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MMR und Windpocken

Fieberkrämpfe nach Vierfach-Impfung

21.06.2011  16:28 Uhr

Von Daniela Biermann / Nach einer Impfung mit dem Vierfach-Impfstoff gegen Mumps, Masern, Röteln (MMR) und Windpocken kommt es bei Kindern häufiger zu Fieberkrämpfen als wenn MMR- und Varizellen-Impfung in getrennten Schritten erfolgen.

Das erhöhte Risiko zeigte sich in zwei große epidemiologische Studien in den USA mit der tetravalenten Vakzine ProQuad® von Sanofi Pasteur MSD. Fünf bis zwölf Tage nach der ersten Impfung traten doppelt so oft Fieberkrämpfe auf als wenn MMR- und Varizellen-Immunisierung gleichzeitig, aber mit separaten Impfstoffen erfolgten (0,7 statt 0,32 pro 1000 geimpfte Kinder). Fieber und Hautausschlag zeigten sich ebenfalls öfter nach der Vierfach-Impfung. Bei der Auffrischung war dieser Effekt nicht zu beobachten.

Auch für den zweiten in Deutschland zugelassenen MMRV-Impfstoff Priorix-Tetra® von Glaxo-Smith-Kline liegen Hinweise vor, dass er das Risiko für Fieberkrämpfe nach der ersten Dosis erhöht, berichtet das Paul-Ehrlich-Institut im aktuellen »Bulletin für Arzneimittelsicherheit«. Ein entsprechender Warnhinweis wird in die Fachinformation aufgenommen. Derzeit läuft dazu eine Studie, in der Epidemiologen anonymisierte Krankenkassendaten auswerten. Die Ergebnisse sollen 2012 vorliegen.

 

Auslöser der Fieberkrämpfe ist vermutlich die Masern-Komponente. Deren Immunogenität scheint bei der tetravalenten Vakzine höher zu sein. Damit steigt das Nebenwirkungsrisiko. Fieberkrämpfe bei Kleinkindern sind eine bekannte, aber seltene Nebenwirkung von Masernimpfungen. Nach einer Erkrankung mit dem Wildvirus sind Fieber und Fieberkrämpfe jedoch deutlich häufiger; die Masern­erkrankung an sich ist insgesamt viel gefährlicher als die Impfung. Nach derzeitigem Kenntnisstand sind Fieberkrämpfe nicht mit Langzeitschäden verbunden, heißt es im »Bulletin für Arzneimittel­sicherheit«. Besondere Vorsicht sei jedoch geboten bei Kindern, die bereits einen Fieberkampf erlitten haben, oder bei positiver Familienanamnese. /

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