Was kann erhöhte Leberwerte auslösen? |
Die als Ikterus bezeichnete Gelbfärbung verschiedener Gewebe, zum Beispiel von Skleren, Haut und Schleimhäuten, entsteht infolge erhöhter Bilirubin-Konzentrationen im Blut. Sichtbar ist ein Skleren-Ikterus etwa ab einer Konzentration von 2 mg/dL.
Bilirubin ist ein Abbauprodukt von Hämoglobin, wird in Leberzellen glucuronidiert und unter anderem als Bilirubin-Diglucuronid über die Gallenflüssigkeit ausgeschieden. Laborchemisch wird zwischen dem indirekten, unkonjugierten, an Albumin gebundenen Bilirubin und dem direkten, mit Glucuronsäure konjugierten Bilirubin unterschieden. Dementsprechend kann die Ursache eines Ikterus je nach Erhöhung einer der Fraktionen differenziert werden in prä- (zum Beispiel Hämolyse), intra- (verschiedene Lebererkrankungen) und posthepatische Ursachen (zum Beispiel Abflussstörungen der Galle durch Gallengangssteine oder Tumoren). Eine Bilirubin-Erhöhung und Ikterus sind also nicht immer die Folge einer primären Lebererkrankung.
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Häufig bleibt die Tatsache unbeachtet, dass erhöhte Leberparameter auch auf extrahepatische Erkrankungen zurückzuführen sind.
Dies betrifft insbesondere Patienten mit Zöliakie, die eine Prävalenz von etwa 1:500 in Deutschland aufweist. Bis zu 50 Prozent von ihnen haben erhöhte Transaminasen. Umgekehrt konnte in einer Kohorte von Patienten mit erhöhten Leberwerten bei 5 Prozent eine Zöliakie als Ursache diagnostiziert werden (16). Daher ist eine entsprechende Bestimmung der Autoantikörper, zum Beispiel Transglutaminase-Antikörper vom IgA-Typ, gegebenenfalls sinnvoll.
Auch endokrinologische Erkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen und Nebenniereninsuffizienz, Myopathien, kardiale Funktionseinschränkungen sowie Schwangerschaftsgestosen können für erhöhte Leberwerte verantwortlich sein.
Erhöhte Leberwerte finden sich in der Allgemeinbevölkerung relativ häufig. In einer systematischen Übersichtsarbeit von 37 Studien unterschiedlicher Nationen zwischen 2000 bis 2014 waren etwa 10 bis 20 Prozent der untersuchten Personen (20) betroffen. In den USA zeigte eine Auswertung von etwa 15.000 Personen eine erhöhte ALT und γGT bei jeweils etwa 13 Prozent (22). Populationsbasierte Studien aus Deutschland (Gutenberg-Herz-Studie, SHIP-Studie) ergaben erhöhte Leberwerte, insbesondere der ALT, bei jedem vierten bis fünften Probanden (1, 24).
Erhöhte Leberwerte sind prognostisch relevant, da sie mit einer deutlich erhöhten Mortalität einhergehen (22, 27). An mehr als 140.000 asiatischen Patienten wurde gezeigt, dass bereits Patienten mit hochnormalen ALT- und AST-Werten eine bis zu 18-fach erhöhte leberassoziierte Mortalität aufweisen (12). Laut zahlreicher Studien stellt eine isolierte Erhöhung der γGT einen kardiovaskulären Risikomarker dar (11).
Immer häufiger diagnostizieren Ärzte eine nicht-alkoholische Verfettung der Leber, die inzwischen als häufigste chronische Lebererkrankung gilt. / Foto: Adobe Stock/auremar
Zudem bedeuten normwertige Leberwerte nicht unbedingt eine normale Leberfunktion, da dennoch eine deutliche Entzündung oder Leberfibrose bis hin zur Leberzirrhose vorliegen kann. Daher sind vor allem bei einem sonografischen Befund einer Steatosis hepatis (Fettleber) weitergehende Abschätzungen des Fibrose-Grades mittels laborchemischer Scores (FIB-4, NAFLD Fibrosis Score) und nicht-invasive Bestimmung der Lebersteifigkeit mittels Elastografie entscheidend (21).