Wer wird wann und wie behandelt? |
Eine komplizierte Divertikulitis soll stationär behandelt werden, da es sich um eine schwerwiegende Erkrankung handelt, die einer kontinuierlichen interdisziplinären Betreuung bedarf (3).
Bei der komplizierten Divertikulitis sollten Antibiotika gegeben werden (3). Dabei ist zu berücksichtigen, dass der schubauslösende Keim bei dieser Autoinfektion nicht bekannt ist (Ausnahme: positive Blutkultur bei septischem Verlauf) und viele aerobe und anaerobe Erreger mit unterschiedlicher Empfindlichkeit gegen gängige Antibiotika als Auslöser in Betracht kommen. Systematische vergleichende Studien, die verlässliche Rückschlüsse auf die Auswahl der antibiotischen Therapie, die Therapiedauer und die Applikationsroute (oral versus parenteral) erlauben würden, liegen nicht vor.
Häufig eingesetzte und empfehlenswerte Antibiotika sind Cefuroxim und Cefotaxim, jeweils in Kombination mit Metronidazol, sowie Ampicillin/Sulbactam und Piperacillin/Tazobactam. Chinolone sollten unter Berücksichtigung eines Rote-Hand-Briefes nur noch in Ausnahmefällen, zum Beispiel bei Penicillin-Allergie, erwogen werden (3). Die Empfehlungen entsprechen denjenigen bei anderen intraabdominellen Infektionen. Die Therapiedauer beträgt – je nach Ansprechen – vier bis sieben Tage. Eine Sequenzialtherapie mit Wechsel von intravenöser auf orale Applikation ist möglich (3).
Bei einem Abszess sollte immer die Möglichkeit einer sonografisch oder computertomografisch gesteuerten Abszess-Drainage geprüft werden, da diese den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen kann (3). Eine Operation ist bei der freien Perforation (Typ 2c) und bei progredienter Klinik trotz adäquater konservativer oder interventioneller Therapie (Abszess-Drainage) indiziert.
Die weitaus häufigste Manifestation ist die symptomatische unkomplizierte Divertikelkrankheit (Typ 3a, SUDD). Eine Dysbiose in und in der Umgebung von Divertikeln und eine damit assoziierte geringgradige Inflammation scheinen pathogenetisch relevant und damit sinnvolle Therapietargets zu sein. Die Datenlage ist allerdings begrenzt und insgesamt kontrovers. Auch wenn es keine ausreichende Evidenz für eine ballaststoffreiche Kost oder Ballaststoff-Supplemente zur Therapie der SUDD gibt, sei eine ballaststoffreiche Kost generell empfehlenswert, heißt es in der Leitlinie.
In der Regel empfehlenswert: eine ballaststoffreiche Ernährung / Foto: Adobe Stock/fotoman1962
Leitliniengerecht kann man (nur) im symptomatischen Schub probatorisch Mesalazin einsetzen (3). Die Datenlage für Probiotika ist kontrovers. Dies mag am Design der Studien und vor allem an den Unterschieden der eingesetzten Präparate liegen, da die Wirkung eines Probiotikums stammspezifisch ist und die Keime in genügender Konzentration an den Wirkort kommen müssen. In einer randomisierten placebokontrollierten Studie mit einem Probiotikum (Lactobacillus casei DG), Mesalazin (1,6 g pro Tag) oder der Kombination jeweils über zehn Tage im Monat für ein Jahr konnten sowohl das Probiotikum als auch Mesalazin Rezidive und Divertikulitis-Episoden reduzieren (7). Die Kombination schnitt am besten ab.
Auch das im Wesentlichen topisch wirkende Antibiotikum Rifaximin wurde in verschiedenen Studien eingesetzt. In einem aktuellen systematischen Review kamen die Autoren zu dem Schluss, dass eine zyklische Anwendung, zum Beispiel zehn Tage im Monat, in Verbindung mit Ballaststoffen die Symptomatik reduzieren kann (8).