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Divertikelkrankheit

Wer wird wann und wie behandelt?

Viele Menschen haben Ausstülpungen im Darm, sogenannte Divertikel. Krank sind sie deshalb nicht. Mitunter kann aus dem Befund jedoch eine schwere, sogar lebensbedrohliche Erkrankung werden. Vorbeugung ist möglich und eine stadiengerechte Therapie dringend nötig.
AutorKontaktJoachim Labenz
Datum 07.05.2023  08:00 Uhr

In der Diagnose und Therapie der Divertikelkrankheit hat sich viel verändert. Basierend vor allem auf Erfahrung und weniger auf überzeugender medizinischer Evidenz haben sich Handlungsweisen etabliert, die man heute als traditionell bezeichnen kann, die sich bei genauer Betrachtung aber als falsch oder zumindest fragwürdig erweisen. Damit räumt die 2022 publizierte S3-Leitlinie zur Divertikelkrankheit auf. Die Autoren geben evidenzbasierte differenzierte Handlungsempfehlungen, die auch international großen Anklang gefunden haben (1–3).

Divertikel im Darm sind erworbene Ausstülpungen der Mucosa und Submucosa an Schwachstellen der Darmwand; bei mehreren Divertikeln spricht man von einer Divertikulose. Dies ist zunächst einmal ein Befund und keine Krankheit. Die Prävalenz in einer Bevölkerung ist schwierig zu bestimmen, da es keine nicht invasiven Methoden gibt, die einerseits mit hoher Sensitivität Divertikel nachweisen können und andererseits mit vertretbarem Risiko das Screening nicht erkrankter Personen erlauben.

Die Häufigkeit der Divertikulose ist in verschiedenen Regionen der Welt höchst unterschiedlich. Besonders hoch ist sie in Ländern der westlichen Welt. Bei uns kann man davon ausgehen, dass ab dem 50. Lebensjahr etwa die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung Divertikel hat und die Prävalenz danach mit jeder Dekade um etwa 5 bis 10 Prozent steigt (3).

Eine Zunahme der Inzidenz wird vor allem bei jüngeren Personen beobachtet. In den letzten beiden Jahrzehnten wurden steigende Behandlungszahlen von Divertikulitiden im stationären Bereich (mehr als 100.000 pro Jahr) registriert mit einer relevanten Zahl an Todesfällen (mehr als 1000 pro Jahr) (4).

Längst nicht jeder ist krank

Jeder fünfte Divertikelträger wird im Lauf des Lebens zu einem Divertikelkranken (Grafik). Krankheitsmanifestationen sind die Divertikulitis (Entzündung in den Ausstülpungen), die symptomatische unkomplizierte Divertikelkrankheit (SUDD: symptomatic uncomplicated diverticular disease) mit Beschwerden wie Schmerzen im linken Unterbauch ohne Nachweis einer Divertikulitis, die Divertikel-assoziierte Colitis, eine seltene chronische Entzündung mit Symptomen ähnlich einer Colitis ulcerosa, und die Divertikelblutung.

Laut der S3-Leitlinie (3) liegt eine Divertikelkrankheit des Kolons vor, wenn es bei bestehender Divertikulose zu Symptomen, einer Entzündung und/oder Komplikationen kommt. Die Divertikulitis ist eine Entzündung, die in der Regel von einem Divertikel ausgeht und plötzlich dumpfe Bauchschmerzen, leichtes Fieber, Druckgefühl, Blähungen und Stuhlunregelmäßigkeiten wie Verstopfung und/oder Durchfall auslösen kann. Die Divertikulitis selbst kann man nach dem Schweregrad noch in eine unkomplizierte und eine komplizierte Form unterteilen und bei der Letzteren die Art der Komplikation anführen, zum Beispiel Abszess, Fistelbildung, Bauchfellentzündung oder Darmdurchbruch. Dann handelt es sich um eine akute komplizierte Divertikulitis. Im Gegensatz dazu ist die chronische Divertikulitis gekennzeichnet durch rezidivierende oder persistierende Entzündungsschübe, die zu Komplikationen (Stenose, Fisteln) führen können (Grafik).

Das breite Spektrum der klinischen Manifestationen spiegelte sich in früheren Klassifikationen nicht hinreichend wider. Daher wurde bei der ersten Leitlinienerstellung in Deutschland 2014 eine neue Klassifikation implementiert (CDD – Classification of Diverticular Disease), die sich in der täglichen Routine bewährt hat und validiert wurde. In der Neuauflage wurde die Klassifikation marginal angepasst, in dem die Grenze zwischen Mikro- und Makroabszess von 1 cm auf 3 cm erhöht wurde (Tabelle 1). Da Handlungsempfehlungen eng an diese Klassifikation gebunden sind, sollte sie bei der Beschreibung einer individuellen Krankheitsmanifestation konsequent benutzt werden.

Typ Bezeichnung Kennzeichen, Anmerkung
asymptomatische Divertikulose Zufallsbefund, asymptomatisch, keine Krankheit!
1 unkomplizierte Divertikelkrankheit oder Divertikulose
1a Divertikulitis oder Divertikelkrankheit ohne phlegmonöse Umgebungsreaktion auf die Divertikel beziehbare Symptome, Entzündungszeichen und/oder Entzündungsbefunde in der Bildgebung (Wandverbreiterung, entzündetes Divertikel
1b Divertikulitis mit phlegmonöser Umgebungsreaktion Entzündungszeichen, phlegmonöse Divertikulitis (Kolonwand, Mesenterium) in der Bildgebung, ggf. mit Flüssigkeitsstraßen (ohne Luft)
2 komplizierte Divertikulitis
2a Mikroabszess gedeckte Perforation, kleiner Abszess (unter 3 cm), minimale parakolische Luft
2b Makroabszess para- oder mesokolischer Abszess (größer 3 cm)
2c freie Perforation freie Perforation, freie Luft/Flüssigkeit, generalisierte Peritonitis
2c1 eitrige Peritonitis
2c2 fäkale Peritonitis
3 chronische Divertikelkrankheit
3a persistierende und/oder rezidivierende Symptome, die auf eine Divertikulose bezogen werden (SUDD)
3b rezidivierende Divertikulitis ohne Komplikationen
3c rezidivierende Divertikulitis mit Komplikationen Stenose, Fistel, Konglomerat
4 Divertikelblutung Nachweis der Blutungsquelle
Tabelle 1: Klassifikation der Divertikulitis und Divertikelkrankheit (CDD; nach 3)
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