertragen Larvenstadien auf das Tier. Das Verbreitungsgebiet der Dirofilariae erstreckt sich über Süd- und Südosteuropa. Es gibt Fälle, in denen Menschen bei engem Kontakt mit ihren nicht entwurmten Hunden oder Katzen eine Infektion davontrugen, wobei grundsätzlich eine Einnistung in zahlreiche Organe möglich ist (6).
Auch der Fuchsbandwurm wird durch Hunde zum Menschen gebracht. Kleinsäuger wie Feld-, Rötel- und Schermaus sind Zwischenwirte für Echinococcus multilocularis. Fressen Hunde diese Zwischenwirte, infizieren sie sich. Problematisch beim Fuchs- und auch beim Hundebandwurm: Selbst bei einer Infektion des Menschen in der Kindheit können Symptome erst nach vielen Jahrzehnten auftreten. Mögliche Beschwerden sind je nach Organbefall unterschiedlich, zum Beispiel Abgeschlagenheit, Schmerzen, Gewichtsverlust, Gelbsucht bis hin zur Leberzirrhose.
Gefährliche Einzeller
Die wichtigsten parasitären Einzeller (Protozoen) im Dünndarm von Hund und Katze sind Giardien (Giardia duodenalis). 15 bis 23 Prozent der Hunde und Katzen in Deutschland sind infiziert. Bei Tierheim-Studien in anderen europäischen Ländern wurden deutlich höhere Werte gefunden. Welches Gefahrenpotenzial die Giardien-Genotypen der Haustiere für den Menschen darstellen, wird derzeit wissenschaftlich untersucht. Man geht jedoch davon aus, dass Giardien vom Haustier auf den Menschen (und umgekehrt) übertragen werden können. Sie können beim Menschen unter anderem akute und »chronifizierte« Durchfälle auslösen. Eine Infektion des Menschen ist gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig.
Im Magen-Darm-Trakt von meist jungen Katzen mit chronischem Dickdarmdurchfall, einem fettigen, stark riechenden Durchfall mit Blut- und Schleimbeimengungen, wurde in den letzten Jahren häufiger der Einzeller Tritrichomonas foetus gefunden. Dieser ist der Erreger der Deckseuche beim Rind.
Bei Kaninchen mit Kopfschiefhaltung steht differenzialdiagnostisch die Enzephalitozoonose an erster Stelle. Neben neurologischen Symptomen können infizierte Tiere auch eine chronische Niereninsuffizienz entwickeln. Diese Mikrosporidien, etwa Encephalitozoon cuniculi, werden häufig auch bei asymptomatischen Tieren diagnostiziert. In einer Studie in Österreich waren bis zu 60 Prozent der Kaninchen infiziert, aber symptomlos. In den letzten Jahren sind auch Encephalitozoon-Fälle bei Katzen und Hunden mit zum Teil heftigen Symptomen bekannt geworden. Bei Menschen mit Immunschwäche kann es ebenfalls zu einer Reihe von Symptomen bis hin zum Nierenversagen kommen.
Nahe verwandte Kokzidien, namentlich Isospora-Spezies sind bei Hunden ebenfalls häufiger zu finden und gehen mit Blutdurchfällen einher.
Hunde sind die bedeutendsten Wirtstiere für Leishmanien, die durch ektoparasitäre Sandmücken übertragen werden. Die Einzeller parasitieren in mononukleären Phagozyten, also Immunzellen, die eigentlich der Erregerabwehr dienen (sollen). Bei Hunden verläuft die Infektion mit Leishmania infantum eher chronisch und mitunter tödlich. Die Inkubationszeit bis zum Auftreten von klinischen Symptomen ist oft lang, was die Diagnostik der in der Regel importierten caninen Leishmaniose erschwert. Bei Hunden finden sich Ulzera am Nasenspiegel und an den Ohren sowie Entzündungen im Bereich der Augen. Ein abnormer Krallenwuchs (Onychogryposis) ist ein weiteres Symptom. Bei manchen Hunden verläuft die Infektion subklinisch; diese stellen gefährliche Reservoire dar. Über Sandmücken gelangen die Erreger beim Stich zum Menschen und können dort je nach Art kutane, mucokutane und viszerale Formen der Leishmaniose auslösen.
