Am besten gar keine Medikamente? |
16.04.2014 09:30 Uhr |
Von Annette Mende / Psycho- und Physiotherapie hilft Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, ohne dass sie an Krebs erkrankt sind, genauso gut wie eine Langzeittherapie mit Schmerzmitteln. Das gilt auch für Opioide, die stärksten bekannten Analgetika. So lautet das ernüchternde Ergebnis einer Metaanalyse, die jüngst im »British Journal of Pharmacology« erschien (doi: 10.1111/bph.12634.)
Die Autoren um Dr. Henriette Reinecke von der Technischen Universität Darmstadt berücksichtigten 46 randomisierte, kontrollierte Studien mit insgesamt 10 742 Teilnehmern. Aus diesen Daten errechneten sie für verschiedene Behandlungsansätze jeweils einen Durchschnittswert der Schmerzreduktion auf einer Skala von eins bis 100.
Gabriele Labudde: Enneagramm. 9 Chancen, sich selbst und andere besser zu verstehenGräfe & Unzer, 2017, kartoniert, 192 Seiten,ISBN: 978-3-8338-6256-4, EUR 19,99
Starke Opioide schnitten mit 12,0 Punkten zwar auf den ersten Blick am besten ab und lagen vor schwachen Opioiden (10,6) und anderen Schmerzmitteln (8,4), Psychotherapie (5,5) und Physiotherapie (4,5). Doch waren diese Unterschiede statistisch nicht signifikant, wie sich anhand der 95-Prozent-Konfidenzintervalle herausstellte. »Die Ergebnisse unserer Analyse haben uns selbst erstaunt, denn es zeigte sich, dass langfristig gesehen die schmerzlindernden Wirkungen von medikamentösen Therapieverfahren klinisch unbedeutend sind, im Vergleich zu einem Placebo«, sagte Professor Dr. Christoph Stein, einer der Autoren und Schmerzmediziner an der Berliner Charité, in einer Pressemitteilung.
Starke Opioide wie Morphin sind die dritte Stufe des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelten Stufenschemas zur Schmerztherapie. Darin stellen Nicht-Opioid-Analgetika wie Paracetamol und Ibuprofen die erste, schwache Opioide wie Dihydrocodein, Tramadol und Tilidin die zweite Stufe dar. Das Schema wurde von der WHO ursprünglich zur Therapie von Tumorschmerzen entwickelt, doch findet es auch in der Behandlung chronischer Schmerzen anderer Genese Anwendung. /
Von Kerstin A. Gräfe / US-amerikanische Forscher haben eine mögliche Erklärung dafür gefunden, warum eine HIV-Präexpositionsprophylaxe mit Tenofovir bei Frauen eine geringere Schutzwirkung hat als bei Männern. Die bakterielle Zusammensetzung der Vaginaflora hat nämlich einen erheblichen Einfluss auf die Wirksamkeit des Virostatikums, schreiben Forscher um Dr. Nicole Klatt von der University of Washington in Seattle im Fachmagazin »Science« (DOI: 10.1126/ science.aai9383).
Für ihre Untersuchungen griffen die Wissenschaftler auf die Daten der CAPRISA-004-Studie aus dem Jahr 2010 zurück. Die in Südafrika durchgeführte Untersuchung hatte erstmals gezeigt, dass ein 1-prozentiges Tenofovir-Vaginalgel im Vergleich zu Placebo das Risiko für eine Ansteckung mit HIV um 39 Prozent reduzieren kann. Das Team um Klatt analysierte die vaginale Flora von 688 Frauen, die damals an der Studie teilgenommen hatten.