Wer wird wann und wie behandelt? |
Die Entstehung einer Divertikelkrankheit wird durch nicht beeinflussbare pathogenetische Faktoren und durch beeinflussbare Risikofaktoren bestimmt. Zu Letzteren gehören:
Weitere Risikofaktoren für einen ungünstigen Verlauf sind Komorbiditäten wie Hypothyreose, Diabetes mellitus, arterielle Hypertonie und chronische Nierenkrankheiten. Zudem spielt auch die Komedikation eine wichtige Rolle. So erhöhen Immunsuppressiva das Risiko für einen komplikationsreichen Verlauf. Unter Steroiden, nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und Opioiden ist das Perforationsrisiko erhöht, unter ASS, NSAR, Antikoagulanzien und möglicherweise auch Calciumantagonisten das Risiko für eine Divertikelblutung.
Zusammenfassend sind es ungesunde Lebensweisen und oft auch damit assoziierte Begleiterkrankungen, die man zur Prävention von Komplikationen beachten sollte. Konkret zu empfehlen sind:
Je mehr dieser Interventionen eingehalten werden, desto geringer ist das Risiko für die Entwicklung einer Divertikelkrankheit auf dem Boden einer Divertikulose (6). Es gibt keine rationale Basis für die Empfehlung von Verzicht auf Körner, Nüsse, Mais und andere Lebensmittel.
Für die Entwicklung von Therapie- und Präventionsstrategien sind Kenntnisse zum natürlichen Verlauf essenziell. Lange Zeit ging man von einem progressiven Verlauf der Divertikelkrankheit aus. Daraus resultierte die Empfehlung, nach zwei (drei) Divertikulitis-Schüben den im Becken gelegenen Darmabschnitt, das Colon sigmoideum, operativ zu entfernen (Sigmaresektion). Diese Empfehlung hat das Studium des natürlichen Verlaufs erheblich behindert und den Patienten unnötige Operationen beschert.
Auch wenn die epidemiologische Datenlage weiterhin alles andere als perfekt ist, so geht man heute davon aus, dass das Risiko eines Divertikulitis-Rezidivs nach einem Schub bei etwa 20 bis 35 Prozent liegt und die Rezidive meist recht mild verlaufen und konservativ behandelt werden können. Zudem scheint das Risiko für eine Komplikation beim ersten Schub am größten zu sein und im weiteren Verlauf abzunehmen (3). Risikofaktoren für ein kompliziertes Rezidiv sind insbesondere jüngeres Lebensalter bei Erstmanifestation (jünger als 50 Jahre), Multimorbidität, Immunsuppression und Komplikationen, zum Beispiel ein Makroabszess, bei der Erstmanifestation.