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Flöhe und Zecken

Wenn das Fell juckt

21.06.2011  18:13 Uhr

Von Dieter Pohan / In mehr als 13 Millionen deutschen Haushalten gibt es »tierische Mitbewohner« wie Katzen oder Hunde. Wer sich als Apotheker mit Tierarzneimitteln auskennt, kann punkten. Denn bei Zeckenalarm, wie auch bei Befall mit und Prophylaxe von Flöhen, greifen Herrchen und Frauchen meist auf verschreibungsfreie Produkte aus der Apotheke zurück.

Warme Tage locken nicht nur uns ins Freie, sondern auch Zecken aus ihrem Versteck. Nach der Winterruhe werden sie aktiv und machen sich auf die Suche nach einer geeigneten Blutmahlzeit. Dabei können Krankheiten wie Borreliose und FSME auf Menschen und Hunde übertragen werden, aber auch andere, teils lebensbedrohliche Erkrankungen wie Ehrlichiose (»Zeckenfieber«) und Babesiose (»Hundemalaria«), von denen nur Tiere betroffen sind. Grund genug, mit geeigneten Maßnahmen einem Befall der Tiere vorzubeugen.

Doch nicht alle Tierhalter nehmen die Gefahr durch die Parasiten wirklich ernst. Sie sind teilweise nicht ausreichend über die Folgen eines Befalls informiert oder verhalten sich gegenüber möglichen Parasiten am Haustier gleichgültig. Einige scheuen die Kosten der Prophylaxe, andere haben Vorbehalte gegenüber den chemischen Produkten. Hier gibt es einen hohen Aufklärungsbedarf durch den Apotheker, um den Tierhalter im Interesse eines gesunden Tieres von der Bedeutung der Parasitenbekämpfung zu überzeugen.

 

Zecken sind nicht die einzigen Parasiten, die Erkrankungen übertragen. Auch Flöhe, die Haustiere ganzjährig belästigen, übertragen Krankheiten wie die Katzenkratzkrankheit oder Parasiten wie Bandwürmer. Flohstiche können beim Wirt Hautirritationen oder eine lästige Flohspeichelallergie auslösen. Dem kann man durch geeignete Prophylaxe und Therapie entgegenwirken. Wichtig: Bei diesen Parasiten besteht die Gefahr, dass sie sich bei engem Zusammenleben ein menschliches Opfer suchen.

 

Zecken entfernen – Flöhe bekämpfen

 

Wer sein Tier regelmäßig absucht, wird vereinzelte Zecken schnell entdecken. Sie können mit einer speziellen Zeckenzange oder Zeckenkarte entfernt werden. Sowohl prophylaktisch als auch bei bereits erfolgtem Befall eignen sich moderne Präparate: Sie verhindern eine »normale« Blutmahlzeit – so wird das Risiko einer Krankheitsübertragung durch Zecken reduziert. Flohbefall lässt sich an kleinen, schwarzbraunen Körnchen im Fell erkennen, dem Flohkot. Er hinterlässt beim Verreiben in einem feuchten Tuch rötlichbraune Flecken aus unverdautem Blut. Ist das Haustier von Flöhen befallen, ist eine antiparasitäre Behandlung unumgänglich. Denn das Tückische am Flohbefall ist: Nur der adulte Floh ist auf dem Tier zu finden. Die Eier verbleiben nicht auf dem Wirt, sie lagern in der Umgebung. Es ist daher entscheidend, dass man Flöhe abtötet, bevor es zur Eiablage kommt, also möglichst innerhalb von 24 Stunden nach dem Befall, um so den Lebenszyklus des Parasiten zu unterbrechen. Andernfalls entwickeln sie sich bei idealen, feucht-warmen Bedingungen innerhalb von drei bis vier Wochen, bei schlechten Bedingungen innerhalb eines Jahres, über Larve und Puppe zum adulten Floh, der erneut Hund oder Katze befällt.

Vor- und Nachteile verschiedener Darreichungsformen

Darreichungsform Vor- und Nachteile bei Hunden und Katzen
Spot-on-Präparate Der Wirkstoff verteilt sich selbstständig nach dem Auftragen auf das Tier und dringt in die fetthaltigen Epidermisschichten und in die Talgdrüsen ein. Dort bildet er ein Depot, aus dem er kontinuierlich abgegeben wird (Residualeffekt).
Halsband Verliert schnell die Wirkung beim Aufenthalt im Wasser. Weniger geeignet bei langem, dichtem Fell; Verletzungsgefahr.
Spray Verängstigt manche Tiere und wird von Anwender und Tier ­eingeatmet. Weniger geeignet für Tiere mit langem, dichtem Fell.
Puder Vernichtet adulte Flöhe, bietet jedoch keinen langfristigen Schutz; wird von Tier und Anwender eingeatmet und ist weniger geeignet für Tiere mit langem, dichtem Fell.
Shampoo Vernichtet adulte Flöhe, bietet aber keinen langfristigen Schutz. ­Baden führt bei Katzen zu Abwehrreaktionen.

Eine kontinuierliche ganzjährige Vorsorge mit Antiparasitika bietet den sichersten Schutz vor durch Parasiten übertragenen Krankheiten. Die ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites) empfiehlt bei allen Haustieren mit freiem Auslauf und regelmäßigem Kontakt zu Artgenossen, also bei fast allen Hunden und den meisten Katzen, eine ganzjährige lückenlose Prophylaxe gegen Flohbefall sowie einen saisonalen Zeckenschutz. Auf lückenlosen Schutz sollte man insbesondere in Gebieten mit infizierten Zecken und bei Haustieren mit Flohspeichelallergie achten, da bereits ein geringer Flohbefall zu heftigen Krankheitssymptomen führen kann.