Die autochthone (»einheimische«) Hundebabesiose, oft »Hundemalaria« genannt, ist in Deutschland regional ebenfalls verbreitet und nimmt zu. So sind im Saarland etwa 4 Prozent der gesammelten Dermacentor-reticulatus-Zecken (Auwaldzecken), bei denen Weibchen und Männchen Blut saugen, mit Babesien »geladen«. Bei Infektion mit diesen Einzellern kommt es beim Hund zu einer fieberhaften Erkrankung mit Bewegungsstörungen, Erbrechen und Paresen bis zu akutem Nierenversagen. Beim Mensch nimmt die Infektion meist einen inapparenten Verlauf, der jedoch bei immunsupprimierten Patienten schwerer und sogar lebensbedrohlich verlaufen kann.
Toxoplasma gondii nutzt Katzen als Endwirte, besitzt aber ein breites Spektrum warmblütiger Tiere als Zwischenwirte. Der Mensch infiziert sich (unter anderem) durch reife Oozysten, zum Beispiel aus Katzenkot. Infiziert sich eine Frau in der frühen Schwangerschaft, kann dies zu einer schweren Schädigung des Embryos bis zum Abort führen. Diesem speziellen Ansteckungsrisiko kann man einfach vorbeugen: Lebt eine Katze im Haushalt, sollte eine schwangere Frau, die noch keine Antikörper gegen Toxoplasma gondii hat, keinesfalls das Katzenklo reinigen. Die mit dem Katzenkot abgegebenen infektiösen Stadien (Oozysten) sind nicht sofort nach der Ausscheidung infektiös, da sie noch nicht »reif« sind. Daher verringert die tägliche Reinigung des Katzenklos durch eine andere, nicht schwangere Person das Risiko signifikant (7).
Gefahr für Haustiere auf Reisen
»Wenn einer eine Reise tut«, dann bringt er Souvenirs mit – manchmal auch Parasiten. Da viele Tierhalter ihre Vierbeiner auf Reisen mitnehmen, fördert der internationale Tourismus das Risiko der Ausbreitung von Ekto- und Endoparasiten in bislang nicht endemische Gebiete. Typische Reise- und Importerkrankungen beim Hund sind Ehrlichiose, Dirofilariose, Hepatozoonose, Babesiose und Leishmaniose. Die Erreger werden durch ektoparasitäre Insekten oder Zecken übertragen (10).
Beispielsweise aus Gründen des Tierschutzes werden gerade Hunde nach Deutschland importiert, zum Beispiel aus Mittelmeerländern wie Italien, Spanien, Portugal und Griechenland, aber zunehmend auch aus Südost- und Osteuropa. Von den sogenannten Importhunden weisen etwa 10 bis 24 Prozent Antikörper gegen Babesia canis, 12 Prozent gegen Leishmanien und 10 Prozent gegen Ehrlichia canis auf (11, 12). Nicht selten werden latent infizierte Hundewelpen aus dem Mittelmeerraum importiert, die erst Jahre später an einer caninen Leishmaniose erkranken (13). Bei mehr als 5 Prozent konnte zudem eine Herzwurminfektion gefunden werden.
Durch den Klimawandel verbreiten sich weltweit Ektoparasiten und damit die durch sie übertragenen Krankheitserreger, darunter wiederum Endoparasiten. Die Ektoparasiten können sich in neue Gebiete ausbreiten, wie es bei Stechmücken (Übertragung von Wurmlarven auf den Hund) und Sandmücken (Überträger der Leishmanien) beobachtet und untersucht wird. Mit Babesia canis infizierte Dermacentor-Zecken kommen bereits in vielen Regionen von den Alpen bis zur Nord- und Ostsee endemisch vor.
