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Covid-19

WHO setzt Studie mit Hydroxychloroquin aus

Nach den neuesten negativen Auswertungen über die Wirkung des Malaria- und Rheumamittels Hydroxychloroquin bei Covid-19-Erkrankten hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine große Studie mit dem Medikament vorerst ausgesetzt.
dpa
26.05.2020  14:51 Uhr

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte am Montag in Genf, das zunächst möglichst viele Daten zu diesem und dem ähnlichen Wirkstoff Chloroquin ausgewertet werden sollen. Die Hydroxychloroquin-Studien fanden bisher im Rahmen einer von der WHO geführten internationalen Forschung statt. Dabei soll herausgefunden werden, ob verschiedene bereits in anderen Indikationen zugelassene Medikamente wie Mittel gegen HIV, Ebola oder Multiple Sklerose einen Effekt auf die von SARS-CoV-2 verursachte Erkrankung Covid-19 haben.

Laut einer WHO-Expertin soll in einer oder zwei Wochen erneut über die Studien mit Hydroxychloroquin beraten werden. Entsprechende Studien mit dem verwandten Wirkstoff Chloroquin wurden in diesem WHO-Programm, der SOLIDARITY-Studie, nicht gemacht. Das Journal «The Lancet» hatte am Freitag auf Grundlage einer umfassenden Datenanalyse berichtet, dass sich Chloroquin und Hydroxychloroquin wahrscheinlich nicht zur Behandlung von Covid-19 eignen und die Wirkstoffe womöglich sogar die Todesrate erhöhen. Forscher aus den USA und der Schweiz hatten für den Bericht Daten von gut 96.000 Patienten ausgewertet, von denen fast 15.000 eines der Mittel allein oder in Kombination mit einem Antibiotikum bekommen hatten. Zu ähnlichen Ergebnissen waren zuvor schon kleinere Studien gekommen. Der WHO-Direktor betonte jedoch auf Twitter, dass die beiden Wirkstoffe in ihren zugelassenen Indikationen insgesamt  als sicher gelten.

Auch Frankreichs Hoher Rat für öffentliche Gesundheit hat sich gegen eine Behandlung von Covid-19-Erkrankten mit Hydroxychloroquin ausgesprochen. Eine Arbeitsgruppe sei zu dem Schluss gekommen, dass es keine ausreichend robusten klinischen Studie gibt, die die Wirksamkeit bei Covid-19 unabhängig von der Schwere der Infektion belegten, teilte der Rat am Dienstag mit. Bereits Ende März hatte Frankreichs Behörde für Arzneimittelsicherheit ANSM vor möglichen Nebenwirkungen gewarnt. Diese erklärte nun ebenfalls am Dienstag, dass als Vorsichtsmaßnahme klinische Studien mit Patienten vorerst ausgesetzt werden sollen. Entsprechende Verfahren seien eingeleitet worden. 

US-Präsident Donald Trump hatte Chloroquin wiederholt als Wundermittel gepriesen. Zuletzt sorgte er für Aufregung mit der Aussage, er nehme das Medikament prophylaktisch ein, um sich vor dem Virus zu schützen. Die Hoffnung, dass die Mittel zur Behandlung von Covid-19 geeignet sein könnten, beruhen bisher nur auf Zellversuchen und einigen kleineren Studien. Derzeit laufen zahlreiche klinische Studien, in denen die Wirksamkeit genauer geprüft wird.

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