Welche Maßnahmen schützen vor Covid-19? |
Sinnvoll: Bei unmittelbarer Kontamination von Flächen mit Atemwegssekret ist eine Flächendesinfektion sinnvoll. Im Übrigen reicht eine »normale« Reinigung von Flächen im öffentlichen Raum und im häuslichen Bereich aus.
Unsinnig: Ungezielte Desinfektionsmaßnahmen sollten vermieden werden. Wenn doch eine Desinfektion von Flächen erfolgt, sollte sie als Wisch- und nicht als Sprühdesinfektion erfolgen, weil diese weniger effektiv und vom toxikologischen Aspekt her zu vermeiden ist.
Solange mit Impfungen noch kein ausreichendes Immunitätsniveau (»Herdenimmunität«) erreicht ist, bleiben die genannten Maßnahmen die wichtigste Prävention. Es ist sicher, dass viele der im Kontext mit Covid-19 eingeübten Präventionsmaßnahmen auch die Weiterverbreitung von anderen Atemwegsinfektionen verhindern. Folgende Maßnahmen sollten daher langfristig beibehalten werden:
Die Erfahrungen mit der Pandemie haben auch gezeigt, dass bisherige Grundsätze der Architektur und der Gestaltung von öffentlichen Gebäuden überdacht werden müssen. Dies gilt zum Beispiel – je nach Konstellation – für Raumgröße, Belüftung und Wegeführung. Innenliegende Räume ohne Möglichkeiten der natürlichen Lüftung sollten vermieden werden oder sind mindestens mit suffizienten raumlufttechnischen Anlagen auszustatten.
Weitere wichtige Lehren: die Notwendigkeit einer besseren Kommunikation von Gesundheitsrisiken und eine gründliche Bildung der gesamten Bevölkerung in puncto Gesundheitskompetenz. Dabei müssen Fachleute den Bürgern erklären, dass es niemals ein Null-Infektionsrisiko geben wird und die Risikobilanz entscheidend ist. Es muss intensiver vermittelt werden, wie entscheidend die Eigenverantwortung ist: Sie beeinflusst nicht nur das eigene Infektionsrisiko, sondern zugleich das Infektionsrisiko der gesamten Bevölkerung.
Petra Gastmeier studierte Medizin an der Martin-Luther-Universität Halle und der Charité in Berlin. Nach der Approbation als Ärztin1983 absolvierte sie die Facharztausbildung für Hygiene und Umweltmedizin. Im Jahr 1990 wurde Gastmeier Krankenhaushygienikerin am Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann. Ab 1993 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin und im Anschluss an ihre Habilitation als Professorin für Krankenhaushygiene an der Medizinischen Hochschule in Hannover. Seit 2008 ist Professor Gastmeier Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Charité. Zudem leitet sie das Nationale Referenzzentrum für die Surveillance von nosokomialen Infektionen.