Was ist evidenzbasiert in der Onkologie? |
Bei den Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen wurden verschiedene Stoffe zur Linderung von Mukositiden bewertet. Eine Metaanalyse von fünf Studien zeigte keinen relevanten Einfluss von Zink auf das Auftreten Chemotherapie-induzierter Mukositiden.
In drei klinischen Studien wurde die Wirkung von Vitamin E auf die therapieinduzierte Mukositis untersucht (Tabelle 3). Zwar konnte die Einnahme in zwei von drei Studien die Häufigkeit von schweren Mukositiden verringern, allerdings weisen beide Studien gravierende qualitative Mängel auf.
Verfahren | Symptom (EL, KS) | Krebsart der Patienten | Kontext/Anmerkung |
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Aloe-vera-haltige Zubereitungen (Mundspüllösung, Rektalsalbe, Saft) | Schleimhautentzündungen (2b, SK) | Krebs | Chemo- und Strahlentherapie-induziert |
Baldrian | Ein- und Durchschlafstörungen (2b, K) | Krebs | unter tumorspezifischer Therapie |
Boswellia serrata (topisch) | Dermatitis (2b, SK) | Krebs | strahleninduziert |
Boswellia serrata | zerebrale Ödeme (2b, K) | Patienten mit Hirntumoren | |
Carnitin | Gewichtszunahme (2b, SK),Fatigue (1a-, SK),körperliche Aktivität, Funktionalität, Performance-Status (1b, SK),Muskelkraft, Griffstärke (2b, SK),Lebensqualität (1a-, SK) | Krebs | Untersuchungen zur Gewichtszunahme bei Krebspatienten mit Tumorkachexie |
Curcumin | Strahlentherapie-assoziierte Mukositis | Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren | |
Epigallocatechingallat (Grüner Tee) | Körpergewicht, -zusammensetzung (2b-, SK),Wundheilung, Lebensqualität (2b, SK),Prävention Radiotherapie-bedingter gastrointestinaler Beschwerden | Krebs | |
Ginkgo biloba | kognitive Beeinträchtigung (1b, SK) | Frauen mit Brustkrebs | Zytostatika-bedingt |
Isoflavone | Nebenwirkungen einer Androgendeprivation/-suppression | Patienten mit Prostatakarzinom | |
Mariendistel | therapiebedingte Beschwerden (2b, K) | Krebs | |
Rhabarber | Strahlentherapie-induzierte Lungentoxizität | Krebs | |
Natriumselenit | Chemotherapie-induzierte Mukositis (2b, SK),Regeneration von Neutrophilen und Thrombozyten, Komplikationen nach SZT (2b, SK), | Patienten mit AML oder ALL | nach Hochdosis-Chemotherapie + allogener SZT mit Selendefizit |
Natriumselenit | Infektionsrate, Ejektionsfraktion (1b, SK) | Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphom | unter CHOP-Therapieregime, unbekannte Selenspiegel |
Vitamin B6 | Hand-Fuß-Syndrom (2a, SK) | Krebs | |
Vitamin B12 | Polyneuropathie | Krebs | Ausnahme: Substitutionsbedarf wegen anderer Erkrankungen |
Vitamin B1+B6 | Neuropathie (2b, SK) | Krebs | |
Enzyme (Proteasen) | Nebenwirkungen einer Strahlentherapie(kein EL, SK) | Patienten mit verschiedenen soliden Tumoren | |
Heilpilze | Lebensqualität (2b, SK) | Krebs |
EL: Evidenzlevel, 1a: systematische Übersichtsarbeit von randomisierten klinischen Studien, 1b: einzelne randomisierte klinische Studien, 2a: systematische Übersichtsarbeit von randomisierten klinischen Studien niedriger Qualität, 2b: einzelne randomisierte klinische Studien niedriger Qualität, KS: Konsensstärke, SK: starker Konsens, K: Konsens, SZT: Stammzelltransplantation
Eine Kombination von Vitamin E und C wurde in einer weiteren Studie zur Linderung von Entzündungen der Mundschleimhaut im Rahmen einer Strahlentherapie untersucht. Auch hier verbesserte die Vitaminkombination zwar die Symptomatik, aber die Ergebnisse sind wegen qualitativer Mängel nur bedingt zuverlässig.
Neun weitere Studien untersuchten den Einfluss von Vitamin E auf das Auftreten einer Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie. Während in fünf Studien die Häufigkeit polyneuropathischer Ereignisse abnahm, trat dieser Unterschied in den anderen vier Studien nicht auf.
In drei klinischen Studien wurde die Wirkung von Vitamin E außerdem auf unspezifische Nebenwirkungen der Tumortherapie untersucht: kein relevanter Einfluss. Schließlich wurde in jeweils einer Studie der Einfluss von Vitamin E auf die Chemotherapie-induzierte Ototoxizität beziehungsweise therapiebedingte Hitzewallungen untersucht. In beiden Studien verringerte die Einnahme von Vitamin E die Häufigkeit der Beschwerden. Allerdings wurden auch bei diesen Studien gravierende Mängel festgestellt, die die Verlässlichkeit der Ergebnisse einschränken.
Schließlich wurde eine Kombination von Vitamin E mit Vitamin A bezüglich der Steigerung der Lebensqualität unter Strahlentherapie untersucht (Tabelle 2). Durch die Einnahme der Kombination wurden Lebensqualitätsparameter verbessert. Allerdings traten vermehrt Lokalrezidive auf und das progressionsfreie Überleben war verringert. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Vitamine die Wirksamkeit der Strahlentherapie beeinträchtigten.
Für eine Kombination aus Vitamin B12 und Folsäure identifizierten die Leitlinienautoren eine RCT, die Patienten mit Bronchialkarzinom oder Mesotheliom unter Chemotherapie einschloss. Diese untersuchte den Einfluss der Vitaminkombination auf das Gesamtüberleben, die Lebensdauer, eine Chemotherapie-bedingte Neutropenie und die Lebensqualität. In keinem dieser Endpunkte zeigte sich ein Vorteil.