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Neonatologie

Arzneimittel für Früh- und Neugeborene

Die medizinische Versorgung von Früh- und Neugeborenen zählt zu den komplexesten Aufgaben in der Pädiatrie. Frühzeitiger Therapiebeginn, rationale und sichere Arzneimitteltherapie sowie fundierte Beratung der Eltern und Pflegenden sind essenziell. Eine Herausforderung.
AutorKontaktJulia Haering-Zahn
AutorKontaktAntje Neubert
AutorKontaktMarlene Anna Wagner
Datum 05.10.2025  08:00 Uhr

Bakterielle Infektionen

Aufgrund ihres unreifen Immunsystems sind Früh- und Neugeborene besonders anfällig für schwere bakterielle Infekte, die lebensbedrohlich verlaufen können. Eine frühzeitige Erkennung ist entscheidend für die Prognose. Deshalb sollte bei Neugeborenen und Säuglingen unter drei Monaten mit Fieber ab 38 °C (rektal gemessen) immer Rücksprache mit einem Kinderarzt gehalten werden, da eine schnelle antibiotische Therapie und gegebenenfalls eine stationäre Überwachung erforderlich sein können (41).

Bei folgenden Warnzeichen sollten Apotheker den Eltern unbedingt empfehlen, umgehend einen kinderärztlichen Notdienst aufzusuchen (41):

  • Kinder unter drei Monaten
  • mit Fieber > 38,0 °C,
  • Fieber länger als drei Tage,
  • Schwierigkeiten beim Atmen (Keuchen, Atemnot, Pfeifgeräusch, Zyanose),
  • Schwäche und Bewusstseins­störungen,
  • anhaltendes Erbrechen oder Durchfall,
  • Krampfanfälle.

Die neonatale Sepsis (Neugeborenen-Sepsis) ist eine systemische, meist bakterielle Infektion während der Neu­geborenen-Phase und eine gefürchtete Komplikation, die schnelles Handeln erfordert. Abhängig vom Zeitpunkt der Manifestation unterscheidet man die Early-Onset- (EOS) und die Late-Onset-Sepsis (LOS) (Tabelle 4). Eine EOS wird in den ersten 24 Lebensstunden klinisch auffällig und ist pränatal über infiziertes Fruchtwasser oder perinatal durch die mütterliche Vaginalflora erworben (vertikale Infektion). Eine LOS wird in der Regel im Krankenhaus erworben und manifestiert sich in den ersten 72 Lebensstunden (42,43).

Merkmale Early-Onset-Sepsis (EOS) Late-Onset-Sepsis (LOS)
Manifestation innerhalb von 24 h nach Geburt innerhalb von 72 h nach Geburt
Erwerb pränatal, perinatal postnatal
häufige Erreger Escherichia coli, GBS Staphylococcus aureus, Enterobakterien
Risikofaktoren GBS im Anogenitalbereich der Mutter während Schwangerschaft und Geburt / Fieber der Mutter während Geburt / Blasensprung länger als 18 h vor Geburt / Frühgeburt vor der 37. SSW intensivmedizinische Maßnahmen (Gefäßkatheter und Beatmungstuben als Eintrittspforten) / mangelhafte Stationshygiene
Tabelle 4: Merkmale der Early-Onset-Sepsis und der Late-Onset-Sepsis (42–45) GBS: b-hämolysierende Streptokokken der Serogruppe B

Die klinischen Merkmale sind recht unspezifisch. Hyper- oder Hypothermie, Atemstörungen, Erbrechen, Trinkschwäche, Blässe und Lethargie zählen zu den Hauptsymptomen. Bei Frühgeborenen können die Symptome schwächer ausfallen (42). Bei Nichtbehandlung kann es zu einer Meningitis oder zum septischen Schock kommen. Die Mortalität der neonatalen Sepsis liegt bei 10 bis 25 Prozent, bei Frühgeborenen sogar bei 50 Prozent (45, 46).

Eine antibiotische Therapie muss bei klinischem Verdacht auf eine neonatale Sepsis unverzüglich starten, auch wenn der Erregernachweis noch nicht abgeschlossen ist (empirische Antibiotikatherapie) (42). Das gewählte Antibiotikum sollte ein möglichst breites Erregerspektrum erfassen. ­Typisch ist eine Kombination aus Aminopenicillin (Ampicillin, Piperacillin) mit Aminoglykosid (Gentamicin, Tobramycin), in schweren Fällen ergänzt durch ein Cephalosporin der dritten Generation (Ceftazidim, Cefotaxim) (14). Wenn die Blut­kultur negativ ausfällt und keine klinischen Symptome vorliegen, kann die Antibiose nach 36 bis 48 Stunden beendet werden (42).

Ebenfalls kritisch sind Harnwegsinfektionen (HWI), die mit einer Prävalenz von etwa 2 Prozent zu den häufigsten bakteriellen Infektionen von Neugeborenen gehören (14). Zu den klinischen Symptomen zählen Erbrechen, Trinkschwäche, Gewichtsverlust und Ikterus, wohingegen hohes Fieber, anders als bei Säuglingen und Kindern, eher selten ist (14, 47). Anders als im späteren Alter sind neugeborene Jungen häufiger betroffen als neugeborene Mädchen (47, 48).

Infektion Therapiedauer (Tage)
Meningitis mit Erregernachweis im Liquor E. coli, gramnegative Erreger: 21 / Streptokokken Gruppe B: 14
Meningitis ohne Erregernachweis im Liquor mit positiver Blutkultur gramnegative Erreger: 14 / grampositive Erreger: 10
Sepsis mit positiver Blutkultur 7 bis 14
Harnwegsinfektion 7 bis 14
SIRS ohne Erregernachweis 5 bis 7
positiver Abstrich ohne klinische Symptome keine Therapie
Tabelle 5: Dauer der antibiotischen Behandlung bei Infektionen (42, 49). SIRS: Systemisches Inflammatorisches Response-Syndrom

Das Antibiotikum muss meist schnellstmöglich ausgewählt werden, bevor die Ergebnisse der Erregeranalysen vorliegen. Auswahlkriterium ist daher die größte Erregerwahrscheinlichkeit (kalkulierte Antibiotikatherapie) (14, 49). Neugeborene benötigen bei HWI grundsätzlich eine intra­venöse Antibiotikatherapie über 7 bis 14 Tage (Tabelle 5). Übliche Kombinationen sind Ampicillin plus Aminoglykoside Gentamicin (beide zugelassen ab 0 Jahren) oder Tobramycin (zugelassen ab einer Woche) oder Ampicillin plus Cephalosporin der dritten Generation, zum Beispiel Ceftazidim (­zugelassen ab 0 Jahren) (49, 50).

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