Was vor und während der Geburt möglich ist |
Akute Schmerzen sollen auch in der Schwangerschaft konsequent behandelt werden. Im dritten Trimenon steht als Schmerz- und Fiebermittel nur Paracetamol zur Verfügung. Die NSAR müssen aufgrund ihrer unerwünschten Wirkungen ab SSW 28 ausgespart werden.
Stichwort Migräne: Helfen die besprochenen Analgetika nicht, ist die Anwendung von Sumatriptan möglich, ebenso von Metoclopramid bei Übelkeit. Ist eine Migräneprophylaxe nötig, sollte die Frau dies mit dem Neurologen besprechen. Metoprolol und Amitriptylin sind die Mittel der Wahl. Pfefferminzöl an den Schläfen ist zwar nicht untersucht, aber bei allen Arten von Kopfschmerzen in der Schwangerschaft möglich.
Schmerzen müssen auch in der Schwangerschaft behandelt werden. Oft haben die Frauen gute Erfolge mit Akupunktur, Physiotherapie, Yoga und Entspannungstechniken. / © Adobe Stock/mmphoto
Sind akute Schmerzen mit Paracetamol und nicht-medikamentösen Maßnahmen nicht beherrschbar, müssen eventuell kurzfristig mittelstarke oder starke Opioide gegeben werden. Eine mögliche Atemdepression beim Kind, wenn es unmittelbar nach der Gabe geboren wird, ist im Normalfall gut beherrschbar. Eine Abhängigkeit ist nach einzelner oder kurzzeitiger Gabe nicht zu erwarten.
Jedoch sollte eine nicht-medikamentöse Behandlung möglichst bevorzugt werden. Bei typischen Schwangerschaftsbeschwerden wie Schmerzen im Rücken und Becken erreicht man oft mit Akupunktur, Physiotherapie, Yoga und Entspannungstherapien gute Erfolge.
Banale Infektionen können jederzeit gut behandelt werden. Abschwellende Nasentropfen wie Xylometazolin oder Oxymetazolin, Halsschmerztabletten und gegebenenfalls Paracetamol als systemischer Fiebersenker werden empfohlen. Zur Anwendung pflanzlicher Hustensäfte und -tees gibt es keine systematischen Untersuchungen, allerdings auch keine Hinweise auf unerwünschte Wirkungen. Alkoholhaltige Extrakte sind zu meiden. Bei massivem Reizhusten kann eventuell kurzzeitig (off Label) Codein gegeben werden.
Allergien können zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft mit Loratadin oder Cetirizin (systemisch) oder mit Augen- oder Nasentropfen lokal behandelt werden.
Herpes simplex verläuft in der Schwangerschaft meist unproblematisch und kann mit Aciclovir lokal oder systemisch behandelt werden. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn die Erkrankung in der Schwangerschaft zum ersten Mal oder aber im Genitalbereich auftritt. Dann muss sofort der Gynäkologe aufgesucht werden.
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Influenza und COVID können in der Spätschwangerschaft relativ schwer verlaufen. Die Therapie erfolgt rein symptomatisch. Die Influenza-Impfung wird klar im zweiten oder dritten Trimenon empfohlen. Im ersten Trimenon empfiehlt man sie eher Frauen, die per se ein erhöhtes Krankheitsrisiko für Influenza tragen (chronische Erkrankungen). Die Corona-Impfung wird ebenfalls allen Schwangeren im zweiten und dritten Trimenon empfohlen.
Impfungen gegen Hepatitis A und B, auch die Grundimmunisierung, sind möglich.
Um einen bestmöglichen Schutz des Neugeborenen vor Keuchhusten (Pertussis) zu erreichen, wird diese Impfung jeder Schwangeren empfohlen, idealerweise in der 27. bis 36. Schwangerschaftswoche. Die Verabreichung erfolgt als Drei- oder Vierfachimpfstoff gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten sowie gegebenenfalls zusätzlich gegen Kinderlähmung.
Besondere Sorgfalt ist nötig, wenn eine Person mit Herpes simplex Kontakt zu Neugeborenen hat. Diese sind bis zur achten Lebenswoche wegen ihres noch unreifen Immunsystems besonders gefährdet, wenn sie sich mit Herpes anstecken. Wer Lippenherpes hat, sollte einen Säugling nicht küssen, sich regelmäßig die Hände waschen und das Kind von den Herpesbläschen fernhalten. Eine Abdeckung mit Herpes-Pflastern kann für junge Mütter sehr sinnvoll sein.