»... auf diesem Papier geschehen Wunder« |
Bereits während seiner Arrestierung in der Militärzeit begann Mehling zu malen, anfangs Aquarelle mit Landschaftsmotiven. Ab 1952 malte er regelmäßig – vorerst nur neben der Arbeit als Apotheker, obwohl er früh beides als »Beruf« sah: Tags arbeitete er in der Offizin, nachts im Atelier. Seine Briefe zeigen, dass die Arbeit in der Apotheke und der Mangel an Personal ihm wenig Zeit für die Kunst ließen. Viele Ausstellungsangebote konnte er nicht erfüllen. Ihm fehlte die Zeit und damit das »künstlerische Ungebundensein«, wie er in einem Brief am 27. Februar 1968 schrieb.
Mehling war ein zurückhaltend auftretender Künstler, der eher leise in der Kunstwelt agierte. In den 1950er-Jahren hatte er erste kleine Ausstellungen und trat der 1947 gegründeten Nürnberger Künstlergruppe »Der Kreis« bei.
Armin Mehling (Inv.-Nr. VII A 2254, Mappe I) / Foto: Deutsches ApothekenMuseum
Entdeckt und gefördert wurde er in den 1960er-Jahren zunächst in Holland. Künstlerfreunde empfahlen Mehling an die einflussreiche Galerie »Het Kunstcentrum« in Den Haag. Sie stellte bis zu ihrer Schließung 1974 mehrfach seine Arbeiten mit großen Erfolgen aus, ebenso wie weitere holländische Galerien und Museen.
Besprechungen namhafter Kunsthistoriker und Kunstkritiker folgten; sie rieten der deutschen Kunstwelt dringend, diesen Landsmann näher kennen zu lernen. Der Kunsthistoriker und Essayist Hans Redeker (1918 bis 1992) sah in ihm eine der »größten Offenbarungen unserer Zeit«; er habe längst das Recht auf internationalen Rang (1966). Der in Köln lebende Horst Richter (1926 bis 2018), unter anderem langjähriger Präsident des Internationalen Kunstkritikerverbandes, war von dem »rasche[n] Aufstieg eines professionellen Outsiders« (1968) tief beeindruckt; ebenso der Niederländer Dolf Welling (1919 bis 2015): »...der kam einfach so vom Mond gefallen...« (1974).
Mit dem Arzt und Kunstsachverständigen Peter Beckmann (1908 bis 1990), Sohn des Malers Max Beckmann (1884 bis 1950), verband ihn eine enge Freundschaft. Beckmann förderte Mehling und sprach auf vielen seiner Ausstellungen. Der Philosoph und Wissenschaftstheoretiker Max Bense (1910 bis 1990) betrachtete die Malerei Mehlings 1985 in einer kunsttheoretischen Besprechung unter dem Begriff der »ästhetischen Realität«. Bense sprach auch zur Ausstellungseröffnung 1987 in Kornwestheim.
Zwischen 1964 und 2004 fanden national und international über 70 Einzelausstellungen sowie zahlreiche Gruppenausstellungen mit großen Verkaufserfolgen statt. Mehlings Werke finden sich weltweit in zahlreichen privaten Sammlungen und öffentlichen Museen.
Mehling sah sich dennoch als »nebenberuflicher« Künstler von manchen Medien und Galeristen nicht genügend wertgeschätzt. Er schrieb an R. Alstaedter am 25. Oktober 1976: »Ich bin traurig darüber, daß man einen Künstler, der in der Einladung für Presse u. Kritiker mit dem Beruf eines Apothekers belastet ist, nicht ernst nimmt.«