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Pharmacon Meran

Kiefer: Klares Ja zu unseren Dienstleistungen

„Pharmazeutische Dienstleistung sind ein zentrales Element der Fortentwicklung des Berufs, aber sie müssen zusätzlich honoriert werden.“ Dies betonte Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), bei der Eröffnung des internationalen Fortbildungskongresses Pharmacon in Meran. Er sage „laut Ja“ zu den pharmazeutischen Dienstleistungen. „Diese sind extrem sinnvoll und zwingend notwendig!“
Brigitte M. Gensthaler
26.05.2019  13:24 Uhr

Im politischen Prozess müssten Apotheker jetzt versuchen, das Bestmögliche zu erreichen, sagte Kiefer. Das Rx-Versandverbot sei für ihn nach wie vor die richtige Entscheidung und könne die flächendeckende Versorgung stützen, sei aber politisch nicht gewollt. Wenn die Apotheker daran festhielten, steckten sie in der Diskussion fest. Zugleich werde der flächendeckenden Versorgung immer mehr Geld entzogen, unter anderem durch den Versandhandel mit OTC-Arzneimitteln und die fehlende Anpassung der Vergütung. „Wir stecken auch in der wirtschaftlichen Entwicklung fest.“

Kiefer verwies auf das Gesamtmaßnahmenkonzept von Bundesgesundminister Jens Spahn, der durchaus kritisch mit den Apothekern diskutiert habe. In diesem Gesamtkonzept würden Apotheker auf mehreren Ebenen einen entscheidenden Part einnehmen. Dies sollten sie in ihrer Diskussion berücksichtigen. Er wolle den Blick nach vorne richten, sagte Kiefer in Meran: „Die Arzneimitteltherapie wird immer komplexer. Gleichzeitig sind immer mehr Patienten davon überfordert. Mit pharmazeutischen Dienstleistungen können Apotheker die Arzneimitteltherapiesicherheit, kurz AMTS nachhaltig verbessern.“

Pharmazeutische Dienstleistungen beschrieb er als ein zentrales Element der Fortentwicklung des Berufs. Unerlässlich sei aber die zusätzliche Honorierung. „Ich sage laut Ja zu den pharmazeutischen Dienstleistungen. Sie sind extrem sinnvoll und zwingend notwendig!“ Zudem könnten sie nur von pharmazeutischem Personal der Vor-Ort-Apotheke und nicht von Versandapotheken erbracht werden. „Sie sind also apothekenexklusiv“, betonte Kiefer. Ausdrücklich begrüßte er, dass Versicherte einen Rechtsanspruch darauf haben sollen. Denn viele Patienten seien mit der komplexer werdenden Arzneimitteltherapie (AMT) überfordert. „Ohne Apotheke ist AMTS nicht zu erreichen.“ Dabei müssten alle Menschen mitgenommen werden, sagte der BAK-Präsident und nannte als Beispiel auch funktionelle Analphabeten.

Aus Sicht der BAK könnten unter anderem folgende pharmazeutische Dienstleistungen die Versorgung verbessern:

- Reduktion von AMTS-Risiken für definierte Risikokonstellationen, zum Beispiel multimorbide Patienten,

- lückenlose Weiterversorgung bei Arzneimitteln, die auf Patientenebene zurückgerufen und ausgetauscht werden müssen,

- Maßnahmen zur Prävention und Früherkennung von Erkrankungen,

- Verbesserung der Umsetzung der Arzneimitteltherapie bei schwierig anzuwendenden Darreichungsformen oder sehr teuren Medikamenten,

- Förderung der Therapietreue bei Dauertherapien,

- vermehrte Verbreitung und Verwendung von qualitativ guten Medikationsplänen und

- Qualitätsverbesserung der Selbstkontrollen zur Begleitung der Arzneimitteltherapie.

Kiefer ist überzeugt, dass Apotheker dies leisten und bestehende Schwierigkeiten meistern können. Vieles werde ohnehin schon in Offizinen erbracht. Pharmazeutische Dienstleistungen müssten dann strukturierter ausgeführt und dokumentiert werden und seien damit honorierbar. Der BAK-Präsident gab sich optimistisch: „Wir schauen gemeinsam nach vorne, ohne den Blick in den Rückspiegel zu vergessen. Wir sind im Herzen jung.“ 

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