Den Klimawandel und die Erwärmung als alleinigen Faktor für die Ausbreitung der Überträger oder der Erreger anzunehmen, ist jedoch viel zu kurz gegriffen. Die Globalisierung mit Tier- und Warenhandel sowie die »Bereitstellung« von Brutgebieten durch ökologische Maßnahmen (Renaturierung, Feuchtgebiete, Brachland) sind weitere wichtige Faktoren für die Ausbreitung von Parasiten und deren Reservoirtieren (8, 9). Parasitäre Zoonosen werden auch durch Freizeitaktivitäten sowie ungenügende Kenntnis der natürlichen Gefahren in der Umwelt bedeutender. Haustiere, die häufig Kontakt mit Zecken, Sandmücken oder Moskitos haben, sind stärker gefährdet, da diese Ektoparasiten gefährliche Infektionserreger übertragen. Sandfliegen wie Phlebotomus papatasi übertragen Krankheiten wie die Leishmaniose.
Grundsätzlich ist eine gewisse Dunkelziffer zu beachten, da nicht alle importierten Parasitosen direkt oder indirekt leicht nachzuweisen sind. Die Prävalenz der Leishmaniose bei Hunden in Endemiegebieten beträgt nicht selten bis zu 20 Prozent. Bei 63 Prozent der Hunde, die auf Reisen nach Mallorca mitgenommen wurden, ergab die molekularbiologische Untersuchung danach ein positives Ergebnis bezüglich Leishmanien. Jedoch zeigten nur 13 Prozent typische Symptome (14, 15).
Grundsätzlich sollte jeder Tierhalter vor einer Reise in Endemiegebiete überlegen, ob er das Haustier überhaupt mitnehmen und damit einem Infektionsrisiko aussetzen sollte. Reisende, die ihren Vierbeiner auf Urlaubsinseln wie die Balearen, Korsika oder Sardinien mitnehmen, sollten ihn unbedingt vor blutsaugenden Insekten schützen.
Haustiere vor Parasiten schützen
Geeignete Schutzmaßnahmen für Haustiere werden immer wichtiger. Das reine Absammeln von Ektoparasiten reicht nicht aus, um Tiere vor Krankheitserregern zu schützen. Die infizierten Zeckenlarven und -nymphen von Ixodes ricinus, Dermacentor reticulatus und Rhipicephalus sanguineus sind zudem sehr schwer zu erkennen. Findet man bei Mensch oder Tier eine saugende Zecke, so ist diese möglichst schnell zu entfernen. Man kann sie mithilfe einer Pinzette (alternativ: Zeckenzange) entfernen. Achtung: Drehen hilft nicht, da das Hypostom, also das Stechorgan der Zecke, kein Gewinde hat.
Noch wichtiger ist es, Parasiten vom Tier fernzuhalten. Repellents halten Überträger ab und reduzieren somit das Risiko einer Infektion als »first line of defense«.
Zahlreiche repellierende Wirkstoffe und Formulierungen sind als sogenannte Spot-on-Produkte im Handel. Als Wirkstoff gegen Ektoparasiten kommt bei Hunden beispielsweise Permethrin, ein synthetisches Pyrethroid mit Residualaktivität (Langzeitwirkung), infrage. Es hat einen hohen Repellenteffekt und eine kurze Abtötungszeit bei Zecken. Vorsicht: Wiederholt wurden bei Katzen Permethrin-Vergiftungen beobachtet, daher ist von einer Permethrin-Behandlung abzusehen (13, 16). Andere Wirkstoffe, die akarizid (Milben abtötend), insektizid (Insekten abtötend) oder repellierend bei Hunden und Katzen wirken, sind zum Beispiel Fipronil, Selamectin, Metaflumizon, Amitraz sowie Imidacloprid mit Moxidectin (alle als Spot-on).
Aus guten Gründen sind Hunde an vielen Urlaubsstränden unerwünscht.
