Therapieerfolg durch Antikörper |
06.06.2018 09:38 Uhr |
In den vergangenen Jahren ist es gelungen, die Entzündungsvorgänge bei den chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen Psoriasis und Neurodermitis besser zu verstehen. Das hat zu der Entwicklung verschiedener Biologika geführt, mit denen immer mehr Patienten deutliche Hautbild-Verbesserungen und sogar Erscheinungsfreiheit erreichen können.
Bei den neuen Therapieoptionen handelt es sich meist um monoklonale Antikörper, die gegen bestimmte Entzündungsbotenstoffe oder gegen Oberflächenrezeptoren gerichtet sind. »Die Wirkstoffe greifen gezielt an verschiedenen Stellen der Entzündungskaskade ein, ohne eine generelle Immunsuppression hervorzurufen«, verdeutlichte Professor Dr. Claudia Pföhler vom Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg an der Saar. Die Dermatologin stellte verschiedene neue Wirkstoffe zur Therapie der Psoriasis vor, darunter die beiden Antikörper Secukinumab und Ixekizumab, die sich gegen Interleukin-17A (IL-17A) richten.
Psoriasis und Neurodermitis belasten Patienten, weil ihnen die Erkrankung jeder ansieht. Ein möglichst erscheinungsfreies Hautbild ist das Therapieziel.
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PASI und EASI
Secukinumab wurde in der CLEAR-Studie mit dem IL-12- und IL-23-Inhibitor Ustekinumab verglichen. »Dabei schnitt Secukinumab bei allen Scores besser ab. Deutlich mehr Patienten erreichten unter Secukinumab ein PASI-75-Ansprechen, also eine Besserung des Hautbilds um 75 Prozent«, so Pföhler. Der PASI ist der Psoriasis Area and Severity Index, ein etablierter Score, mit dem sich der Schweregrad der Erkrankung quantifizieren lässt. Rund 45 Prozent der Patienten seien unter Secukinumab sogar erscheinungsfrei geworden (PASI 100).
Brodalumab bindet nicht an IL-17A selbst, sondern an seinen Rezeptor. Der IL-17A-Rezeptor spielt auch bei der Signalübertragung einiger anderer Zytokine eine Rolle. Brodalumab habe daher eine deutlich breitere Wirkung als Secukinumab und Ixekizumab, so Pföhler. Unter Brodalumab zeigte sich nach zwölf Wochen bei 86 Prozent der Patienten ein PASI-75-Ansprechen. Der neueste Antikörper in der Indikation Psoriasis ist Guselkumab, ein selektiver IL-23-Inhibitor. »Mit Guselkumab konnte man bei noch mehr Menschen ein PASI-75-Ansprechen erreichen, in Studien bei rund 91 Prozent der Patienten«, sagte Pföhler.
Ein wichtiger Hinweis zu Nebenwirkungen: Unter IL-17A-Blockade besteht ein erhöhtes Risiko unter anderem für Candida-Infektionen. Das liegt daran, dass IL-17A ein wichtiger Faktor in der Immunabwehr von Bakterien und Pilzen auf Haut und Schleimhaut ist. »Wird die Pilzinfektion rechtzeitig erkannt, ist sie aber gut behandelbar«, sagte Pföhler. Es sei daher ratsam, regelmäßig vor und während der Therapie Haut und Schleimhäute zu kontrollieren, insbesondere bei Patienten mit weiteren Risikofaktoren für Candidosen wie einem schlecht eingestellten Diabetes mellitus und schlechtem Zahnstatus.
Basispflege gewissenhaft anwenden
2017 wurde mit Dupilumab das erste Biologikum zur Behandlung der Neurodermitis zugelassen. Der Antikörper richtet sich gegen die α-Untereinheit des IL-4-Rezeptors, die zusätzlich auch Teil des IL-13-Rezeptors ist. So hemmt Dupilumab gleichzeitig den IL-4- und den IL-13-Signalweg. »Ganz so gut wie bei der Psoriasis sind die Ergebnisse bei diesem Antikörper nicht«, berichtete Pföhler. Aber immerhin erreichte rund die Hälfte der Patienten in den Studien nach 16 Wochen den Endpunkt EASI-75, also eine Symptomverbesserung von 75 Prozent auf dem Eczema Area and Severity Index. Bemerkenswert sei auch der hohe Placebo-Effekt, der sich in den Vergleichsstudien mit Dupilumab beobachten ließ, so Pföhler. »Das lässt sich auf die Basispflege zurückführen, die alle Patienten bekommen. Die Patienten wenden diese im Rahmen einer Studie gewissenhafter an.« Daher habe man auch in der Placebogruppe bei fast 15 Prozent der Patienten ein EASI-75-Ansprechen nach 16 Wochen beobachten können.