Was vor und während der Geburt möglich ist |
Eine wehenhemmende Therapie (Tokolyse) wird bei drohender Frühgeburt eingesetzt – in erster Linie, um die Geburt zu verzögern, bis die Lungenreifung des Fetus durch Corticoide erreicht ist.
Betasympathomimetika führen durch Erregung des Sympathikus an den β2-Rezeptoren der Gebärmutter zur Erschlaffung der Uterusmuskulatur. Fenoterol ist der bekannteste Wirkstoff und wird – außer bei drohender Frühgeburt – auch zur Wehenhemmung während einer äußeren Wendung des Ungeborenen bei Beckenendlage parenteral (nicht inhalativ) eingesetzt.
Es können kardiale β1-mimetische Nebenwirkungen auftreten, meist in Form einer Tachykardie. Auch Unruhe, Blutdruckabfall, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen wurden beobachtet.
Oxytocin-Antagonisten wie Atosiban (intravenös) konkurrieren mit Oxytocin um die Rezeptorbindung. Dessen Wirkung wird somit aufgehoben und vorzeitige Wehen werden gehemmt. Die Wirkung ist gleich gut wie die der Betamimetika – bei geringeren kardiovaskulären Nebenwirkungen.
Bei moderater Wehentätigkeit wird off Label auch der Blutdrucksenker Nifedipin eingesetzt.
Zur Induktion der Lungenreifung dienen Betamethason oder Dexamethason. Die Therapie erhöht nachweislich die Überlebensrate der Frühgeborenen, vor allem durch Bildung von Surfactant und Reifung der Pneumozyten, aber auch durch Reduktion von Gehirnblutungen. Bei drohender Frühgeburt zwischen 24. und 34. SSW wird die Gabe von zweimal 12 mg Betamethason im Abstand von 24 Stunden oder viermal 6 mg Dexamethason alle zwölf Stunden empfohlen, jeweils intramuskulär.
Primäre Ansprechpartner nach der Geburt sind Hebammen und Gynäkologen. Geburtsbedingte Verletzungen werden normalerweise noch in der Klinik direkt behandelt, genauso wie Schmerzen nach einem Kaiserschnitt; eventuell ist die Gabe von Eisen oder Blutersatzprodukten nötig.
Vertrauter Beratungsort: Nach Rückkehr von Mutter und Kind nach Hause sind Apothekenteams oft die ersten Ansprechpartner bei leichteren Problemen. / © Getty Images/FatCamera
Sehr gut muss die psychische Gesundheit gewährleistet sein – nicht nur medikamentös, sondern vor allem durch eine Sensibilität aller Betreuenden, das Thema und mögliche Hilfen anzusprechen. Symptome wie plötzliche Kopfschmerzen und Bluthochdruck sind nach einer Geburt sehr ernst zu nehmen und rasch mit den Ärzten zu besprechen. Schmerzen in den Beinen oder beim Atmen können auf thromboembolische Ereignisse hindeuten; das Auftreten ist nicht nur in der Schwangerschaft, sondern auch im Wochenbett noch deutlich erhöht.
Verstopfung, Haarausfall, Schlafprobleme: Sind Mutter und Kind nach Hause zurückgekehrt, sind Apothekenteams oft die ersten Ansprechpartner bei Gesundheitsproblemen. Viele Frauen fragen auch nochmal nach der Verträglichkeit ihrer Dauermedikamente. Fundierte Beratung beruhigt die junge Familie.
Sigrun Klausner hat in Graz Pharmazie studiert und 2005 ihre Approbation erhalten. Anschließend arbeitete sie je zwei Jahre in der Apotheke des LMU-Klinikums München-Großhadern und bei Embryotox in Berlin. 2010 wurde sie promoviert. Seit 15 Jahren ist Dr. Klausner in der Landesapotheke (Klinikapotheke) in Salzburg in der Abteilung für Arzneimittelinformation und seit mehr als zehn Jahren als klinische Pharmazeutin in der Kinderklinik und Gynäkologie tätig. Ihr Spezialgebiet sind Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit. Daneben engagiert sie sich ehrenamtlich im Ausschuss für Arzneimittelinformation der ADKA und in der österreichischen Arbeitsgruppe für Palliativpharmazie.