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Kombinationen eines Repellents mit einem schnell wirksamen Akarizid/Insektizid reduzieren die Überträger-Wirt-Interaktion und verringern somit das Infektionsrisiko. Ein ideales Spot-on-Antiparasitikum ist leicht anzuwenden und belastet den Stoffwechsel des Tieres nicht unnötig. Der gesamte Inhalt des Präparats wird meist direkt auf die Haut zwischen den Schulterblättern des Tieres aufgetragen. Über die Talgdrüsen verbreitet sich der Wirkstoff im gesamten Tier und wird mehrere Wochen lang permanent über Haut und Fell abgegeben.
Hunde und Katzen regelmäßig entwurmen
Haustiere aller Altersstufen können von verschiedenen Würmern befallen werden. Spulwürmer wie Toxocara canis, Hakenwürmer wie Ancylostoma caninum oder Peitschenwürmer wie Trichuris vulpis sind bei Hunden regelmäßig zu finden. Wie aber schützt man Haustiere – und damit die Menschen im direkten Kontakt, allen voran Kinder?
Die europäische Empfehlung zur Bekämpfung von Endoparasiten bei Hunden und Katzen in Deutschland erarbeitet das European Scientific Council Companion Animal Parasites (ESCCAP, www.esccap.org). Ziel ist es, Tierärzten und Tierhaltern konkrete Empfehlungen für die effektive Kontrolle von Endoparasiten zu geben.
Die Organisation empfiehlt, sich bei der Entwurmung auf folgende Würmer zu konzentrieren: Spulwürmer Toxocara canis und T. cati, Hakenwürmer sowie Bandwürmer wie Echinococcus multilocularis (Fuchsbandwurm) und E. granulosus (Hundebandwurm). Diese Würmer sind hierzulande besonders verbreitet, können die Gesundheit von Hund und Katze ernsthaft gefährden und auf den Menschen übertragen werden.
Für die individuelle Risikobewertung des Haustiers ist einzuschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass Hund oder Katze sich mit diesen Würmern infizieren. Entscheidend ist zu klären, welche Übertragungswege für das jeweilige Tier infrage kommen können. Beispiel: Eine Katze, die in der Wohnung und auf dem Balkon lebt, hat ein deutlich geringeres Risiko als ein Tier, das durch Gärten und Parks streift. Exakte Aussagen über die Situation eines Tieres sind nur über wiederholte parasitologische Kotuntersuchungen möglich.
Hunde, die rohes Fleisch und Innereien erhalten, die zuvor nicht ausreichend erhitzt oder gefroren wurden, sollten in regelmäßigen Abständen gegen Bandwürmer behandelt werden. Für Hunde und Katzen, die unbeaufsichtigten Auslauf haben und wilde Kleinnager oder Aas fressen können, sowie für Hunde, die zur Jagd mitgenommen werden, wird eine häufigere, zum Beispiel monatliche Entwurmung gegen Bandwürmer empfohlen. In Einzelfällen, zum Beispiel bei hohem Infektionsrisiko und engem Kontakt mit Kleinkindern, kann sogar eine monatliche Entwurmung gegen Spulwürmer sinnvoll sein, da so ein Ausscheiden infektiöser Spulwurmeier weitgehend ausgeschlossen werden kann.
Hygiene und Fellpflege sind wichtige Maßnahmen zur Parasitenabwehr; Repellentien ergänzen die Vorsorge.
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Hundewelpen sollten ab einem Alter von zwei Wochen, Katzenwelpen ab drei Wochen gegen Spulwürmer entwurmt werden. Anschließend wird die Behandlung in zweiwöchigen Abständen bis zwei Wochen nach Aufnahme der letzten Muttermilch wiederholt. Säugende Hündinnen und Katzen sollten gleichzeitig mit der ersten Behandlung ihrer Jungen gegen Spulwürmer behandelt werden. Hündinnen können um den 50. Tag der Trächtigkeit mit einem Präparat gegen Spulwümer behandelt werden, um eine Infektion der Welpen im Mutterleib zu verhindern.
