Was ist evidenzbasiert in der Onkologie? |
Für etliche Verfahren liegen zwar Studien zur Wirkung bei verschiedenen therapiebedingten Beschwerden vor. Die Leitlinienautoren stuften deren Qualität aber insgesamt als so gering ein, dass daraus keine Empfehlungen ableitbar waren (Tabelle 4).
Es wurden vielfältige Mängel identifiziert: Ein sehr häufiges Problem stellte eine nicht ausreichend große Studienpopulation dar. Dies kann zu einer Verzerrung der Ergebnisse aufgrund einer mangelnden Strukturgleichheit zwischen den Behandlungsgruppen führen, schränkt aber auch die Übertragbarkeit der Ergebnisse ein. Häufig erfolgte außerdem keine Fallzahlschätzung zur Sicherstellung einer ausreichenden Power der Studie. Weiterhin problematisch ist, dass in zahlreichen Studien die Rate der Abbrecher sehr hoch war und nur diejenigen Teilnehmer in die Auswertung einbezogen wurden, die bis zum Ende an der Studie teilgenommen haben.
Weitere Gründe für eine mindere Qualität waren eine unzureichende Beschreibung der Studienpopulation, fehlende Angaben zu Art und Herkunft der pflanzlichen Zubereitungen oder eine lückenhafte Beschreibung des methodischen Vorgehens. Bei einigen Studien gab es keine Verblindung und es wurden ausschließlich subjektive Ergebnisparameter erhoben. Mitunter wurden Therapieregime eingesetzt, die nicht mehr dem Standard entsprechen. Aufgrund dieser Mängel unterliegen die Studienergebnisse einem erheblichen Risiko für Verzerrungen.
Zwischenfazit: Für einige komplementärmedizinische Therapieverfahren aus der Gruppe der Spurenelemente und Phytotherapeutika werden in der Leitlinie positive Empfehlungen gegeben, die Empfehlungsstärke ist aber nur schwach. Auf der anderen Seite wird von CAM abgeraten, da diese keine Wirksamkeit gezeigt haben und häufig eher mit einem potenziellen Risiko verbunden sind. Für den überwiegenden Teil der Vitamine, Spurenelemente und Phytotherapeutika ist die Studienlage so schwach, dass eine Anwendung nicht bewertet werden kann.
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Die S3-Leitlinie »Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen« behandelt als Querschnittsleitlinie und aufgrund der Fülle komplementärmedizinischer Verfahren nur eine Auswahl solcher Behandlungsmöglichkeiten. Daher sei auf weitere Informationsquellen zur Bewertung von komplementärmedizinischen Verfahren verwiesen:
die Informationsplattform Onkopedia der Deutschen Gesellschaft für Molekulare Onkologie und Hämatologie: www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines
das Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie: www.kompetenznetz-kokon.de/fuer-betroffene/behandlungen