NSAR und Corticoide erhöhen Divertikulitis-Risiko |
Durch einen ungesunden Lebensstil können sich im Dickdarm sogenannte Divertikel bilden – kleine Ausstülpungen der Schleimhaut, die sich entzünden können. Das führt unter anderem zu Bauchschmerzen. / Foto: Getty Images/Science Photo Library
Jeder dritte bis zweite Deutsche, so Schätzungen, ist im Laufe seines Lebens von Divertikeln, also erworbenen Ausstülpungen der Mukosa und Submukosa insbesondere im Dickdarm betroffen. Diese bedeuten per se keine Gefahr. Erst, wenn sie sich entzünden, müssen sie therapiert werden, wobei eine unkomplizierte Divertikulitis im Regelfall nicht als Indikation für eine Operation betrachtet wird.
Anders kann sich dies bei komplizierten und wiederkehrenden Verläufen darstellen. Pathologisch liegen hier oftmals inflammatorische Prozesse zugrunde, die, ausgehend von den Divertikeln im Kolon, auf die Darmwand übergreifen und mit Blutungen sowie Abszessen und/oder Fisteln, Perforationen, Stenosierungen und auch divertikulitischen Tumoren einhergehen können. »Betroffene profitieren in diesen Fällen von einer Entfernung des erkrankten Darmabschnitts und erhalten einen großen Teil Lebensqualität zurück«, unterstreicht Professor Dr. Christoph-Thomas Germer, Würzburg, in einem Statement der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) anlässlich der Veröffentlichung der ersten S3-Leitlinie Divertikelkrankheit/Divertikulitis. Die Mehrheit der Divertikulitiden verlaufe jedoch unkompliziert und mild und könne, bei entsprechender Betreuungsintensität, ambulant versorgt werden.
Kolondivertikel sind besonders anfällig für entzündliche Veränderungen unter anderem durch Druckgeschwüre und mechanische Irritationen infolge der prolabierten Schleimhäute sowie Infektionen durch keimbelastete Stühle. Ziel der Pharmakotherapie ist die Verbesserung von Symptomen und hier insbesondere der Schmerzen. Gemäß der neuen S3-Leitlinie kann zur Behandlung akuter Episoden der unkomplizierten Divertikelkrankheit Mesazalin erwogen werden, wobei das in der Therapie von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa eingesetzte Amin-Derivat der Salicylsäure in Deutschland für diese Indikation nicht zugelassen ist.
Bei der komplizierten Divertikulitis sollte eine Antibiotikatherapie durchgeführt werden, wobei die Auswahl und der Administrationsmodus dieser Therapie der individuellen ärztlichen Entscheidung bedürfe, die den Allgemeinzustand und das Risikoprofil des Patienten sowie die lokale Resistenzlage berücksichtigt.