Was vor und während der Geburt möglich ist |
Der Einsatz von Antikonvulsiva (Antiepileptika) benötigt aufgrund der Teratogenität einiger Arzneistoffe eine sehr gute Evidenzkenntnis und ein besonderes Fingerspitzengefühl. Die Blutspiegel einiger Wirkstoffe, zum Beispiel Lamotrigin oder Levetiracetam, können während der Schwangerschaft stark variieren und müssen individuell engmaschig angepasst werden. Eine gute neurologische Betreuung ist daher Voraussetzung.
Es sind keine Dosisänderungen rund um die Geburt vorgesehen – außer aufgrund veränderter Pharmakokinetik in der Schwangerschaft. Nach der Entbindung ist vor allem darauf zu achten, rasch wieder auf die »alte« Dosierung zurückzukommen und die Blutspiegel zu kontrollieren.
Bei den meisten Antikonvulsiva ist Stillen unter Monotherapie gut verträglich. Bekommt eine Frau eine Kombination aus mehreren Arzneistoffen, muss man im Einzelfall über Vor- und Nachteile des Stillens diskutieren. Auch das geschieht im Normalfall gemeinsam mit Neurologen, Stillberatung, Neonatologen oder Pädiatern sowie den Eltern des Säuglings.
Ein erhöhter Blutdruck in der Schwangerschaft stellt ein gesundheitliches Risiko für Mutter und Kind dar. Er ist für 20 bis 25 Prozent der perinatalen Mortalität verantwortlich und steht in den Industrieländern an erster Stelle der mütterlichen Todesursachen. Besonders gefürchtet sind Komplikationen wie die Präeklampsie, eine Hypertonie mit weiteren Organmanifestationen, meist einer Proteinurie.
Die Zielblutdruckwerte sollen ≤135 mmHg systolisch und ≤85 mmHg diastolisch betragen. Liegen die Werte regelmäßig darüber oder liegen zusätzliche Risikofaktoren vor, wird eine Therapie überlegt beziehungsweise die Schwangere antihypertensiv behandelt.
Regelmäßige Kontrollen helfen, einen Blutdruckanstieg rasch zu erkennen und eine Behandlung einzuleiten. / © Adobe Stock/photo 5000
Bevorzugte Arzneistoffe sind Alpha-Methyldopa, Nifedipin und Labetalol oder Metoprolol. In bestimmten Fällen wird auch Amlodipin eingesetzt. Nicht geeignet sind ACE-Hemmer und Angiotensin-Antagonisten (Sartane), denn diese können im zweiten und dritten Trimenon schwere Schäden an den fetalen Nieren verursachen. Ebenfalls ungünstig können sich Diuretika auswirken.
Für die Zeit kurz vor der Geburt gibt es keine spezielle Dosisanpassung für Antihypertensiva. Wichtig ist die engmaschige Blutdruckkontrolle beim Gynäkologen und möglicherweise auch Internisten.
Besteht das Risiko einer Präeklampsie, werden bereits in der Frühschwangerschaft (bis zur 36. Schwangerschaftswoche, SSW) die Einnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS 100 bis 150 mg/d) sowie die konsequente Überwachung des Blutdrucks empfohlen.