Neue Therapien in Sicht |
28.09.2010 14:04 Uhr |
Von Sven Siebenand / Tyrosinkinase-Hemmmer und Stimulatoren der löslichen Guanylatzyklase könnten zukünftig die Arzneistoffpalette bei Lungenhochdruck erweitern. Darauf weist der Selbsthilfeverein pulmonale Hypertonie in einer Pressemitteilung hin.
Derzeit sind Prostanoide, Endothelinrezeptor-Antagonisten und Phosphodiesterase-5-Hemmer die wichtigsten Wirkstoffe in der Therapie dieser Erkrankung. Sie richten sich gegen Pathomechanismen, die an Entstehung und Progression der zugrunde liegenden Vaskulopathie beteiligt sind. Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) verfolgen einen antiproliferativen Wirkmechanismus. Ziel dabei ist es, das sogenannte Gefäß-Remodeling zu verhindern beziehungsweise eine Rückbildung zu erreichen. Da TKI die Wirkung bestimmter peptidischer Wachstumsfaktoren wie Platelet-Derived Growth Factor (PDGF) hemmen, sind sie in diesem Zusammenhang von Interesse. Das bei verschiedenen Krebserkrankungen zugelassene Imatinib ist ein Vertreter dieser Wirkstoffklasse. Derzeit läuft eine klinische Studie der Phase III, die zur Zulassung bei pulmonaler Hypertonie (PH) führen soll. »Inzwischen deutet in einer klinischen Studie alles darauf hin, dass es mit Imatinib zu einem deutlichen Rückgang des Gefäßwachstums kommt. Der Lungenwiderstand sank und das Herzvolumen stieg bei PH-Patienten«, sagte Professor Dr. Hossein-Ardeschir Ghofrani, Leiter der Abteilung pulmonale Hypertonie am Zentrum für innere Medizin des Universitätsklinikums Gießen und Marburg.
Für besondere Formen des Lungenhochdrucks, zum Beispiel der PH in Verbindung mit interstitieller Lungenerkrankung (PH-ILD), gibt es bislang keine zugelassenen Wirkstoffe. Das könnte sich mit Riociguat, einem Stimulator des Enzyms lösliche Guanylatzyklase, demnächst ändern. Dieser wirkt über den gleichen Signalweg wie die körpereigene gefäßerweiternde Substanz Stickstoffmonoxid (NO). NO entspannt die Muskeln der Gefäßwände, senkt den Blutdruck in der Lunge und entlastet das Herz, indem es die Aktivität der löslichen Guanylatzyklase moduliert. Einerseits sensibilisiert Riociguat das Enzym für das körpereigene NO, andererseits kann es das Enzym direkt und NO-unabhängig stimulieren. Dies könnte bedeutsam sein, weil die NO-Spiegel im Lungenkreislauf bei PH-Patienten vermindert sind. Derzeit laufen zwei placebokontrollierte Doppelblindstudien der Phase III mit Riociguat. Positive Ergebnisse einer Phase-II-Studie wurden im Sommer auf dem Kongress der American Thoracic Society in New Orleans vorgestellt. /