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Thüringer Apothekertag

Apotheken dienen der Daseinsfürsorge

Das flächendeckende Apothekensystem hat eine gute Perspektive in der Zukunft. Dies unterstrich der Thüringer Kammerpräsident Ronald Schreiber am Wochenende beim Thüringer Apothekertag in Bad Langensalza. »Die Gesellschaft braucht dieses System; es ist Teil der Daseinsfürsorge.« Der Berliner Futurologe Max Thinius beschrieb einen weiteren großen Vorteil der Apotheken.
Brigitte M. Gensthaler
27.06.2022  11:30 Uhr

Immer wieder werde hinterfragt, ob das wohnortnahe flächendeckende Netz mit etwa 18.500 Apotheken und 160.000 Mitarbeitern in Deutschland noch eine Perspektive habe, sagte Schreiber. Doch in der Pandemie habe sich klar gezeigt: »Ja, es hat eine Perspektive, denn es ist das einzige funktionierende System zur schnellen, effizienten und wohnortnahen Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln, aber auch mit vielen anderen Dingen.«

Der Apothekerberuf habe sich grundlegend gewandelt – vom Arzneimittelhersteller zum Ratgeber. Hatte die ABDA 1993 erstmals ihre Thesen zur Pharmazeutischen Betreuung vorgestellt, so geht es heute um das Medikationsmanagement. Das beste Beispiel sei ARMIN – Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen, sagte Schreiber. Ein wichtiger Teil des Projekts war es, das Medikationsmanagement in Zusammenarbeit mit den Ärzten zu gestalten. Leider sei es nun ausgelaufen. »Doch wir wollen das, was wir im Modellprojekt gelernt haben, in die Regelversorgung überführen – dafür sind Modellprojekte da.«

Mit den pharmazeutischen Dienstleistungen breche ein neues Zeitalter an , denn erstmals gebe es Leistungen, deren Notwendigkeit der Apotheker selbst einschätzt und auslöst und die dann von den Krankenkassen bezahlt werden. Aktuell seien fünf Betreuungsangebote vereinbart – für Schreiber ist das »nur der Aufschlag«. Einen Zielkonflikt mit den Ärzten sehe er nicht. »Mit unseren heilberuflichen Partnern werden wir weiter konstruktiv zusammenarbeiten.« Sorgen bereitet ihm der Personalmangel, denn für das neue Aufgabenfeld brauche man mehr Apotheker und mehr PTA. Er hoffe auf den Ausbau des Pharmazeutischen Instituts in Jena.

Neben den vielen Pandemie-bedingt neuen Tätigkeiten werden pharmazeutische Dienstleistungen und auch die Grippeimpfungen das Versorgungsangebot der Apotheken an die Menschen nochmal deutlich erweitern, konstatierte Schreiber. Das Apothekensystem sei Teil der Daseinsfürsorge. »Was Apotheker können, können nur Apotheker. Und die können viel mehr als manche denken.« Dies habe der Berufsstand in der Pandemie bewiesen und werde es auch in Zukunft zeigen.

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