»... auf diesem Papier geschehen Wunder« |
Inv.-Nr. VII B 1253.28 / Foto: Deutsches ApothekenMuseum
Zu dem vielfältigen Konvolut gehören 18 gerahmte Arbeiten sowie mehr als 40 ungerahmte Zeichnungen und Skizzen (Inv.-Nr. VII B 1253.01-61). Sie stammen aus dem Nachlass des mit Mehling eng befreundeten Ehepaars Rosemarie und Fried Alstaedter. Die Arbeiten wurden wohl mehrheitlich auf Ausstellungen erworben, bildeten teils aber auch persönliche Geschenke und tragen persönliche Widmungen. Zum Erwerb gehört auch eine umfangreiche Korrespondenz Mehlings mit den Alstaedters, die von 1967 bis 2006 reicht (Inv.-Nr. VII A 2254, Mappen I-XVIII).
Mehlings erste große Einzelausstellung in Deutschland fand 1967 in der Galerie von Aenne Abels in Köln statt. Hier lernten er und das in Köln lebende Paar sich kennen. Rosemarie Alstaedter war als Apothekerin (auch publizistisch) und im Bereich Kunst bei der Bayer AG in Leverkusen tätig. Die Kunstsammlung der Bayer AG erwarb zwei Arbeiten auf der Kölner Ausstellung. Kleine Beiträge erschienen in der Zeitschrift »Pharmaberichte Bayer« und 1980 präsentierte die Bayer AG eine Auswahl aus Armin Mehlings Werken im Verwaltungsgebäude.
Mehlings Briefe zeigen, dass aus der anfänglich fachlichen Bekanntschaft und gemeinsamen Kunstbegeisterung eine Jahrzehnte lange intensive Freundschaft erwuchs. Sie geben gleichzeitig tiefe Einblicke in sein privates und künstlerisches Leben.
1924 im unterfränkischen Karlstadt geboren, erhielt Mehling früh eine musikalische Erziehung. Mit 17 Jahren wurde er im Zweiten Weltkrieg zur Luftwaffe eingezogen. Wegen »fliegerischen Ungehorsams« – Flugübungen in Bodennähe – wurde er neun Monate arrestiert. 1943 musste er als Jagdflieger an die Ostfront, wurde sieben Mal abgeschossen, mehrfach verwundet und verantwortete mehr als 30 Abschüsse gegnerischer Flugzeuge.
Nach dem Krieg studierte er an der Universität Würzburg Kunstgeschichte und Philosophie und fast zeitgleich Pharmazie und Chemie in dem Wunsch nach gesicherter Existenz. Nach seiner Approbation 1952 arbeitete er einige Jahre als Apotheker in Kulmbach. 1959 heiratete er nach Neumarkt/Oberpfalz und betrieb bis 1976 die dortige Stadt-Apotheke. In seiner raren freien Zeit war er intensiv künstlerisch tätig.
Immer größere gesundheitliche Beschwerden zwangen ihn zur Aufgabe des Apothekerberufs und persönliche Gründe auch zum Wegzug aus Neumarkt. In seinem neuen Zuhause im oberbayerischen Hofheim (Murnau) widmete er sich als freischaffender Künstler nun ausschließlich der Malerei und Kalligraphie.
Sein reiches Schaffen wurde in den folgenden Jahren häufig von längeren krankheitsbedingten Pausen unterbrochen. Schmerzen in Armen und Händen erschwerten das Schreiben und Malen zusätzlich. Dennoch erlebte er in den 1980er- und 1990er-Jahren eine sehr erfolgreiche künstlerische Zeit. Stark landschaftsverbunden, wurde er ein begeisterter Fliegenfischer an bayerischen Flüssen und Seen – und entließ seine Fänge immer wieder in die Freiheit. Auf seinem Steinway-Flügel spielte er bis ins hohe Alter. Am 19. Dezember 2008 starb Armin Mehling in seinem Haus in Hofheim.