Was vor und während der Geburt möglich ist |
Wehenfördernde Stoffe sind unverzichtbar und manchmal lebensrettend, um den Geburtsvorgang zu beschleunigen oder Blutungen nach der Geburt zu stoppen. Die Indikationen reichen daher von der Einleitung der Geburt über die Wehenstimulation bis zur Prävention und Therapie von Nachgeburtsblutungen.
Zur Geburtseinleitung werden Prostaglandine, Oxytocin und Oxytocin-Agonisten verwendet. Prostaglandine wirken zervixerweichend und uteruskontrahierend; man verwendet das natürlich vorkommende Prostaglandin PGE2 (Dinoproston) und die synthetische Variante Misoprostol. Die Stoffe dürfen nur in Kliniken eingesetzt werden, da in Notfällen jederzeit eine operative Entbindung möglich sein muss. Ein vernarbter Uterus oder Mehrlingsschwangerschaften sind Kontraindikationen.
Dinoproston wird entweder als vaginales Gel oder vaginale Tablette eingesetzt, manchmal auch in Form vaginaler Inserte. Letztere wirken länger und können bei guter Wirksamkeit jederzeit rasch wieder entfernt werden.
Alles hat gut geklappt: Ein gesundes fittes Baby ist angekommen! / © Klausner
Misoprostol ist ein synthetisches Analogon zum natürlich vorkommenden Prostaglandin E2 und wirkt ebenfalls wehenauslösend, auch bei unreifer Zervix. Der Wirkstoff war jahrelang nicht zur Anwendung in der Geburtshilfe zugelassen, sondern wurde off Label in sehr unterschiedlichen Dosierungen mit teils nicht unerheblichen Nebenwirkungen eingesetzt. Seit September 2021 ist ein Präparat im Handel, mit dem die Geburtseinleitung niedrig dosiert peroral erfolgen kann (Angusta®).
Oxytocin (intravenös oder intramuskulär) wird selten zur primären Geburtseinleitung verwendet, sondern eher bei Wehenschwäche sowie zur Blutungsprophylaxe und zur Beschleunigung der Plazentaablösung und Uterusrückbildung. Das Hormon fördert aktiv die Wehentätigkeit und verringert in der Nachgeburtsperiode durch rasche Plazentalösung den postpartalen Blutverlust.
Das Oxytocin-Analogon Carbetocin wirkt länger und ist nur zur postpartalen Blutungsstillung zugelassen. Es wird ebenfalls intravenös oder intramuskulär injiziert.