Was kann erhöhte Leberwerte auslösen? |
Verschiedene genetische und andere Risikofaktoren einer medikamentös toxischen Leberschädigung sind in Tabelle 3 zusammengefasst. Fortgeschrittenes Alter hing in einigen Studien mit einem erhöhten Risiko für ein DILI zusammen (5), insbesondere bei bestimmten Medikamenten wie Isoniazid (26). Frauen sind stärker gefährdet; 90 Prozent der Patienten mit fulminanten Verläufen sind weiblich (2, 17).
Eine über 50-prozentige hepatische Metabolisierung von Arzneistoffen erhöht signifikant deren mögliche Hepatotoxizität (13). Auch Interaktionen können, unter anderem durch Beeinflussung des CYP450-Systems, einen Risikofaktor darstellen.
Risikofaktoren für DILI | Beispiele |
---|---|
nicht-genetische Risikofaktoren | |
individuell | weibliches Geschlecht, Alter, Schwangerschaft, Malnutrition, Übergewicht, Diabetes mellitus, hepatische Vorerkrankung |
Umweltfaktoren | Alkoholkonsum, Rauchen, Infektions- und Inflammationsreaktion |
Medikamente | Dosis, Metabolisierung, Interaktionen, Polypharmazie |
genetische Risikofaktoren | |
individuell | Polymorphismen im Cytochrom-P450-System oder im HLA-System |
HLA: human leukocyte antigen (MHC, major histocompatibility complex)
Prinzipiell konnte bisher nicht gezeigt werden, dass Patienten mit bestehenden Lebererkrankungen per se ein erhöhtes Risiko für eine Arzneimitteltoxizität der Leber aufweisen (23). Jedoch kann eine bestehende arzneimitteltoxische Hepatopathie bei diesen Patienten schwerer und komplizierter verlaufen. Vor allem in den USA wurde ein höheres Risiko für eine idiosynkratische Lebertoxizität bei Patienten mit afroamerikanischer (vor allem Cotrimoxazol, Phenytoin) und kaukasischer Herkunft (vor allem Amoxicillin-Clavulansäure) (6) festgestellt.
Daneben sind bestimmte genetische Faktoren als Risikofaktoren einer DILI bekannt. Hier wurden insbesondere Polymorphismen bestimmter HLA-Proteine identifiziert, die für individuelle Medikamenten-Toxizitäten eine starke Assoziation zeigen, etwa Flucloxacillin und HLA-B*5701 (3).
Die arzneimitteltoxische Hepatopathie wird meist als Ausschlussdiagnose festgestellt. Daher ist eine genaue Anamnese bezüglich möglicher Noxen (Beginn, Dauer, zeitlicher Zusammenhang zum Auftreten der Leberwerterhöhung oder von Symptomen) essenziell. Laborchemisch lassen sich je nach Höhe der Leberwerte ein hepatozelluläres, cholestatisches oder gemischtes Bild unterscheiden und Differenzialdiagnosen etwas eingrenzen oder mittels gerichteter Labordiagnostik oder Bildgebung weiter abklären. Spezifische Biomarker, die einen medikamentös toxischen Leberschaden möglichst früh und genau anzeigen, sind bisher nicht validiert. Allerdings wurden in einigen Humanstudien erhöhte Werte für microRNA 122 und Glutamatdehydrogenase gezeigt (9).