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Arzneiformen

Was sich für ­Senioren eignet

Die korrekte Handhabung der ­verschiedenen Arzneiformen stellt Senioren aufgrund funktionaler Einschränkungen häufig vor Probleme. Oftmals kann die betreuende Apotheke einen Wechsel zu einer anderen, leichter zu handhabenden Darreichungs­form ­initiieren. Auch die zusätzliche Abgabe mechanischer Hilfsmittel kann zur Problemlösung beitragen.
Wolfgang Kircher
08.12.2019  08:00 Uhr

Systematische Beobachtungen deckten bei geriatrischen Patienten hohe Fehlerquoten beim Umgang mit peroralen, inhalativen oder ophthalmologischen Präparaten auf. Häufig wurden Arzneiformen eingesetzt, deren Anwendung relativ hohe sensorische oder feinmo­torische Fertigkeiten erforderte. Auch schwer zu schluckende Formen provozierten oft unsachgemäße Anwendungsschritte. In vielen Fällen minderten Applikationsfehler den Therapieerfolg (1-4).

Eine Reihe von Darreichungsformen ist aufgrund ihrer Formgebung oder ­ihrer vergleichsweise einfachen Handhabung besonders geeignet für ältere Patienten. Dies gilt in besonderem Maß für Menschen mit Schluckproblemen oder mit eingeschränkten kognitiven, visuellen, auditiven, haptischen oder feinmotorischen Fähigkeiten. Die Apotheke sollte dies bei der Wahl von OTC-Präparaten berücksichtigen und bei Rx-Arzneimitteln gegebenenfalls den Arzt auf alternative Arzneiformen hinweisen.

Mechanische Hilfsmittel können sensorisch und motorisch eingeschränkten Menschen die korrekte Arznei­mittelanwendung ebenfalls wesentlich erleichtern. Auch Schluckprobleme lassen sich manchmal damit lindern (5).

Lösungen bei Schluckproblemen

Die meisten Patienten mit Schluckschwierigkeiten haben mit kleinen Volumina dickflüssiger Arzneimittel die geringsten Probleme. Sie lassen sich mit geringem Risiko von Aspirationen und Rückständen (Residuen) im Schlund schlucken. Daher sollte die Apotheke bei Wirkstoffen, die im klinischen Alltag überwiegend in Form von Tabletten, Dragees oder Kapseln eingesetzt werden, wenn möglich flüssige Alternativen auswählen oder Arzneiformen, die sich mit einfachen Schritten in trinkbare ­Arzneimittel überführen lassen.

So sind verschiedene Arzneistoffe auch als Saft- und Trockensaft-Präparate mit Erwachsenendosierung im Handel (Tabelle 1).

