Welche Maßnahmen schützen vor Covid-19? |
Im Wesentlichen werden in der Infektionsprävention drei Übertragungswege unterschieden: über Kontakt, über Tröpfcheninfektion und luftgetragen (aerogen).
Die Kontaktübertragung, zum Beispiel über die Hände, ist der häufigste Infektionsweg. Infektiöse Durchfallerkrankungen wie Noroviren werden so übertragen, aber auch multiresistente Erreger wie multiresistente Staphylokokken (MRSA) und Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE).
Bei der Erregerübertragung über die Luft hat man bisher zwei Varianten unterschieden: die über Tröpfchen und die aerogene Verbreitung über Aerosole. Die klassischen luftgetragenen Infektionen sind Masern und Varizellen; schon lange ist bekannt, dass sie sich sehr schnell verbreiten können und mit hohen Basis-Reproduktionszahlen (R0) assoziiert sind. Die Fähigkeit zur schnellen Verbreitung hatte in unserer Gesellschaft bisher keine gravierenden Konsequenzen, weil fast alle älteren Menschen diese Infektionen in der Kindheit durchgemacht und eine belastbare Immunität erworben haben und die meisten jüngeren gegen diese Virusinfektionen aktiv geimpft sind.
Es wird angenommen, dass SARS-CoV-2 in den meisten Fällen im Nahfeld von Mensch zu Mensch über respiratorische Tröpfchen oder Aerosole übertragen wird. Dabei wird es entweder direkt inhaliert oder auf den Schleimhautoberflächen deponiert und dringt dort in Schleimhautzellen ein. Aerosole, die zum Beispiel beim Husten, Sprechen oder Singen abgeatmet werden, können über die Luft auch im sogenannten Fernfeld weiterverbreitet werden. Die Produktion von Aerosolen kann unter bestimmten Umständen erhöht sein, zum Beispiel bei Aerosol-produzierenden Tätigkeiten im Krankenhaus wie Intubation oder Bronchoskopie.
Welche Aerosole entstehen beim Musizieren? Eine Studie des LMU Klinikums München und des Universitätsklinikums Erlangen mit Musikern des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BR) lieferte im November 2020 neue Erkenntnisse. Spitzenreiter bei der Aerosol-Abstrahlung nach vorne war mit 2 m Reichweite die Querflöte. / Foto: Bayerischer Rundfunk
Eine indirekte Übertragung über Ansteckungsherde (»Fomites«), zum Beispiel Oberflächen, wird als möglich angesehen, wurde bisher aber nicht als relevant nachgewiesen. Andere Übertragungswege, zum Beispiel über Blut oder fäkal-oral, wurden bisher nicht berichtet.
Der relative Anteil der Infektionswege Tröpfchen oder Aerosol bei SARS-CoV-2 ist bisher ungeklärt. Die Transmission über Aerosole im Fernfeld ist anteilsmäßig wahrscheinlich geringer als über engen Kontakt im Nahfeld (Tröpfchen und Aerosole). Das Problem ist aber, dass Aerosole sich schnell im Raum ausbreiten können, über Stunden in der Luft schweben und infektiös bleiben können. So können Erreger leicht bis in die Tiefe der Lunge inhaliert werden. Dadurch ist eine Umgehung der Immunantwort des Körpers möglich und somit auch eine Verbreitung vor dem Auftreten erster Symptome (3).