Wie ist die Datenlage für Kinder und Jugendliche? |
Die STIKO könnte noch im November eine Empfehlung für die Covid-19-Impfung von 5- bis 11-Jährigen mit Comirnaty geben, allerdings voraussichtlich erst einmal nur für Kinder mit besonderen Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf. / Foto: Getty Images/Luis Alvarez
In den USA sind bereits mehr als zwei Millionen Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren gegen Corona geimpft worden. Eine Entscheidung der europäischen Arzneimittelbehörde EMA über die Zulassung des Biontech/Pfizer-Impfstoffs Comirnaty® für Kinder von fünf bis elf Jahren wird in einigen Tagen erwartet. In Deutschland sollen nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Dezember 2,4 Millionen Dosen Comirnaty für Kinder ab fünf Jahren zur Verfügung stehen. Angesichts von 4,5 Millionen Kindern dieser Altersgruppe werde wohl ein großer Teil der anfänglichen Nachfrage bedient werden können. Weitere Lieferungen seien in den ersten Monaten des neuen Jahres zu erwarten. Da Kinder eine andere Dosierung benötigten, seien auch eine andere Abfüllung und ein anderer Vorlauf für den Kinderimpfstoff nötig, erläuterte der geschäftsführende Gesundheitsminister.
Eine im «New England Journal of Medicine» Mitte November veröffentlichte Evaluation erläuterte die Studienlage für diese Altersgruppe: In Phase I war zunächst die Dosis bestimmt worden: Bei Erwachsenen sind es 30 Mikrogramm, für Kinder unter 12 Jahren entschied man sich nach Abschluss der Testreihe für 10 Mikrogramm. Die Studienphasen II und III umfassten 2268 Kinder zwischen elf und fünf Jahren. Zwei Drittel von ihnen bekam je zwei 10-µg-Dosen des Impfstoffs, ein Drittel ein Placebo. Die Immunantwort wurde einen Monat nach der zweiten Dosis gemessen. Die Autoren sahen «ein günstiges Sicherheitsprofil». Es seien «keine schweren impfbedingten Nebenwirkungen beobachtet worden». Beobachtet wurden nur «milde und vorübergehende Reaktionen» wie Fieber, Schmerzen am Einstich, Müdigkeit oder Kopfschmerzen. Die Impfung sei sicher und effektiv, lautet das Fazit. Die Daten hatten Biontech und Pfizer zuvor schon im September verkündet.
Drei der geimpften Kinder erkrankten in der Beobachtungszeit an Covid-19, in der Kontrollgruppe waren es 16. Die Forscher beziffern die Wirksamkeit des Impfstoffs damit auf 90,7 Prozent. Die einzigen drei schwereren Schäden im Beobachtungszeitraum hatten nach Ansicht der Autoren keinen Zusammenhang zur Impfung – in einem Fall war es ein gebrochener Arm. Herzmuskelentzündungen, wie sie nach breiterer Impfung von Über-Zwölfjährigen vereinzelt vorkamen, wurden in dieser relativ kleinen Probandengruppe nicht festgestellt.
Am Montag verkündeten Biontech und Pfizer zudem eine weiterführende Datenanalyse für Jugendliche. Demnach lag in den Phase-III-Studie die Wirksamkeit sieben Tage bis vier Monate nach Erhalt der zweiten von zwei 30-µg-Dosen bei 100 Prozent, das heißt keiner der mit Comirnaty geimpften Teenager erkrankte an Covid-19. »Es konnten in der Nachbeobachtungszeit von mindestens 6 Monaten nach Erhalt der zweiten Impfdosis keine ernsthaften Sicherheitsbedenken festgestellt werden«, teilte Biontech heute mit. Es seien die ersten veröffentlichten Daten für einen längeren Zeitraum, so Biontech-Mitgründer Professor Dr. Ugur Sahin.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.