Was sich für Senioren eignet |
Eine weitere Alternative bei Schluckproblemen bieten intraorale Formen, also Sublingual-, Buccal- und Kautabletten, sowie Schmelztabletten, also orodispersible Tabletten und orale Lyophilisate (Tabelle 2). Orodispersible Tabletten unterscheiden sich von konventionellen Tabletten zur Anwendung in der Mundhöhle vor allem durch ihre sehr kurze Zerfallszeit im Speichel. Auch orale Lyophilisate zeigen diese Eigenschaft.
Arzneiform | Präparatebeispiele | ||
---|---|---|---|
Fertigarzneimittel, Arzneiform | Wirkstoff(e) | Aroma | |
Sublingual- und Buccaltabletten | |||
Effentora®* Buccaltabletten | Fentanylcitrat | nein | |
Lendormin® Tabletten | Brotizolam | nein | |
Temgesic®* sublingual Tabletten | Buprenorphin-HCl | nein | |
orodispersible Tabletten | |||
Donepezil HCl 1 A Pharma® Schmelztabletten | Donepezil | Pfefferminze | |
Nurofen® 200 mg Schmelztabletten | Ibuprofen | Lemon | |
Remergil® SolTab® 15 mg* | Mirtazapin | Orange | |
Zolmitriptan Hexal® 2,5 mg Schmelztabletten | Zolmitriptan | Orange | |
orale Lyophilisate | |||
Imodium® lingual Tabletten | Loperamid-HCl | Pfefferminze | |
Oxygesic® Dispersa 5 mg* Schmelztabletten | Oxycodon-HCl | Krauseminze | |
Tavor® 1,0 Expidet® lyophilisierte Plättchen | Lorazepam | nein | |
Zofran® Zydis® lingual Schmelztabletten 4 mg* | Ondansetron | Erdbeere | |
Kautabletten (mit Wirkstoffen, die überwiegend in fester peroraler Form eingesetzt werden) | |||
Aspirin® Direkt Kautabletten | Acetylsalicylsäure | nein (Süßgeschmack) | |
Singulair® Junior Kautabletten | Montelukast | Kirsche | |
Sortis® Kautabletten | Atorvastatin | Traube |
Im Gegensatz zu anderen Ländern ist derzeit in Deutschland kein Arzneimittel mehr auf der Basis orodispersibler Filme im Handel. Diese Arzneiform könnte aber künftig unter anderem in der geriatrischen Pharmazie für niedrig dosierte Arzneistoffe an Bedeutung gewinnen. Auch für die Apothekenrezeptur birgt diese Zubereitungsform vielfältige Perspektiven (6).
Bei der Anwendung von intraoralen Arzneiformen ist stets zu bedenken, dass nur relativ wenige Wirkstoffe in therapierelevantem Umfang von den Mundschleimhäuten absorbiert werden (Tabelle 3).
Wirkstoff | Fertigarzneimittel (Beispiele), Arzneiform |
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Asapinmaleat | Sycrest® Sublingualtabletten* |
Buprenorphin-HCl | Temgesic® sublingual Tabletten* und Generika |
Desmopressin | Minirin® Lyophilisat zum Einnehmen* |
Fentanylcitrat | Abstral® Sublingualtabletten*, Effentora® Buccaltabletten* |
Glyceroltrinitrat | Corangin® Nitrospray, Nitrolingual Spray, Nitronal 0,8 mg Zerbeißkapseln |
Isosorbiddinitrat | Isoket® 5 mg Sublingualtabletten/-Spray |
Midazolam | Buccolam® Lösung* |
Nicotin | Nicopas Lutschtabletten*, Nicorette® Kaugummi*/-Spray, Nicotinell® Lutschtabletten*/-Kaugummi*, Niquitin® Mini Lutschtabletten* |
Vardenafil | Levitra® 10 mg Schmelztabletten |
Bei diesen Arzneistoffen ist es sinnvoll, den wirkstoffbeladenen Speichel eine gewisse Zeit vor dem Schlucken im Mund zu bewegen. Bei Wirkstoffen, die neben einer guten oromucosalen Aufnahme eine geringe gastrointestinale Verfügbarkeit haben, zum Beispiel Buprenorphin mit hohem First-Pass-Effekt, sollte der Patient den arzneistoffhaltigen Speichel möglichst lange auf der Mundschleimhaut behalten. Bei intraoralen Arzneiformen mit anderen Wirkstoffen können Speichel und Arzneiformenreste kontinuierlich geschluckt werden. Eventuell sollte mit Wasser nachgespült werden.
Ein Problem kann sich bei der Langzeitanwendung einer aromatisierten Zubereitung ergeben, wenn der Patient im Lauf der Zeit eine Aversion gegen das ursprünglich als angenehm empfundene Aroma entwickelt. Ist ein Präparatewechsel nicht möglich, kann man Flüssigkeiten gekühlt einnehmen. Ein nachträgliches »Umaromatisieren« von Säften, wie es teilweise von US-amerikanischen Apotheken praktiziert wird (zum Beispiel FlavoRx), ist ohne Vorgaben des pharmazeutischen Unternehmers problematisch.
Der Vollständigkeit halber sei noch auf die rektale und transkutane Wirkstoffzufuhr sowie die subkutane (Selbst-)Injektion bei Dysphagie-Patienten hingewiesen. Diese Zufuhrwege werden auch in der Palliativversorgung gewählt, teilweise unter Verwendung von Rezepturarzneimitteln, zum Beispiel Levetiracetam-haltigen Zäpfchen (7).