Mehr als 60 Prozent würden bei Amazon Pharmacy bestellen |
Amazon Pharmacy lockt in den USA mit hohen Rabatten. Auch hierzulande ist das Interesse an Amazons jüngstem Geschäftszweig groß. / Foto: Imago/Westend61
Mit dem Start seiner Online-Apotheke hat der Internet-Gigant Amazon den US-Arzneimittelmarkt ordentlich aufgemischt. Kunden können rezeptpflichtige Medikamente bei Amazon Pharmacy über die Webseite oder die App bestellen. Dabei wirbt das Unternehmen mit saftigen Rx-Rabatten, von denen vor allem Prime-Kunden profitieren sollen. Bis zu 80 Prozent Nachlass sind demnach beim Kauf von Generika drin, sofern die Patienten Arzneimittel privat, also ohne Versicherung bezahlen. Bis zu 40 Prozent Rabatt gibt es nach Angaben des Konzerns bei Originalpräparaten.
Bislang ist Amazon mit seinem neuen Geschäftszweig nur in den USA aktiv. Doch offenbar gibt es bereits konkrete Pläne auch für den europäischen Markt. So hat sich das Unternehmen die Marke Amazon Pharmacy bereits für die gesamte EU gesichert, wie ein Blick in das europäische Markenregister zeigt. In Deutschland ist das Interesse an Amazons jüngstem Vorstoß groß. Das belegt eine Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Appinio Ende der vergangenen Woche durchgeführt hat. Demnach können sich 62 Prozent der insgesamt 1000 Befragten gut vorstellen, bei Amazon Pharmacy OTC-Arzneimittel zu bestellen. Beinahe jeder Zweite (49 Prozent) würde dort auch ein Rezept einlösen.
Besonders groß ist die Zustimmung bei den 25- bis 34-Jährigen. Ganze 68 Prozent gaben an, eher oder sogar sehr wahrscheinlich rezeptfreie Medikamente über Amazon zu beziehen. Ähnlich hoch war die Zustimmung mit 65 Prozent bei den 45- bis 54-Jährigen. Beim Kauf von Rx-Präparaten lagen die 35- bis 44-Jährigen mit 56 Prozent Zustimmung vorn, gefolgt von den 25- bis 34- Jährigen (52 Prozent). Skeptisch bleibt hingegen die Gruppe der 55- bis 65-Jährigen: Nur jeder Dritte (36 Prozent) würde ein Rezept bei Amazon Pharmacy einlösen.
Die vergleichsweise positive Resonanz auf Amazons neuesten Geschäftszweig dürfte zum Teil auch auf die Coronavirus-Pandemie zurückzuführen sein. Denn die hatte Online-Apotheken generell zuletzt deutlichen Zulauf beschert. Zwar kaufen 58 Prozent der Befragten Rx-Medikamente Appinio zufolge ausschließlich in der Apotheke vor Ort. Rezeptfreie Präparate beziehen allerdings 29 Prozent inzwischen eher online als stationär. Immerhin 17 Prozent haben Internet-Apotheken dabei während der Pandemie zum ersten Mal ausprobiert. Zu den Neukunden zählten besonders viele junge Leute im Alter von 18 bis 34 Jahren. In dieser Gruppe kaufte beinahe jeder Vierte Arzneimittel erstmals online.
Für deutliche Veränderungen im Arzneimittelmarkt wird auch das E-Rezept sorgen, das ab 2022 zur Pflicht wird. Laut Umfrage können sich zwei Drittel der Deutschen (67 Prozent) gut vorstellen, die digitale Verordnung zu nutzen, um Medikamente im Internet zu bestellen. Besonders offen sind die 25- bis 34-Jährigen. 75 Prozent wollen das E-Rezept eher bis sehr wahrscheinlich für Online-Einkäufe nutzen. In der Gruppe der 55- bis 65-Jährigen kann sich das hingegen nur gut die Hälfte (53 Prozent) vorstellen.
Das Marktforschungsinstitut Appinio mit Sitz in Hamburg erstellt seit März wöchentlich einen Report zu den Auswirkungen der Pandemie auf den Alltag der Deutschen, teilweise ergänzt um Fragen zu aktuellen Themen. So hat das Unternehmen die rund 1000 Teilnehmer in der vergangenen Woche auch nach ihrer Meinung zum Start von Amazon Pharmacy in den USA befragt.