Arzneiform Präparatebeispiele
Fertigarzneimittel, Arzneiform Wirkstoff(e) Aroma
Tropfen (mit Wirkstoffen, die überwiegend in fester peroraler Form eingesetzt werden)
Eferox® Lösung 100 µg/5 ml L-Thyroxin nein
L-Thyroxin Henning® Tropfen L-Thyroxin nein
Midazolam-ratiopharm® Lösung Midazolam Himbeere
Olanzapin Neurax® Tropfen Olanzapin Orange
Saft (mit Wirkstoffen, die überwiegend in fester peroraler Form eingesetzt werden)
Doneliquid Geriasan® 1 mg/ml Lösung Donepezil Erdbeere
Gabaliquid Geriasan® 50 mg/ml Lösung Gabapentin Orange
Infecto-Trimet® Saft Trimethoprim Himbeere
Lyrica® 20 mg/ml Lösung Pregabalin Erdbeere
Metfoliquid Geriasan® 1000 mg/5 ml Lösung* Metformin Pfirsich
Granulat zur Herstellung von Lösungen/Suspensionen
Ibuprofen 400 Puren Ibuprofen Zitrone
Nexium® 10 mg Esomeprazol-Hemi-magnesium nein (Süßgeschmack)
Modigraf® 1 mg* Tacrolimus nein
Trockensaft mit Dosierungen für Erwachsene
Infectocef® 500 Saft* Cefaclor Aprikose
Infectomox® 750 Saft* Amoxicillin Orange/Pfirsich
Lorzaar® Pulver und Lösungsmittel Losartan Beeren
Brausetabletten
Binosto® 70 mg Alendronsäure-Na Erdbeere
Diclofenac Meda 25 mg Diclofenac-Na Kirsche
Tramadolor 100 Brause* Tramadol-HCl Orange
Trinktabletten
Amoxibeta® 1000 mg Tabs* Amoxicillin Erdbeere-Zitrone
Imanivec® 400 mg Trinktabletten* Imatinibmesilat nein
Lamictal® 5 mg suspedierbare Tabletten* Lamotrigin Schwarze Johannisbeere
Madopar® LT Tabletten Benserazid HCl nein
Direktgranulat
Aspirin® Effect ASS Zitrus
Ben-u-ron Direkt® 1000 mg Granulat* Paracetamol Cappuccino
Lefax® extra lemon fresh Mikro Granulat Simeticon Zitrone
Tabelle 1: Besonders seniorengeeignete Arzneiformen zur peroralen Anwendung (Auswahl); *in verschiedenen Wirkstoffstärken im Handel

L-Thyroxin, Midazolam und Olanzapin sind beispielsweise in Tropfenform verfügbar. Granulate zur Herstellung von trinkbaren Zubereitungen sowie Trink- und Brausetabletten erfüllen ebenfalls den genannten Zweck.

Schließlich ist oft auch die Überführung fester Peroralia in die Tropfen- oder Saftform in der Apothekenrezeptur möglich. Eine NRF-Stammzubereitung (Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen, S. 52) und verschiedene industriell gefertigte Suspensionsgrundlagen (zum Beispiel von den Firmen ­Fagron und Inresa) vereinfachen eine Ad-hoc-Zubereitung aus Tabletten, Dragees oder Hartkapseln sowie die ­Ermittlung der zugehörigen Aufbrauchfrist. In vielen Fällen lässt sich der lipophile Inhalt von Weichkapseln in eine ölige Trägerlösung überführen.

Werden parenterale Flüssigkeiten zur peroralen Zufuhr eingesetzt, handelt es sich um einen Off-Label-Use. Neben formalen Voraussetzungen müssen dabei die Säurestabilität des Wirkstoffs, eine ausreichend hohe Bioverfügbarkeit und die Schleimhautverträglichkeit berücksichtigt werden. Ferner sollten pH- und Osmolaritätswerte im Toleranzbereich liegen. Entsprechendes gilt bei der Anwendung von parenteralen Lösungen mittels Feinzerstäuber in der Nase.

Auch Direktgranulate können Dysphagie-Patienten meist problemlos schlucken (Tabelle 1). Sie sollten die Arzneiform im vorderen Mundbereich auf die Zunge schütten, um ein versehentliches Einatmen von Granulat- oder Pulverpartikeln mit dem meist resultierenden Hustenreiz zu vermeiden. Direktgranulate haben infolge von Aromastoffen einen angenehmen Geschmack und lösen sich aufgrund des sehr gut wasserlöslichen Trägerstoffs (häufig Mannitol oder Sorbitol) und des meist wasserlöslichen Wirkstoffs rasch und nahezu vollständig im Speichel auf. Bei einem Paracetamol-Präparat sind die schlecht schmeckenden Wirkstoff­partikel mit einem speichelresistenten, aber magensaftlöslichen Meth­acrylat-Polymer befilmt und somit im Mund unlöslich. Im Präparat enthaltene Gelbildner und Aromastoffe bilden mit Speichel rasch eine wohlschmeckende, viskose und damit gut zu schluckende Trägermasse für die unlöslichen Wirkstoffpartikel.

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