Neue Leistungen nur gegen Honorar |
04.06.2014 11:31 Uhr |
Von Daniel Rücker, Meran / Die Diskussion um das Leitbild versachlicht sich. Das Thema hat weiterhin eine hohe Bedeutung für die Apotheker, die Schärfe aus dem Frühjahr ist aber verschwunden. Das zeigte auch die berufspolitische Podiumsdiskussion auf dem Pharmacon Meran.
»Das Leitbild zeigt auf, was Apotheker in 25 Jahren tun werden«, sagte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt bei der von ABDA-Vorstandsmitglied Karin Graf moderierten Podiumsdiskussion. Schmidt hat keine Zweifel an der Richtigkeit dieses Prozesses. Der sei die logische Weiterentwicklung der bisherigen ABDA-Strategie. Schmidt: »Wir setzen einen Prozess fort, der 1987 mit der Beratungspflicht begonnen hat.« Seitdem hätten sich die Apotheker Schritt für Schritt von ihrer Rolle als Händler hin zum Dienstleister der Patienten entwickelt. Das wichtigste Instrument sei dabei das Arzneimittel.
Mehr Verantwortung für Arzneimitteltherapie
Es sei gut und wichtig, dass sich viele Apotheker am Leitbildprozess beteiligt hätten, sagte der Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), Andreas Kiefer. Der Prozess werde den Beruf des Apothekers verändern, ist er sich sicher. Die Apotheker würden in Zukunft mehr Verantwortung für die Arzneimitteltherapie übernehmen.
Kennzeichnend für ein Lipödem sind eine pathologische Fettgewebsvermehrung mit Hypertrophie der Fettzellen, Veränderung des Bindegewebes und Kapillarpermeabilitätsstörungen. Oben: Lipödem im Stadium 1, unten im Stadium 2
Foto: Lipödem Hilfe e.V.
Von den rund 600 Apothekern im Saal gab es wenig Widerspruch gegen das Leitbild. Einige Apotheker warnten jedoch vor einem Personalengpass. Es werde immer schwieriger, gute PTA und junge Apotheker zu finden. Ohne ausreichendes Personal seien die neuen Aufgaben aber nicht zu bewältigen. Schmidt und Kiefer teilen diese Bedenken. »Das ist ein drängendes Problem«, sagte der BAK-Präsident. Vor allem in Nordrhein-Westfalen und in Hessen gebe es Schwierigkeiten. Hier sei zwar auch die Politik gefragt, aber die Apotheker trügen ebenso Verantwortung. Schmidt: »Apothekenleiter bekommen gute Mitarbeiter, wenn sie eine attraktive Arbeitsstelle und ein angemessenes Honorar bieten.« Dafür müssten die Apotheker ausreichend bezahlt werden.
Das sieht auch der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Fritz Becker, so. Neue Dienstleistungen, allen voran das Medikationsmanagement, müssten angemessen vergütet werden. Die Apotheker könnten es sich nicht leisten, komplexe Leistungen kostenlos anzubieten. Es sei unbestritten, dass sie einen Anspruch auf das Honorar haben, so Becker. Sie müssten dies aber wohl selbst durchzusetzen. Sinnvoll sei hier eine Gebührenordnung.
BAK-Vizepräsident Thomas Benkert sieht neben dem Medikationsmanagement auch die Prävention als eine wichtige neue Aufgabe für die Apotheker. Prävention werde auch ausdrücklich im Leitbildentwurf erwähnt. Die Apotheke sei für Prävention prädestiniert. Sie ermögliche einen niederschwelligen Zugang. Deshalb müssten die Apotheker auch unbedingt in das Präventionsgesetz aufgenommen werden.
Junge Apotheker affiner
Die Berufsvertreter auf dem Podium waren sich einig, dass die Apotheker das Medikationsmanagement flächendeckend anbieten müssen. In jeder Apotheke sollte mindestens ein Apotheker dies beherrschen. Benkert sicherte bei der notwendigen Qualifikation die Unterstützung der BAK zu. Schmidt setzt dabei auf junge Apotheker und Pharmaziestudenten. Sie hätten sich im Studium bereits mit Klinischer Pharmazie beschäftigt und seien affiner für das Medikationsmanagement.
Nur mäßig interessiert am gemeinsamen Medikationsmanagement sind dagegen die Ärzte. Diese zeige sich auch bei der Arzneimittelinitiative (ARMIN) in Sachsen und Thüringen. Obwohl es deutlich mehr Ärzte gebe als Apotheker, hätten sich bislang fast zehnmal so viele Pharmazeuten wie Mediziner für das Konzept interessiert, sagte Kiefer. Vor allem in Sachsen gebe es Gegenwind vom Hausärzteverband.
Einstimmige Resolution
Ein großer Aufreger bei der Podiumsdiskussion war die abgelehnte Verfassungsbeschwerde der Apotheker gegen die Retaxierung auf null. Diskutanten und Auditorium waren sich einig, dass diese Entscheidung für die Apotheker nicht hinnehmbar sei. In einer einstimmigen Resolution forderten die Apotheker die Politik auf, die aktuelle Gesetzeslage zu korrigieren. Lesen Sie dazu Gesetzesänderung zu Null-Retax gefordert. /