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Projekt Haven

Amazon & Co. scheitern mit Plänen für eigenes Gesundheitssystem

Die Ambitionen waren groß: Haven sollte es heißen, das moderne Gesundheitssystem von Amazon & Co. Doch das Projekt ist gescheitert, wie nun das »Handelsblatt« berichtet.
Jennifer Evans
06.01.2021  12:30 Uhr

Rund drei Jahre nach der Gründung haben die Chefs des Online-Riesen Amazon, der Investment-Holding Berkshire Hathaway und der US-amerikanischen Bank JP Morgan entschieden: jetzt ist Schluss mit dem Gemeinschaftsprojekt Haven. Ende Februar 2021 soll das Unternehmen seine Türen schließen. Ziel des Vorhabens war es, eine günstige Krankenversicherung mit einem digitalen Ärztesystem samt direktem Zugang zu Medikamenten aufzubauen. Dies sollte eine preiswerte Alternative für das überteuerte Gesundheitssystem in den USA schaffen, zunächst für die Mitarbeiter der beteiligten Firmen selbst und später als Vorbild für das ganze Land. In den Vereinigten Staaten sind die meisten Menschen über ihren Arbeitgeber krankenversichert, müssen aber zum Teil hohe Zuschüsse aus eigener Tasche zahlen. Darüber hinaus gibt es viele Amerikaner, die ganz ohne Gesundheitsschutz dastehen.

Das 2018 gegründete Unternehmen geht in der entsprechenden Mitteilung auf seiner Website nicht auf das Aus des Projekts ein. Dort heißt es lediglich: »In den vergangenen drei Jahren hat Haven eine große Spanne von Gesundheitslösungen erforscht und neue Wege ausprobiert, um den Zugang zur Primärversorgung zu vereinfachen, Versicherungsleistungen verständlicher und einfacher zu gestalten und verschreibungspflichte Medikamente günstiger zu machen.« Die drei Initiatoren wollen aber nach eigenen Angaben auch weiterhin kooperieren, um bezahlbarere Lösungen für ihre eigenen Mitarbeiter zu finden. Haven-Chef Atul Gawande, Chirurg und Harvard-Medical-School-Professor, hatte laut »Handelsblatts« bereits im Mai 2020 das Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in Bosten verlassen.

Internet-Gigant Amazon bleibt aber weiter aktiv im Gesundheitsmarkt. Wie die Pharmazeutische Zeitung berichtete, hat das Unternehmen vor Kurzem eine eigene Online-Apotheke gestartet, bei der Kunden rezeptpflichtige Medikamente direkt über die Webseite oder die App bestellen können. Amazon Pharmacy wirbt dabei mit Rx-Rabatten. Für Generika sollen sogar bis zu 80 Prozent Preisnachlass drin sein.

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