Ursachen frühzeitig klären |
14.09.2016 10:13 Uhr |
Von Christina Hohmann-Jeddi / Bis zum fünften Lebensjahr ist es normal, wenn Kinder nachts ins Bett machen. Nässen sie auch danach noch ein, sollten Eltern die Ursache dafür möglichst bald klären lassen.
Einnässen ist das häufigste urologische Symptom bei Kindern und Jugendlichen. Die Ursachen von Harninkontinenz sollten Eltern frühzeitig medizinisch klären lassen, rät die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH).
Viele Kinder schämen sich, wenn sie nachts ins Bett machen. Bis zum fünften Lebensjahr ist das aber ganz normal.
Foto: iStockphoto/ Iva Barmina
Das vermeide die Entwicklung von negativen Gefühlen wie Scham und Ängsten. Mit sieben Jahren nässen nachts noch 5 bis 10 Prozent der Kinder ein. »Etwa 7 Prozent der Schulkinder machen sogar bis ins Erwachsenenalter nachts ins Bett«, berichtet Dr. Tobias Schuster, Pressesprecher der DGKCH, in einer Mitteilung der Gesellschaft.
»Bis zum vollendeten fünften Lebensjahr sehen wir Einnässen als physiologisch an«, sagt Schuster, der Chefarzt der Kinderchirurgie am Klinikum Augsburg ist. Daure es jedoch nach dem sechsten Geburtstag an, sollten Eltern den Ursachen medizinisch auf den Grund gehen lassen: »Von seelischen Auslösern abgesehen, liegen die Ursachen der Harninkontinenz meist in Reifungsverzögerungen und funktionellen Störungen. Eher selten haben wir es mit anatomischen oder neurologischen Grunderkrankungen zu tun«, so Schuster. Die Bandbreite der normalen Kontinenzentwicklung sei jedoch groß. Nicht immer sei eine Behandlung nötig.
Um die genaue Ursache zu klären, sind als erster Schritt Trink- und Ausscheidungsprotokolle entscheidend. Weiterführen können Ultraschalluntersuchungen, Messungen der Blasenkapazität sowie der Blasenentleerung (Uroflow) mit Restharnbestimmung und Darstellung der Funktion des Beckenbodens. Aber auch klassische urologische Untersuchungen, etwa Blasendruckmessung oder Blasenspiegelung, können erforderlich werden. Oft seien die Kapazität der Blase, Urin zu halten, und die Steuerung der Blasenfunktion durch das Gehirn noch nicht ausreichend entwickelt. Die Therapie orientiert sich an der jeweiligen Diagnose und reicht von klassischer Konditionierung mit Klingelhose, die den Patienten aufweckt, wenn er nachts einnässt, bis hin zur Gabe von Arzneimitteln zur Beruhigung der Blase – und in seltenen Fällen zu kinderchirurgischen oder urologischen Eingriffen. /