Unterschiedliche Wirkstoffe

 

Bei der Parasitenbekämpfung wird zwischen systemischen und Kontakt-Antiparasitika unterschieden. Erstere müssen vom Parasiten mit der Blutmahlzeit aufgenommen werden. Kontakt-Antiparasitika wirken dagegen durch den bloßen Kontakt des Parasiten mit dem Wirkstoff auf der Haut oder dem Fell des behandelten Tieres.

 

Fipronil (zum Beispiel Frontline®) ist ein Wirkstoff, der das Nervensystem von Arthropoden beeinträchtigt und diese rasch abtötet. Es wirkt gegen Zecken und Flöhe und ist für Katzen und Hunde verträglich.

 

Weitere Kontaktinsektizide sind Imidacloprid (zum Beispiel Advantage®) und das systemisch angewandte Nitenpyram (rezeptpflichtig, zum Beispiel Capstar®), die beide die cholinerge Erregungsübertragung bei Flöhen lähmen und so zu deren Tod führen. Die Wirkstoffe helfen nicht gegen Zecken. Sie kommen gegen Flöhe bei Hunden und Katzen zum Einsatz.

 

Das Pyrethroid Permethrin (zum Beispiel Exspot® oder Advantix®) tötet als Kontaktgift Parasiten über eine Depolarisation der erregbaren Membranen. Die Reizung der parasitären Fußorgane führt dabei zu einer repellierenden Wirkung. Permethrin ist als Spot on nur für Hunde zugelassen und 2009 wieder der Verschreibungspflicht unterstellt worden, nachdem sich Fälle von Vergiftungen bei Katzen gehäuft hatten.

 

Antiparasitika werden als Halsbänder, Sprays, Puder, Shampoos und Spot-on-Präparate angeboten, mit verschiedenen Vor- und Nachteilen (siehe Tabelle auf Seite 30). Wegen ihrer schnellen und einfachen Anwendung, der zuverlässigen Wirkung und nicht zuletzt wegen des geringen Anwendungsrisikos beim Tierhalter haben sich Spot-on-Präparate bewährt.

 

Wichtig: die korrekte Anwendung

 

Die richtige Anwendung von Antiparasi­tika führt zu einer hohen Erfolgsquote bei der Parasitenbekämpfung und damit zu zufriedenen Tierhaltern. Eine kompetente Beratung ist hier vonnöten, denn 98 Prozent der Beschwerdefälle basieren auf Anwendungsfehlern. Bei der Anwendung von Kontakt-Antiparasitika gilt es, einige Regeln zu beachten. Bei Fipronil sind zum Beispiel die folgenden Punkte ausschlaggebend für den Erfolg:

 

Wahl der Pipettengröße: Bei der Wahl der richtigen Pipetten sind Größe und Gewicht des Hundes entscheidend.

Anwendung: Spot-on-Präparate müssen direkt auf die Haut aufgetragen werden. Dazu scheitelt man das Fell des zu behandelnden Tieres zwischen den Schulterblättern und verteilt den gesamten Inhalt einer Pipette auf der dadurch sichtbar werdenden Hautstelle. Beim Einsatz eines Sprays verteilt man den Wirkstoff auf die gesamte Körperoberfläche von Hund oder Katze. Dabei soll das Fell aufgerichtet und das Spray gegen den Haarstrich auf den gesamten Körper aufgesprüht werden, bis das Fell gut durchnässt ist. Anschließend wird durch Abrubbeln erreicht, dass sich der Wirkstoff auch auf der Haut verteilt.

Nässe: 48 Stunden nach der Behandlung darf das Tier nicht gebadet werden, da sonst die Wirksamkeit des Präparats beeinträchtigt werden kann.

Wirkzeit: Fipronil tötet Flöhe innerhalb von 24 Stunden, Zecken innerhalb von 48 Stunden nach der Behandlung. Dabei ist es normal, dass innerhalb dieser Zeit noch vereinzelt lebende Zecken oder Flöhe am Tier sichtbar sind – denn genau dort werden sie abgetötet. Das Risiko einer Krankheitsübertragung durch Zecken wird jedoch reduziert, denn dieses ist erst nach 48 Stunden besonders groß. Auch Flöhe werden in der Regel noch vor der Eiablage und vor dem ersten Stich abgetötet.

Anwendungsintervalle: Bei Hunden wirkt der Wirkstoff gegen Zecken bis zu vier Wochen, gegen Flöhe bis zu acht Wochen. Bei Katzen wirkt er gegen Zecken bis zu zwei Wochen und gegen Flöhe bis zu vier Wochen.

Kontinuität: Um einen erneuten Befall zu verhindern, sollte das Produkt konsequent und lückenlos angewendet und die Behandlungspause nicht überschritten werden.

Andere Haustiere im Haushalt: Es sollten alle Haustiere behandelt werden, die in einem Haushalt leben.

Die sorgfältige Reinigung der gesamten Tierumgebung ist notwendig, um einem erneuten Befall durch frisch geschlüpfte Parasiten aus den abgelegten Eiern vorzubeugen. Hierzu gehören das Waschen von Hundedecken, et cetera sowie das Absaugen und die anschließende Behandlung aller nicht-waschbaren Textilien mit einem Spray, das die Larven in der Umgebung abtötet. / 

 

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