Wirkstoffe in Wurmkuren
Es gibt zahlreiche Arzneimittel zur Entwurmung von Hund und Katze (13, 16). Wirkstoffe gegen die wichtigsten Nematoden, zum Beispiel Spul- und Hakenwürmer, sind beispielsweise Fenbendazol oder Pyrantel. Mittel gegen Zestoden (Bandwürmer) enthalten beispielsweise Praziquantel. Oral oder dermal als Spot-on-Präparat zu applizierende Wirkstoffe wie Emodepsid und Praziquantel wirken gleichzeitig gegen adulte Nematoden und Zestoden sowie in Kombination auch gegen deren Entwicklungsstadien. Zusammen mit anderen Wirkstoffen, zum Beispiel Toltrazuril, ergeben sich breitere Wirkspektren, auch gegen Mischinfektionen mit Nematoden und Kokzidien beim Hund. Auch Kombinationspräparate gegen Ektoparasiten und Helminthen sind bereits als Spot-on-Präparate im Handel.
Wirksam gegen Leishmanien beim Haustier sind pentavalente Antimonverbindungen. Miltefosin wirkt insbesondere gegen Leishmania infantum. Es ist seit 2004 in Deutschland verfügbar, kann einfach oral über das Futter gegeben werden und eignet sich insbesondere auch bei Tieren mit eingeschränkter Nierenfunktion (17).
Zu potenziellen Nebenwirkungen beim Tier sollten die Packungsbeilagen beachtet oder veterinärmedizinische Standardwerke zurate gezogen werden. Bei Spot-on-Präparaten kann es unter anderem zu lokalen Überempfindlichkeiten, Juckreiz bis hin zu Verhaltensänderungen kommen; bei Anthelminthika-Gabe gehört Erbrechen zu den häufigsten Nebenwirkungen. Der Halter sollte zudem zur Gewährleistung der Anwendersicherheit den Kontakt mit den zu applizierenden (insektiziden, akariziden) Substanzen, vor allem bei der Applikation der Spot-on-Präparate vermeiden. Schutzhandschuhe sind hilfreich, und ein enger Kontakt mit frisch behandelten Tieren ist zu vermeiden.
Fazit
Nur ein nicht infiziertes Haustier stellt kein Risiko für den Halter und die Kontaktpersonen dar. Die Beseitigung des Kots, besonders von Hunden, und die persönliche Hygiene, zumindest gründliches Händewaschen nach Tierkontakt und nach Besuch eines Bauernhofs oder Streichelzoos (hier besteht auch ein EHEC-Risiko), sowie Meiden einer potenziell kontaminierten Umgebung, zum Beispiel von Hundewiesen, sind Eckpfeiler gegen potenzielle Gefahren für den Menschen. Neben der Entwurmung, die meist nur vorhandene Würmer abtötet, ist die Aufklärung der Tierhalter über parasitäre Erkrankungen enorm wichtig. Eine gute Nachricht zum Schluss: Läuse beim Menschen kommen nicht von seinen Haustieren. Hier sind definitiv andere »Schuldige« zu suchen! /
Literatur
...beim Verfasser
Angaben zu prozentualen Verteilungen entstammen den Publikationen von Studien in den Tagungsbänden der Deutschen Gesellschaft für Parasitologie (DGP) und der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG), Fachgruppe Parasitologie und parasitäre Krankheiten, der letzten Jahre und stellen damit aktuelle und belegte Daten dar.
Patrick Leander Scheid studierte Diplom-Biologie an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Promoviert wurde er 2007 an der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, bei Professor Dr. Mehlhorn mit einer Arbeit aus dem Themenfeld der »freilebenden Amöben«. Er arbeitet im Labor für Medizinische Parasitologie des Zentralen Instituts des Sanitätsdienstes der Bundeswehr in Koblenz. An der Universität Koblenz-Landau vertritt er die Human-Parasitologie sowie die Ökologische Parasitologie als Lehrbeauftragter. Er ist Autor zahlreicher Publikationen in Fachzeitschriften und Standardwerken zu den Infektionskrankheiten des Menschen.
Dr. Patrick L. Scheid, Birkenweg 11, 56323 Waldesch, E-Mail: pscheidmedbw(at)aol.com